sinniert
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Japanhäuser: Die weißen Villen am Ostseestrand
Die weißen Häuser von Timmendorfer Strand sind längst Legende. Genauer: die Japanhäuser. Der Unternehmer und Verleger Jürgen Hunke hat dort seine Vorstellung von japanischer Wohnkultur umgesetzt. Hochwertiger Kitsch oder coole Stil-Ikone? Und wie viel Exotisches verträgt die holsteinische Stadtlandschaft?
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Tote Helden sind die besseren Helden
Heute jährt sich zum 100. Mal die Großtat von Roald Amundsen (16. Juli 1872 – vermutlich 18. Juni 1928). Der Norweger erreichte in einem Wettlauf mit Robert Falcon Scott (6. Juni 1868 – 29. März 1912) als erster den geografischen Südpol. Die Geschichte ist seit 100 Jahren bekannt. Auch, dass der tote Scott postum den Sieger Amundsen ausstach. Und doch ist diese Geschichte wie so viele, deren Ausgang jeder kennt, immer wieder spannend und bewegend.
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Totensonntag versus Ewigkeitssonntag
Ein echter Totensonntag ist das heute: neblig, kalt, bedrückend. In den Kirchen werden die Namen der Toten des vergangenen Jahres abgekündigt, und für viele Menschen ist es ein Tag des Innehaltens. Andere, die noch keinen Todesfall in der Familie zu beklagen hatten, genießen einfach nur einen faulen Sonntag. Aber wie heißt der denn jetzt. Totensonntag? Ewigkeitssonntag? Manche nennen ihn auch Sparflammentag, weil die Welt ein wenig den Atem anhält.
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Im Klassikkonzert sind alle Köpfe grau
Demografische Beobachtungen in Chor und Publikum Es war wieder einer der besonderen Tage für uns Chorsänger. Nach wochenlangen Proben stand das Konzert an. Bach und Mozart und dazwischen eine kleine Symphonie. Dieses Zwischenspiel gibt den Chorsängern Gelegenheit, den Blick vom Dirigenten ab und dem Publikum zuzuwenden. Dabei fällt eine seltsame Diskrepanz auf – Demografie im klassischen Konzert.
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Die aberzogene Empathie
Wo bleibt unser Mitgefühl für die sogenannte Unterschicht? „Die sollen erst mal arbeiten.“ „Typisch Hartz IV“. Oder: „Selbst schuld.“ Sprüche, die die Spaltung unserer Gesellschaft in die da oben, die da unten und die, die fürchten, von da ob nach da unten zu fallen, auf den Punkt bringen. Ein Phänomen, das die „Zeit“ gerade in einem Artikel sehr tiefgründig beschrieben hat. Rohe Bürgerlichkeit: http://www.zeit.de/2011/39/Verteilungdebatte-Klassenkampf/ Was aber beflügelt den Klassenkampf von oben? Das unsichere Gefühl in Zeiten von Rettungsschirmen, die von hier bis zum Universum reichen, oder die Angst um den Abstieg. Ja, auch. Aber es sind vor allem die Medien und die Politiker. Und die Armen selbst.
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Elbphilharmonie: Wir brauchen große Architektur
Alle Jahre wieder hebt in Hamburg ein großes Wehklagen an. Das Prestige-Objekt der Stadt wird erneut ein paar Milliönchen teurer. Die Elbphilharmonie entpuppt sich als Fass ohne Boden. Seit dem Bürgerschaftsbeschluss 2005 erschrecken immer neue Horrormeldungen über Bauverzögerungen und Preisexplosionen die heimische Politik und die kritische Öffentlichkeit. Ich glaube, da muss Hamburg durch. Um eines dieser Bauwerke zu bekommen, die die Welt bewundert. Die die Welt unverbrüchlich mit einer Stadt verbindet. Wie den Petersdom mit Rom, den Eiffelturm mit Paris, das Opernhaus mit Sydney. Früher wurden große Bauwerke mit Blut und Tod derer bezahlt, die sie errichten mussten. Heute werden sie mit politischen Diskussionen bezahlt. Und natürlich wie schon seit…
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Eingedeutsches Der-Die-Das
Ein Blog-Artikel beschäftigt die Blogger-Welt: Ist Der-die-das Blog ein Ding oder ein Mann, genauer sächlich – also „das Blog“ – oder mannlich – „der Blog“. Losgetreten hat die Debatte Anantol Stefanowitsch in seinem Sprachblog (wie gut, dass dieser Satz für den wie das Blog gleichermaßen richtig ist). Hier der Text „Das Blog ist tot, es lebe der Blog“ zum Mitdiskutieren: http://www.scilogs.de/wblogs/blog/sprachlog/sprachgebrauch/2011-08-25/das-blog-ist-tot-es-lebe-der-blog Die Debatte zeigt ein Problem, das nicht so leicht zu lösen sein dürfte. Welches Geschlecht haben aus dem englischen eingedeutschte oder übernommene Begriffe? Das ist eine Frage, der sich semantisch nachgehen lässt. Welche Bedeutung hat das jeweilige Wort und welches Genus hat es. Die zweite Herangehensweise ist die über…
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Sintflut der Fotos
Ein kleines Erlebnis im Urlaub: In der Barbarossa-Höhle am Kyffhäuser kaufe ich eine Eintrittskarte und für zwei Euro eine Fotogenehmigung. Anmerkung auf der Rückseite: Fotografieren bitte nur ohne Blitz, die Veröffentlichung der Bilder ist untersagt (so die Kurzform, das Ganze war deutlich ausführlicher ausgeführt). Also rein in die Höhle, 1600 Asa eingestellt, Gorillapod unter die Kamera geklickt und fotografiert. Alle anderen haben auch auf den Auslöser gedrückt, auf den ihrer Handys oder Minikameras, und immer schön geblitzt dabei. Der junge Geologe, der durch die Unterwelt führte, hat’s einfach so hingenommen. Ritschratschclick im Digitalzeitalter Ich möchte ja nicht wissen, wie diese Fotos aussehen? Die Hälfte davon dürfte nicht zu gebrauchen sein,…
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Beten online ist wie Bloggen
Beten ist wie Bloggen. Zwiesprache mit jemandem halten, der kein Zwiegespräch führt, sondern irgendwo da draußen ist. Vielleicht antwortet er und schickt einen Kommentar. Ober aber er klickt meine Wort einfach nur an, liest sie und bewegt sie im besten Fall in seinem Herzen. Für den der betet, bloggt oder gar online betet aber sind alle drei Wege eine gute Möglichkeit, die Gedanken zu schärfen. Was will ich sagen? Was bewegt mich? Was wünsche ich mir? Nur wer sein Inneres versucht, in Wort zu fassen, hat genug durchdacht, was ihn bewegt. Da lob ich mir die Seite www.evangelisch.de Nicht nur, dass das Hansische Druck- und Verlagshaus (HDV), eine 100%ige Tochtergesellschaft…
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Wann stirbt meine Online-Existenz?
Ich habe viereckige Augen. Bin ein begeisterter Computernutzer – schon von Berufs wegen – und Online-Junkie. Ich betreibe einen Blog, bin in diversen Foren angemeldet, habe einen Twitter-Account, bin bei Facebook, bei Google registriert und bei Stayfriends. Ich habe ein Passwort für Ebay, eines für Amazon, diverse andere für andere Online-Anbieter und so weiter und so fort. Natürlich bewahre ich alle Passwörter und Nutzernamen so auf, dass niemand anders Zugriff darauf hat. Was aber, wenn ich selbst keinen Zugriff mehr habe? Weil ich zu krank dafür bin oder dement werde oder gar sterbe. Was wird mit allen meinen Accounts und Foren-Anmeldungen? Dümpeln sie auf ewig im Netz? Werde ich nach…