Wann stirbt meine Online-Existenz?
Ich habe viereckige Augen. Bin ein begeisterter Computernutzer – schon von Berufs wegen – und Online-Junkie. Ich betreibe einen Blog, bin in diversen Foren angemeldet, habe einen Twitter-Account, bin bei Facebook, bei Google registriert und bei Stayfriends. Ich habe ein Passwort für Ebay, eines für Amazon, diverse andere für andere Online-Anbieter und so weiter und so fort. Natürlich bewahre ich alle Passwörter und Nutzernamen so auf, dass niemand anders Zugriff darauf hat.
Was aber, wenn ich selbst keinen Zugriff mehr habe? Weil ich zu krank dafür bin oder dement werde oder gar sterbe. Was wird mit allen meinen Accounts und Foren-Anmeldungen? Dümpeln sie auf ewig im Netz? Werde ich nach einer bestimmten First automatisch hinausgeworfen, der Account gelöscht, wenn sich über Monate oder gar Jahre nichts tut?
Als echter Netz-Junkie googele ich das Problem. Unter den Suchwörtern Tod-Forum-Internet-Passwörter finde ich auf Position 3 nach „Mobiles Internet komplett tot – bitte um Hilfe“ und einer ähnlichen Seite „Nachlassverwaltung – wer erbt Passwörter?“ Klingt richtig. Unterpunkt „Internetleichen – Nachlassverwaltung in Zeiten des Web 2.0“.
http://www.magnus.de/news/hintergrund-internetleichen-nachlassverwaltung-in-zeiten-des-web-2-0-207425.html
Dort geht es unter anderem um Firmen, die digitale Nachlassverwaltung anbieten. Zugleich wird davon abgeraten. Weiter führt die Suche zu nichts. Also neue Suchwörter, diesmal Tod-User-Passwort. Wie ziemlich weit vorne ein interessanter Artikel.
http://www.freitag.de/alltag/0940-tod-facebook-user-accounts-testament-digitaler-nachlass
Ein spannender Artikel, der viele Frage aufwirft, aber wenige beantwortet. Unter anderem geht es darum, wie Angehörige sich fühlen, wenn sie wissen, dass ein geliebter Mensch zwar tot ist, im Netz aber endlos weiterlebt. Ein weitere wichtige Frage: Ist sichergestellt, dass Passwort-Nachlassverwalter-Firmen länger leben als ihre Kunden? Alles, was sich gefunden habe, ist unbefriedigend. Für mich bleibt nur eine Lösung: Über alle Online-Anmeldungen und Passworte genau Buch führen – am besten handschriftlich zu Hause – und den Verbleib dieses Papiers einem vertrauenswürdigen Menschen mitteilen. Dann muss der sich später damit herumschlagen. Aber anders geht es offenbar nicht.
Sehr ausführlich behandelt dieser Artikel das Problem:
http://www.datainherit.com/assets/files/Der_digitale_Tod%28Spitex-Magazin%29.pdf
2 Kommentare
Dieter Gotzen
Je mehr man hier liest, umso mehr interessante Themen fallen einem aus dem Bildschirm.
Hi Susanne,
ja, was passiert mit einem der aus dem Leben gerissen wird? Eine praktische Antwort gibt es auf der Seite: http://www.blogpimp.de
Erklärung: Lothar Baier verstarb im Herbst 2008, und entwickelte ziemlich schräge Themes für WordPress. Im Oktober 2008 verwendete ich zum ersten Mal WordPress, und als völlig unfähiger Programmierer fütterte ich meinen Blog mit einem Theme von Lothar. Ich hatte viele Fragen, bekam jedoch auf meine Mails keine Antwort. Zuerst war ich sauer, dann kam die Mitteilung über das Ableben des Programmierers. Quasi mitten in seinem Lebenswerk umgefallen.
Sein letzter Beitrag lautete: „Nein ich bin nicht tot – und auch nicht auf dem Mars!“.
Dann fielen die Spammer über die Seite her. Sieht man schön an den folgenden Kommentaren. Sehr schön sieht man aber auch wie die Menschen ticken, lesen und denken. Es wird im Internet nichts gelöscht. Dafür sorgen schon die unzähligen Backuparchive in den USA.
Mögen wir ewig Leben
Dieter
Anna
Gut, dass Sie auf das Thema hinweisen! Am Totensonntag (!), 26. November 2017, 16 Uhr, hält Gerda v. Radetzky den Vortrag „Auf ewig im Netz?“ auf der Messe „Mein letzter Weg“ nahe München in der Stadthalle in 85435 Erding. Diskutieren Sie mit: Wollen Sie Digitales leben oder sterben lassen? Eintritt frei.