Bratkartoffeln, Madame de Brats und Graf Stroganoff

Steak und Messer mit Kräutern

Es gibt Kalauer, die vergisst man sein Leben nicht. Bei mir ist es Madame de Brats, die Erfinderin der hochkant gebratenen Bratkartoffeln. Überhaupt, Gerichte, die nach Persönlichkeiten benannt sind, sind schon interessant.

Ich bin eine Frau, und als solche gehört es sich, auf die Benachteiligung von Frauen hinzuweisen und darauf, dass ihnen viel mehr Wertschätzung gebührt. Bevor ich zu Madame de Brats und den Bratkartoffeln komme, habe ich mir deshalb mal die Männer vorgenommen, nach denen Essen und Getränke benannt wurden. Und siehe da, selbst dort gibt es – Achtung, woker Begriff! – marginalisierte Frauen.

Wer war Helga von Molochowetz?

Nehmen wir das Boeuf Stroganoff, das säuerliche Rinderfiletspitzen-Ragout aus der russischen Küche. Natürlich ist das edle Gericht nach einem Kerl benannt, vermutlich nach Graf Grigorij Alexandrowitsch Stroganoff oder Graf Sergej Grigorjewitsch Stroganoff. Doch jetzt kommt das Aber: Erstmals erwähnt wurde das Gericht 1877 in einem Kochbuch von Helene von Molochowetz. Die kennt nur keiner mehr.

Ein bisschen einfacher geht uns der Name von Lady Grey über die Lippen. Die ist keineswegs ein Anhängsel des Earl Grey, Namensgeber eines schwarzen Tees mit Bergamotte. Lady Grey heißt ein zusätzlich mit Orange und Zitrone versetzter Tee, der angeblich für die Gattin vom Earl und nicht vor ihr kreiert wurde.

Bei den kulinarischen Heldinnen darf keinesfalls Madame de Brats vergessen werden. Die erfand die Bratkartoffeln, weshalb die in Wirklichkeit Bratskartoffeln heißen müssten. So jedenfalls ein Kalauer aus meiner Kindheit. Doch der ist offenbar falsch.

Die wahre Erfinderin der Bratkartoffeln

Ich muss mich bei Elfriede Brats entschuldigen. Denn entweder ist lag mit Madame de Brats falsch oder es gab zwei Erfinderinnen der Bratkartoffeln, die nichts voneinander wussten. Denn die sogenannten Bratskartoffeln sollen angeblich auf Elfriede Brats aus Österreich zurückgehen.

Frau Brats ist nicht der einzige verkannte Erfinder, bei dem Nachname und Zweck der Erfindung so zusammenfallen, dass der Mensch hinter der Funktion verschwindet. Wer weiß schon, dass Nils Bohr die Bohrmaschine erfunden hat (Achtung, Ironie) und die deshalb so heißt. Sonst hieße sie Löchermach-Maschine.

Wir wissen, dass Christian Buschmann 1821 die Mundharmonika erfunden hat. Hat er sie wirklich erfunden? Oder hat er Herrn Mund das neue Instrument abgeluchst und es als seine eigene Schöpfung ausgegeben? Das ist im Dunkel der Geschichte versunken.

Wie der Colt zu seinem Namen kam

Da hatte Wilhelm Conrad Röntgen mehr Glück. Seine Strahlen wurden nach ihm benannt und heißen deshalb Röntgenstrahlen. Manchmal geht’s auch andersherum. Dann wird eine Erfindung so sehr mit ihrem Erfinder verbunden, dass sich der Name der Erfindung ändert. So erging es dem Revolver – erfunden 1835 von Samuel Colt. Und das ist kein Witz.

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