„Gymnasium ist teuer“

Elternabend, Gymnasium, 7. Klasse. Als die Eltern nach dem Ende aus dem Klassenraum gehen, wissen sie: Es ist mal wieder an der Zeit, das Portemonnaie zu zücken. Außerdem empfiehlt es sich, Reserven anzulegen. Es kommt noch die eine oder andere Zahlungsaufforderung. „Gymnasium ist teuer“, hat der Klassenlehrer mit trockenem Humor bemerkt und sich die großen Grausamkeiten bis zum Schluss aufgespart.
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Zeit für eine Umstellung

Zwei Mal im Jahr kommt sie auf, die Forderung, die Zeit nicht mehr auf Sommer oder Winter umzustellen. Heute Nacht, besser heute morgen, haben wir die Uhren wieder mal umgestellt, und die nächsten zwei bis drei Tage werden hart. Unsere innere Uhr lässt sich nicht so schnell vor drehen. Die tickt sowieso anders, als es Schule und Beruf erfordern. Eine Klage.
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Mutters neues Schuljahr

Der erste Tag im neuen Schuljahr ist da. Nun beginnen sie wieder, die Leiden einer Schulkind-Mutter. Jeden Tag zu Kloppenburg, sorry, das heißt jetzt Rossmann, und unweigerlich kommt dann auch der Kampf mit der Klebefolie.

Tag 1: Anruf im Büro. Mama, ich brauche ein Heft DIN A 4, liniert mit Rand mit blauem Umschlag, ein Heft DIN A 5 kariert ohne Rand mit gelbem Umschlag und ein Heft DIN A 4 kariert ohne Rand mit rotem Umschlag, dann eine blaue und eine gelbe Sammelmappe und einen grünen Schnellhefter, außerdem einen Collegeblock. Also rein in die Schlange all der Schulkinder und Mütter, die ihre Listen abarbeiten. Eine Liste gibt es allerdings ab Klasse 6 bei uns nicht mehr, sondern mit jeden Tag der Woche mit jedem neuen Fach eine neue Anforderung, was umgehend und bis zum nächsten Tag zu kaufen sei.

Tag 2 bis 5: Anruf im Büro. Wahlweise werden benötigt ein Vokabelheft und noch ein Vokabelheft, ein Notenheft DIN A 4 – das erfordert einiges an Sucharbeit – ein Bleistift Härte A oder B oder AB, dann noch einmal ein Heft DIN A 4 liniert ohne Rand, diesmal mit einem gelben Umschlag, und ein Heft DIN A 5 liniert ohne Rand mit grünem Umschlag, dazu noch einmal zwei Schnellhefter, einer blau, einer grün, und zwei Sammelmappen, was auch nichts andere ist als ein Schnellhefter, das  muss man nur wissen.

Irgendwann zwischen Woche 1 und Woche 3: Jeden Tag kommt das Kind mit einem anderen Lehrbuch nach Hause. Und jeden Abend hockt Mutter auf dem Fußboden und kämpft mit selbstklebender Einschlagfolie und Schere. Denn merke: Das Kaufen von Heften und das Einschlagen von Büchern hat immer, ich betone immer, von einem Tag auf den anderen zu erfolgen. Ob das die Lehrerin will oder das Kind, bleibt schleierhaft.

Doch seid getrost, ihr gestressten Mütter, irgendwann ist jedes Heft vorhanden und jedes Buch eingeschlagen, und dann beginnt das Schuljahr richtig und die Probleme nehmen nicht ab, sondern sehen nur anders aus. Schule ist und bleibt halt ein Abenteuer, nicht nur für die Kinder.

 

Brauchen wir Schulfotografie?

Vier Jahre Grundschule, vier Jahre lang jedes Jahr das selbe Spiel: Das Kind kommt heim, erzählt, dass morgen der Fotograf komme, es gut frisiert und gekleidet sein müsse. So sicher wie das Amen in der Kirche kommt nach dem Besuch des Schulfotografen eine Mappe mit ein paar Porträts in Sepia, ein paar in Farbe, zwei Bögen mit selbstklebenden Winzlings-Passfotos, ein Klassenbild und eine Rechnung über einen Betrag irgendwo zwischen 16 und 29 Euro. Das Geld sei abgezählt in einem Briefumschlag mit Name und Klasse des Kindes abzuliefern. Dazu der Hinweis, die Bilder müssten nicht gekauft werden (aber gut und richtig sei es doch).

Zugegeben, die Fotos haben mir immer gefallen, das Kind ist aber auch sehr fotogen. Ein wenig geärgert habe ich mich jedes Mal über die Selbstverständlichkeit, mit der der Kauf vorausgesetzt wird. Mit jedem Jahr habe ich das Mäppchen stärker aussortiert, mehr Bilder zurückgehen lassen und mich über die, die ich behalten habe, gefreut. Mein Verhältnis zu Schulfotografie ist gespalten.

Sinn oder Unsinn?

Brauchen wir jedes Jahr neue Fotos? Eigentlich nicht. Ich bin selbst Fotografin, fotografiere mein Kind oft und gern. Andererseits weiß ich selbst, wie gern ich auch nach 30 oder 40 Jahren noch meine Klassenfotos, die Gruppen- und Einzelfotos von der Konfirmation und vom Tanzstunden-Abschlussball (das gab es in meiner Jugend noch) herauskrame. Und wie gern meine Tochter diese alten Bilder betrachtet, nicht ohne die Bemerkung, wie seltsam unsere Kleidung und Frisuren damals aussahen.

Insofern ist meine Einstellung zu Schulfotos gespalten. Damit bin ich offenbar eine Ausnahme, denn eine Untersuchung der TNS Infratest Sozialforschung hat eine überwiegende Zufriedenheit der Eltern mit diesen Bildern festgestellt (http://www.bvds-ev.de/files/Studie.pdf). Aber elf Prozent der Befragten fühlte sich auch unter Kaufzwang gesetzt.

Warum macht die Schule das?

Für die Schule sind die Fotoaktionen Aufwand. Trotzdem machen es fast alle. Denn die Schulen haben etwas davon, werden von den Unternehmen mit Sach- oder Geldleistungen unterstützt. Die wenigsten Eltern wissen davon. Mehrfach diskutiert wurde in den vergangenen Jahren, ob diese Art der Unterstützung etwas mit Vorteilsnahme oder Bestechung zu tun hat, denn der Markt ist hart umkämpft. Schulfotografen, die den Zuschlag an einer Schule bekommen, haben dort das Monopol, und was einmal gut funktioniert, ändern beide Seiten nicht.

Etwas merkwürdig ist es in meinen Augen aber, dass die Schule sich zum Erfüllungsgehilfen der Fotografen macht: Unterrichtszeit wird zur Verfügung gestellt, die Kinder klassenweise vor die Kamera geschickt, das Geld eingesammelt.

Der BGH hat kürzlich einen Freispruch des Landgerichts Hildesheim aufgehoben. In dem Verfahren waren zwei Schulfotografen vom Vorwurf der Bestechung freigesprochen worden. Das sah der BGH anders, nun muss in Hildesheim neu verhandelt werden. Einwand des BGH unter anderem: Es sei nicht von Belang, ob“der Abschluss eines derartigen Vertrages schulverwaltungsrechtlich überhaupt zulässig ist.“ Tatsächlich haben die Kultusverwaltungen der Länder nichts gegen die Schul-Fotografen-Symbiose.

Es gibt eine Alternative

Heutzutage gibt es in jedem Haushalt einen Fotoapparat oder zumindest ein Fotohandy. Sollen die Eltern ihre Kinder doch selbst fotografieren. Und für die Schule gilt – und das deckt sich mit meiner Erfahrung – das Klassenfotos nur dann einen Sinn haben, wenn dazu alle Namen der abgebildeten geliefert werden. Und das kann nur ein Jahrbuch oder etwas ähnliches, in dem Klassenfotos und Namen verzeichnet sind. Am Gymnasium unserer Tochter gibt es so etwas. Das macht mehr Arbeit, bringt aber allen mehr. Dann kann getrost auf die Schulfoto-Mappen verzichtet werden.

Heike von Köln-Format hat mit einem Artikel „Lieber Kindergartenfotograf“ das Thema ganz anders dargestellt – sehr amüsant und lesenswert.

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