Totensonntag versus Ewigkeitssonntag

Ein echter Totensonntag ist das heute: neblig, kalt, bedrückend. In den Kirchen werden die Namen der Toten des vergangenen Jahres abgekündigt, und für viele Menschen ist es ein Tag des Innehaltens. Andere, die noch keinen Todesfall in der Familie zu beklagen hatten, genießen einfach nur einen faulen Sonntag. Aber wie heißt der denn jetzt. Totensonntag? Ewigkeitssonntag? Manche nennen ihn auch Sparflammentag, weil die Welt ein wenig den Atem anhält.

Ich kenne nur den Totensonntag. So hieß das bei uns zu Hause. Und wie man es in der Kindheit lernt, so bleibt es oft fürs ganze Leben. Und so sehe ich mich immer einer automatisch ausgesprochenen Korrektur gegenüber: Wenn ich im Kirchenchor oder in dessen Dunstkreis über den Totensonntag spreche, hallt es sofort aus irgendeiner Ecke: Ewigkeitssonntag. Inzwischen habe ich mich schon fast daran gewöhnt.

Richtig sind beide Bezeichnungen. Ein wenig Recherche im Internet bringt zutage, dass der Tag noch mehr Namen hat: „Christkönigsfest – Tag der Entschlafenen“ oder, bei den Orthodoxen, Tag des Gerichts. Die Tradition, den letzten Tag des Kirchenjahres den Toten zu widmen, geht auf die Preußen zurück. Genaueres zur Geschichte findet sich hier, im Heiligenlexikon:

Aber wie ist es nun richtig? Totensonntag? Ewigkeitssonntag? Ich will keinem von beiden den Vorzug geben. Der Totensonntag hat den Vorteil, dass hier klar gesagt wird, worum es geht. Das mag ich. Kein Beschönigen, sondern einfach den Tag so bezeichnet, wie er verbracht werden soll: im Gedenken an die Toten. Der Ewigkeitssonntag enthält eine Verheißung. Nach dem Tod kommt das ewige Leben. So verspricht es der christliche Glaube.

Wie auch immer der Tag nun heißt, er gebärdet sich heute ganz gemäß seinem Namen: kalt, bedrückend, ruhig, irgendwie auf Sparflamme dahinfließend.

PS. Das Rechtsschreibprogramm von Blog-Desk, auf dem dieser Text geschrieben wurde, kennt den Ewigkeitssonntag nicht. Offenbar ist der Totensonntag doch deutlich bekannter.

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