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Spagat beim Urheberrecht
Alle debattieren über das Urheberrecht. Sie hauen sich offene Briefe um die Ohren, legen Bekenntnisse ab, starten Unterschriftenaktionen. Ich schaue mir das alles aus der Ferne an und versuche, mir eine Meinung zu bilden. Ich bin selber Urheber, lege hier aber Wert auf die Feststellung, dass das ein Zustandsbeschreibung ist und kein Beitritt der Aktion „Wir sind Urheber“. Ich weiß nämlich trotz aller Diskussionen und Beiträge, die ich zu dem Thema gelesen habe, immer noch nicht, was ich meinen soll.
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Ich war noch niemals in – ja wo denn?
Gerade habe ich in Jan Weilers „Buch der 39 Kostbarkeiten“ einen Text gelesen, in dem es darum ging, was er noch nie in seinem Leben getan oder erlebt hat. Zum Beispiel hat er laut seinem Text noch nie eine Fliege getragen. Während des Lesens habe ich darüber nachgedacht, was ich eigentlich in meinem Leben noch nie erlebt oder gemacht habe. Da musste ich lange nachdenken, und so richtig viel ist dabei nicht herausgekommen. Immerhin: Ich war noch niemals in New York. Und sonst?
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Hungerstreik beendet: Norbert Denef isst wieder
Vor 46 Tagen habe ich hier über Norbert Denef berichtet, einen Mann, der für seine Überzeugung in den Hungerstreik getreten ist. Das Missbrauchsopfer der katholischen Kirche hat nichts mehr gegessen, um dafür zu kämpfen, dass die Verjährung für sexuellen Missbrauch aufgehoben wird. Nie hätte ich gedacht, dass Denef so lange durchhält. Sein Ziel hat er nicht erreicht, aber den Hungerstreik dennoch abgebrochen.
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Berlins ganz, ganz flotte Stadtverwaltung
Große Dinge kündigen sich an: Die französische Verwandtschaft kommt zu Besuch und soll natürlich etwas geboten bekommen. Also steht eine Drei-Tages-Fahrt nach Berlin auf dem Plan. Ich selbst war schon jahrelang nicht mehr da. Da ist der französische Besuch doch ein guter Anlass, das nachzuholen. Wir wollen mit dem Auto fahren, mit dem aus Frankreich. Und was braucht man dazu? Genau: eine Feinstaubplakette. Und die kam so schnell wie der Feinstaub vom Wind verweht wird.
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Noten im Netz – frei zum Download
„Vervielfältigungen jeglicher Art sind gesetzlich verboten/Any unauthorized reproduction ist prohibited by law“ – so oder ähnlich steht es unten auf jeder ersten oder einer anderen Seite von gedruckten Noten. Kaum irgendwo wird das Urheberrecht so streng gehandhabt wie von Notenverlagen. Doch es gibt eine legale Alternative – freie Chornoten für alle.
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Im Gleichschritt marsch – für Pferde
Alle Jahre wieder am 14. Juli ist es bei uns zu Hause Pflicht, vormittags französisches Fernsehen zu sehen. Der französische Gatte steht dann stramm zur Militärparade anlässlich des Nationalfeiertages. Auf französisch heißt das etwas netter Défilé und hatte dieses Jahr für Pferdefreunde wie mich ein besonderes Bonbon im Angebot. Die Quadrille der Garde Republicaine. Wer geglaubt hat, nur die Engländer hätten diese wunderbaren Pferdeparaden zur Perfektion getrieben, der muss sich diese Show ansehen. Was das besondere daran ist: Die Pferde bewegen sich im Gleichschritt. Ich habe es staunend beobachtet. Da gab es ganz große Dressur zu sehen, Passagen, Traversen, fliegende Galoppwechsel im Zweiertakt, und das alle tatsächlich im Gleichschritt. Eine…
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100 Jahre – 100 Bücher
Wer suchet, der findet. Nur nicht das, was er gesucht hat. Beim Stöbern in meinem umfangreichen Archiv ist mir heute eine Liste in die Hände gefallen, die die Stiftung Lesen vor einigen Jahren herausgegeben hat. „Das 20. Jahrhundert in 100 Romanen“ listete in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung die 100 Romane auf, die das 20. Jahrhundert widerspiegeln. Das ist aber nicht die einzige Liste der 100 wichtigen Bücher des 20. Jahrhunderts und der Jahrhunderte davor.
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Blinder Fleck Zivilprozess
„Der blinde Fleck“, das Blog der „Initiative Nachrichtenaufklärung“, hat heute seine Top 10 der vergessenen Nachrichtenthemen vorgestellt. Auf Platz 5 liegen die „Vergessenen Zivilprozesse“. Aus jahrelanger Prozessberichterstattung weiß ich genau, warum die Justiz jenseits der Strafprozesse von den Medien links liegen gelassen wird. Es ist einfach kaum möglich, ihnen zu folgen, geschweige denn, über sie zu berichten. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.
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Bitte kein Bravo, Bravissimo ins Pianissimo
Ich war gestern Abend in der Oper unter freiem Himmel. Die Premiere von Verdis Oper „Nabucco“ ging über die Freilichtbühne am Großen Eutiner See. Die Eutiner Festspiele haben mir einen unvergesslichen Abend beschert mit wunderschöner Musik, einem erstklassigen Orchester, einem ganz, ganz großartigen Chor – Verdi muss Chöre gemocht haben, er hat ihnen in dieser Oper wunderbare Melodien geschrieben – und hörenswerten Solisten. Und doch habe ich mich geärgert.
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Kunst auf dem Bau: Die Fremden
Ich bin ein großer Fan von Kunst am Bau. Die Pflicht öffentlicher Bauherren, einen gewissen Teil der Bausumme – in der Regel ein Prozent – für Kunst auszugeben, ist in meinen Augen eine Art Künstler-Arbeitslosenversicherung. Sie verschafft Künstlern, vor allem denen, die große Werke schaffen, eine Gelegenheit, diese auch zu verkaufen. Andererseits schafft die Kunst am Bau Kunst einen öffentlichen Raum und bereichert unsere Städte mit Kultur. Meine Lieblings-Kunst-am-Bau steht in Lübeck