Feste, Konzerte, Feten

Brille online

Eine Brille tragen zu müssen ist ein potentielles Armutsrisiko. Mit zunehmendem Alter umso mehr, denn eine ordentliche Gleitsichtbrille bei gleichzeitiger starker Kurzsichtigkeit ist beim Optiker – ob um die Ecke oder von einer großen Kette – kaum unter ein paar hundert Euro zu haben. Meine erste Gleitsichtbrille war so teuer wie vor fast 30 Jahren mein erstes Autos. Zugegeben, die Preissteigerungsrate eingerechnet, gibt es für diesen Preise heute nur noch einen Schrotthaufen. Trotzdem, knapp 1000 Euro für eine Brille hinblättern zu müssen, nur damit man lesen kann und trotzdem nicht gegen jeden Laternenmast läuft, ist schon bitter.

Woher der Preis kommt, ist mir ehrlich gesagt, ziemlich schleierhaft. Ich weiß, dass ein Brillengestell in der Herstellung weit unter 100 Euro kostet. Ich weiß zwar auch, dass gute Gläser teuer sind, ab sooo teuer? Kunststoff, hochbrechend, entspiegelt, versiegelt, getönt, dafür muss man schon ziemlich tief ins Portemonnaie greifen.

Wagnis Online-Optiker

Es gibt eine Alternative. Online-Optiker. Wagen oder nicht? Ich habe es gewagt. Gut, für die angepriesenen 79 Euro ist eine Gleitsichtbrille für meine Werte – oben -6,5, unten +4,5 – auch dort nicht zu haben. Aber für 169 Euro. Der Versuch war’s mir wert. Falls es schief gegangen wäre, hätte ich eine Ersatzbrille gehabt. Die brauche ich sowieso. Also habe ich mich bei einem Online-Optiker angemeldet. Habe mein Foto hochgeladen (gut, dass es niemand sonst zu sehen bekommt) und mir online eine Brille angepasst. Werte laut Verordnung des Augenarztes eingegeben. Einer davon, den des Pupillenabstandes, sollte man vorher von einem Optiker feststellen lassen. Das habe ich dann doch nicht gemacht, kann ja schlecht zum Optiker gehen und sagen „Messen Sie mal meinen Pupillenabstand, damit ich mir eine Brille im Internet bestellen kann.“ Zum Glück war der Pupillenabstand im alten Brillenpass eingetragen. So sehr, dachte ich, könne mein Gesicht wohl kaum auseinander gegangen sein.

Alles gut

Bestellung abgeschickt. Gewartet. Brille angekommen. Made in China. Aufgesetzt. Passt, sieht gut aus, ich kann gut sehen. Alles bestens. Ergo: Auch Blindfische müssen nicht verarmen, wenn sie eine neue Brille brauchen. Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum es nicht auch hierzulande, beim Optiker um die Ecke, etwas billiger geht als für den Preis eines 30 Jahre alten Autos.

Fazit: Ich werde auch meine nächste Brille online kaufen. Der Preis ist unschlagbar, das Ergebnis stellt mich rundherum zufrieden.
Gekauft habe ich meine Brille bei http://www.my-spexx.de/

Das Thema beschäftigt auch andere Blogger:

http://steffis-welt-der-wunder.blogspot.com/2011/07/misterspex-brillen-online-kaufen.html

http://kathiskreativsammlung.blogspot.com/2011/07/brillen-online-bestellen-mister-spex.html

http://violett-seconds.blogspot.com/2011/05/brillen-online-bestellen.html

http://www.cafeglobal.at/index.php/brille-online-anprobieren-und-bestellen

 

Die Wiederkehr des Augenlichtes

Über 35 Millionen Menschen auf der Welt sind blind. 90 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsländern. Viele können nach einer Operation wieder sehen, denn sie leiden unter dem grauen Star (Katarakt), einer Trübung der Linse. Doch oft fehlen Wissen und Geld, um diese Krankheit zu heilen. Hinzu kommt, dass Hospitäler und Fachärzte für die Landbevölkerung in Entwicklungsländern kaum erreichbar sind. Die Christoffel Blindenmission (CBM), eine freie Dienstgemeinschaft von Christen unterschiedlichen Glaubens, hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Menschen zu helfen. Mitten im ghanaischen Busch, in Agogo, macht ein deutscher Augenarzt Blinde wieder sehend.

Afia Birago (63) kann wieder sehen. Zweieinhalb Monate lang war die Bäuerin blind, konnte nur hell und dunkel unterscheiden. Einzelheiten ihrer Umgebung blieben ihr verborgen. Die Farmerin aus der Brong-Ahafo-Region in Ghana konnte ihre Felder nicht mehr bestellen, nicht mehr kochen, keine weiten Wege mehr gehen. Eine Katastrophe in einem Land, in dem die Mehrheit der Menschen von dem lebt, was auf Feldern wächst, die weit entfernt von ihrem Zuhause liegen. Afia Birago, Mutter von acht Kindern, leidet am grauen Star. Der deutsche Augenarzt Klaus Ellendorff hat ihr das Augenlicht zurückgegeben.

Afia Biragos Tochter Akna Adowaa (42) hat ihre Mutter ins Hospital von Agogo (25 000 Einwohner) gebracht. Das vor über 60 Jahren von den Baseler Missionaren gegründete Krankenhaus, drei Stunden von der Hauptstadt Accra entfernt, ist im ganzen Land und über die Grenzen Ghanas hinaus berühmt. Wegen seiner gut ausgestatteten Augenabteilung, an der seit 1964 europäische Augenärzte arbeiten. Finanziert wird der Einsatz des Arztes von der Christoffel Blindenmission, Betreiber des Krankenhauses ist die Presbyterian Church of Ghana.

Wie Afira Birago kommen täglich rund 100 Kranke in die Augensprechstunde des Agogo Hospitals. Die Menschen hier leiden unter Grauem Star oder Glaukom, hohem Augeninnendruck, der die Sehnerven bis zur Blindheit zerstört, auch Grüner Star genannt. Tumore kommen ebenso vor und Flussblindheit, ausgelöst durch den Stich der Kriebelmücke, die an schnell fließenden Gewässern lebt.

Anders als in Europa oder Nordamerika kommen die Menschen in Ghana erst zum Arzt, wenn es gar nicht mehr anders geht. Kein Wunder, sind doch die Ansprüche an das Sehen in den Entwicklungsländern längst nicht so hoch. Kaum jemand liest – 40 Prozent der Menschen sind Analphabeten – oder sieht gar fern. Die wenigsten Dörfer sind bisher an das Stromnetz angeschlossen.

Im Gegensatz zum Glaukom, bei dem der Arzt nur retten kann, was noch nicht zerstört ist, gelingt es Ellendorff und seinem Team bei den Katarakten, den Menschen ihr verlorenes Augenlicht wiederzugeben. Bei Afia Birago hat der Arzt Grauen Star an beiden Augen festgestellt. Sogar mit bloßem Auge lassen sich die weißen, eingetrübten Pupillen in ihren braunen Augen erkennen. Gleich für den nächsten Morgen wird die Patientin auf die Operationsliste gesetzt.

Was der Operateur zu tun hat, klingt simpel, ist aber kompliziert. Das Auge wird am Rand der Hornhaut eröffnet, die getrübte Linse mit einem vereisten Stäbchen angefroren und herausgezogen. Danach wird wieder zugenäht. Eine filigrane Arbeit, die viel Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand erfordert. Operiert wird unter dem Mikroskop. Bei Afia Birago wird zunächst die getrübte Linse eines Auges entfernt.

Drei Tage später: Der Optiker des Krankenhauses passt Afia Birago ihre neue Brille an, die er aus Rohlingsgläsern und Brillengestellen selber herstellt. Dicke Gläser mit über zehn Dioptren ersetzen die entfernte Linse. Afia Birago kann wieder sehen. Zunächst nur auf einem Auge, beide Augen operieren zu lassen, war ihr zu teuer, denn die Operation muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Eine Krankenversicherung gibt es in Ghana nicht.

Deutlich ist die getrübte Linse zu erkennen.
Deutlich ist die getrübte Linse zu erkennen.

Erst wenn die Operation des ersten Auges gelungen ist, die Patienten den Erfolg im wahrsten Sinne des Wortes sehen können, entschließen sich viele, auch das zweite Auge operieren zu lassen. Diese OP ist etwas teurer. „Weil die Menschen dann nicht mehr blind sind“, erläutert Ellendorff.

Afia Birago hat das Krankenhaus nach zehn Tagen verlassen. Ohne fremde Hilfe. Sie hat ihren Weg wieder klar vor Augen.

Afia Birago und ihre Tochter Akna Adowaa (links)
Afia Birago und ihre Tochter Akna Adowaa (links)
Die Operation erfolgt unter dem Mikroskop.
Die Operation erfolgt unter dem Mikroskop.

Anmerkung: Dieser Artikel ist 1994 erschienen. Dr. Klaus Ellendorff praktiziert inzwischen als niedergelassener Augenarzt in Lüneburg. Seinen Platz in Agogo haben andere Augenärzte eingenommen. Außerdem hat er während seiner Zeit in Ghana einheimische Ärzte ausgebildet, die seine Arbeit fortführen.


Seit vier Jahren gibt es eine Krankenversicherung in Ghana, die etwa 40 Prozentder Bevölkerung haben und die für einen Großteil der Behandlung zahlt.


Die Patienten in Afrika erhalten mittlerweile statt dicker Brillen Kunstlinsen, wie es in Europa und Nordamerika schon lange üblich ist.

Weitere Informationen über die Arbeit der Christoffel Blindenmission:
www.cbm.de
Das Agogo Presbytarian Hospital
http://www.agogopresbyhospital.org/?q=node/21

Stil-Sünden im Sommer

So kommt der Herr stilecht daher. Sie hat sich dagegen mindestens in der Farbe vergriffen.
Stil oder Nichtstil? So kommt der Herr stilecht daher. Sie hat sich dagegen mindestens in der Farbe vergriffen.

Kaum klettert das Thermometer über 20 Grad, scheint es keine Spiegel mehr zu geben. Ein Gang durch die Stadt offenbart Stil-Sünden von Weiblein und vor allem Männlein, wie sie schlimmer nicht sein können.

Wir Frauen neigen zu falscher Selbsteinschätzung. Oder wie unsere Oma immer sagte: Nichts gegen Beine, aber Gurken gehören ins Glas. Wer Mini trägt, sollte makellose Beine zeigen, und bauchfrei sieht nur bei derjenigen gut aus, die bauchfrei ist. Nicht jede, die ein Schlauchkleid trägt, schafft es, den Bauch weit genug einzuziehen. Und Söckchen zu Sandalen gehen gar nicht, ohne geht’s aber auch nicht, ohne sich Blasen zu holen. Und so kann ich zumindest gut nachfühlen, warum manche Frauen auf die textile Hülle am Fuß nicht verzichten wollen. Für das Auge ist aber kein Genuss. Es bleibt die alte Erkenntnis: Wer schön aussehen will, muss leiden.

Aufmerksamkeit verdient auch das Obenherum.  Tops sind nur topp, wenn aus ihnen keine Schwabbelarme hervorschauen. Alles, was zu eng oder zu weit ist, sieht nicht gut aus. Wer dünne Stoffe trägt, muss auf das Darunter achten, nichts ist schlimmer, als bunte Blümchen, die durch den weißen Hosenstoff blinzeln. Hervorlugende BH-Träger aus durchsichtigem Plastik sehen genauso störend aus wie der Tanga-Bund, der aus der Hose hervorlugt.

Die Stil-Sünden der Männer sind bei Sommerhitze aber noch viel schlimmer. Vor allem, wenn sie zu kurzen Hosen greifen. Die kurze Hose für den Mann, die wirklich gut aussieht, muss erst noch erfunden werden. Absolut unakzeptabel sind knappe weiße Höschen, die aussehen wie vom Tennisplatz oder aus der Mottenkiste der 70er-Jahre, schlabberige Bermudas und bunte Spielhöschen. Verschlimmern lassen sich diese Modesünden nur noch mit dem unpassenden Schuhwerk. Socken – womöglich noch in Weiß – in Sandalen? Schrecklich. Socken in bevorzugt schlammbraunen ausgelatschten Halbschuhen gröberer Machart zur kurzen Hosen? Unmöglich. Wenn dann noch der Bauch über den Hosenbund hängt und zwischen Hosenunterkante und Sockenoberkante die weißen Stachelbeerbeine zur Schau getragen werden, wendet sich der Betrachter mit Grausen.

So bitte nie
So bitte nie

 

Kniestrümpe - nur so akzeptabel

 

Badeschlappen sind zwar bequem, aber keine wirkliche Alternative Sie gehen gerade noch, wenn Männerfüße gepflegt und die Schlappen einigermaßen ansehnlich sind und nicht aus dem Ein-Euro-Laden kommen. Aber die Schlappen sollten doch der Freizeit vorgehalten bleiben.

Auch wenn’s heiß ist, liebe Männer: Eine ordentlich lange Hose mit leichten Halbschuhen sollte es beim Stadtspaziergang oder bei der Arbeit schon sein. Dazu ein gut geschnittenes Polohemd. Am Strand dürft Ihr dann oben herum blank ziehen und unten herum bunte Bermudas tragen.

Stil-Sünden sind natürlich kein reines Sommerphänomen. Jetzt tritt es nur mehr zutage, weil nicht das Mäntelchen der kalten Jahreszeit die schlimmsten Modesünden im Freien bedeckt.

Über die Stil-Sünden des Sommers haben sich außer mir auch schon andere Gedanken gemacht:

http://www.fashionpuppe.com/2011/04/mannermodeimsommer/

http://www.erdbeerlounge.de/mode-trends/Stilsuenden-im-Sommer-_a719/site1-0-0

Wer kennt noch mehr?

Tragt mit mir die Top-Ten der Sommer-Stilsünden für Männer und Frauen zusammen.

Kurze Kulturgeschichte der Textübertragung

Ab und zu – beim Mittagessen in der Redaktion – kommt diese „Weiß-Du-noch“-Phase. Dann erzählen die alten Hasen den jungen Kollegen, wie früher Text und Bilder ihren Weg vom Arbeitsort des Redakteurs in die Zentrale gefunden haben. Im Nachhinein lässt sich nicht mehr jede Veränderung genau datieren, doch ich versuche hier einfach mal den Rückblick auf 30 Jahre Arbeit in Außenredaktionen.

Einst spielte das Telefon die wichtigste Rolle bei der Textübertragung. Und die Schallplatte. Große Scheiben, die in einem speziellen Gerät steckten und immer wieder neu über die Telefonleitung besprochen werden konnten. Eine Sekretärin mit Kopfhörern saß anschließend davor und tippte den Text ab. Vom diktierenden Redakteure wurde klare Aussprache verlangt und das flotte Buchstabieren jedes fraglichen Wortes. Meier – Martha-Emil-Ida-Emil-Richard. Ich kann bis heute das deutsche Buchstabier-Alphabet rauf und runter. Glücklich der, der beim Diktieren gemütlich in irgendeinem Außenbüro sitzen konnte, die Füße hochgelegt, das Manuskript auf den Knien und – seien wir ehrlich – so mancher Text wurde auch flott von der eingeschickten Pressemitteilung abgelesen und nicht selbst formuliert. Sah ja keiner. Ganz pfiffige Kollegen, zumeist solche, die auf Radio-Erfahrung zurückblicken konnten, formulierten völlig frei. Ich kannte mal einen alten Hasen, der sprang nach einer Kreistagssitzung in eine Telefonzelle, gab seinen Text aus dem Kopf durch, legte auf und verschwand in den Feierabend. Es gab aber auch frustrierende Erlebnisse. Wer viel durchzugeben hatte, quasselte sich mitunter den Mund fusselig. Umso ärgerlicher, wenn die Mühe umsonst war. Beim Vorlesen blickte ich eines Tages aus dem Fenster und sah draußen auf dem Platz vor dem Büro einen Bagger baggern. Ich diktierte und diktierte und diktierte. Am Ende, nach 40 Minuten, sagte ich der Sekretärin „So, das war’s“ Keine Antwort. Erst jetzt sah ich, dass der Bagger draußen vor dem Fenster seit geraumer Zeit an einem Telefonkabel zerrte.

Irgendwann tauchten die ersten Faxgeräte auf. Ungetüme, in die das Blatt Papier auf eine Rolle gespannt werden musste. Die drehte sich dann, und irgendwie und irgendwann war der Text in der Zentrale.

Dann kam eine technische Revolution. Ein kleiner Computer, eine Art früher Laptop, zunächst nur mit einigen wenigen Zeilen Text auf dem schmalen Bildschirm. Das Ding hatte einen Akustikkoppler. Der ähnelte überdimensionalen Handschellen mit zwei großen mit Gummidichtungen ausgelegten Kreisen an jedem Ende. Dahinein galt es, den Telefonhörer zu drücken. Der Koppler wandelte Text in Klickgeräusche um, die am anderen Ende der Leitung wieder in Text umgewandelt wurden. Aber wehe, wehe, wenn es zwischendurch in der Leitung knackte, was durchaus vorkam. Dann war dieses Textstück entweder zerhackt oder die ganze Übertragung unterbrochen.

Das Diktieren auf Schallplatte funktionierte wie das Übertragen mit Akustikkoppler auch aus einer Telefonzelle. Das Wort Telefonkarte war noch ein Fremdwort. Wer also seinen Text aus der Zelle schicken wollte, musste vorher einen Stapel Ein-Mark-Stücke bereit legen und während der Übertragung ständig Münzen nachwerfen.

Bei allen diesen Techniken der Textübertragung blieb ein Problem: Wie die Bilder transportieren? Je nach den örtlichen Gegebenheiten wurden sie entweder einem Linienbus oder einem Lokführer mitgegeben und am Zob oder Bahnhof von einem Redaktionsboten abgeholt. Deutliche Bildunterschriften waren zum Zwecke der Zuordnung immens wichtig. Das führte manchmal zu peinlichen Pannen. Ich sehe noch den Bildtext vor mir: „Karl Napf (dick, Brille, lacht) . . . Es stand so im Blatt.

Mit dem Ausbau der Datennetze endeten alle diese vorsintflutlichen Techniken der Textübertragung. Als 1990 die DDR-Grenze fiel und die ersten Westredakteure im Osten für Zeitungen im Westen arbeiteten, gab es noch einmal kurz einen Rückschritt: Jeden Mittag um 13 Uhr kam ein Taxifahrer und holte Manuskripte und Filme ab. Unterdessen bemühte sich ein Kollege, wenigsten einmal am Tag in der Zentrale anzurufen, um durchzugeben, was für die Seiten zu erwarten sei. Ein Stunden fressendes Unterfangen, schließlich musste ein Auslandsgespräch über marode Telefonleitungen geführt werden. Ich höre es noch heute, das Geräusch, dass mich sogar im Schlaf verfolgte: 0049-tut-tut-tut, 0049-tut-tut-tut, 0049-tut-tut-tut . . .

 

Reiten – das ist wie Fahrrad fahren

Sie hatten es mir vorher gesagt: Es ist wie Fahrrad fahren. Das verlernt man nicht. Wer einmal geritten ist, kann es für den Rest seines Lebens. So ganz mochte ich es nicht glauben, als ich mich nach 28 Jahren zum ersten Mal wieder auf ein Pferd gesetzt habe.

Wir hatten Pferde zu Hause. Erst Shetland-Ponys, dann Isländer, und ich habe reiten und laufen gleichzeitig gelernt. Ich habe als Kind auf Pferden gelebt. Mich hat nichts erschreckt und mir hat nichts Angst gemacht, was mit Pferden zu tun hatte. Ich bin oft runter gefallen, ohne dass es mir etwas ausgemacht hätte. Ich bin Reitjagden geritten, ich bin stundenlang auf dem Pferd unterwegs gewesen, entlang großer Straßen und Bahnlinien. Ich habe es genossen, auf einem durchgehenden Pferd zu sitzen, habe es einfach laufen lassen und entspannt die Geschwindigkeit genossen.

Dann kam der Beruf, und ich kam nie wieder auch nur in die Nähe eines Pferdes.

28 Jahre später. Meine Tochter lernt reiten. Ich gucke mir das an, nehme meinen ganzen Mut zusammen, fragte die Reitlehrerin, ob ich es wohl auch noch einmal wagen soll. Sie sagt, ich soll. Holt mir ein halbhohes Pferd, das ganz ruhig sei. Ich sitze auf. Und fühle mich halb gut, halb ängstlich. Ein paar Runden Schritt, dann Trab. Leichttraben. Geht prima. Ich krieg’s ohne Probleme hin. Und steige nach einer Stunde steifbeinig vom Pferd.

Muskelkater! Ich spüre Körperpartien, von denen mir nie bewusst war, dass es sie noch gibt. Das geht ein, zwei Wochen so, dann ist es vorbei. Ich reite und reite. Schritt, Trab, dann der erste Galopp. Wie habe ich das früher bloß hingekriegt, und das auch noch problemlos. Ohne Festhalten geht gar nichts. Doch, es geht. Ein paar Wochen später der erste freihändige Galopp. Kurz. Na also, geht doch.

Die Pferde sind weiter halbhoch. Ich fühle mich sicher so auf halber Höhe. Dann der Schock. Ein neues Pferd für mich. Eine Trakehner-Stute, groß, schwarz, stark. Da soll ich drauf? Ich wage es mit schlotternden Knien (was beim Reiten gar nicht geht, die Knie gehören an die Pauschen, die Unterschenkel an den Pferdebauch). Heute ist die Stute mein Lieblingspferd, ich fühle mich sicher auf ihr, sie geht perfekt an den Hilfen, reagierte auf jeden noch so kleinen Schenkeldruck und nervt mich höchstens durch ihr Phlegma. Sie an ihren faulen Tagen anzutreiben, ist richtiger, echter Sport.

Heruntergefallen bin ich noch nicht. Will ich auch nicht. Und was mich tröstet: Ein Berufsreiter in meinem Alter sagt mir kürzlich, nein, vom Pferd fallen müsse er nicht mehr. Deshalb überlasse er das Einreiten junger Pferde den jungen Pferdewirtinnen in seinem Stall. „In meinem Alter muss ich das nicht mehr haben.“ Recht hat der Mann. Den alten Reiterspruch „Wer noch nicht heruntergefallen ist, hat auch noch nicht drauf gesessen“ habe ich schließlich schon in jungen Jahren übererfüllt.

Zwischen diesen Bildern liegen über 30 Jahre

 

Reitjagd 1974 auf meiner Isländerstute Silka
Reitjagd 1974 auf meiner Isländerstute Silka
Auf dem Reitplatz 2010 auf Trakehnerstute Malaika
Auf dem Reitplatz 2010 auf Trakehnerstute Malaika

 

 

Besuch am Abend

Üblicherweise hängen sie am Horizont, schweben am Abendhimmel dahin, irgendwo weit weg: Heißluftballons, selten schön, weil mit Werbung beschriftet, aber doch immer faszinierend. Um wie viel faszinierender sind sie aus der Nähe. Glück hat, wer hinterm Haus einen Acker hat, der sich als Landeplatz anbietet. Dass der Ballon landen will, ist zunächst nicht offensichtlich. Als sei er gestrandet, hängt er mit dem Korb in der Ackerfurche, die geblähte Seide rund und  schön am Abendhimmel. Noch einmal und noch einmal gibt der Kapitän Feuer, strömt Gas in die Hülle, denkt der Beobachter, das Gefährt wolle abheben, könne es aber nicht. Und dann senkt sich der bunte Ballon langsam zu Boden. Ein Mann springt aus dem Korb, greift eine Leine, zieht, zieht, und die Seide fällt auf die Seite und in sich zusammen. Die Landung ist geglückt. Nun noch ein Anruf beim Begleitfahrzeug, Position durchgeben, dann einer beim Landwirt, dem der Acker gehört, falls es Schäden gegeben hat. Und keine halbe Stunde später sind Ballon und Korb im Hänger verstaut. Der Acker liegt wieder da, als wäre nichts geschehen.

Flinke Füße

„Du siehst aus, als hättest Du einen Stock verschluckt.“ Etwas Schlimmeres kann man einem Tänzer nicht sagen. Es sei denn, er tanzt irisch. Den Riverdance zeichnet aus, dass die Füße flink bewegt werden, aber der restliche Körper möglichst ruhig gehalten wird. Eine Tanzart, die sich in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreute.

Mittlerweile tanzen nicht nur Iren diesen eindrucksvollen Tanz. Einen großartigen Auftritt hatte die Gruppe „Celtic Dance“ aus Schleswig-Holstein jetzt im Kreis Segeberg, bei der große irischen Scheunenfete in Eilsdorf (Gemeinde Pronstorf). Zur Livemusik von „Wide Range“ flogen die flinken Füße der Tänzer im MTV Segeberg über den Tanzboden, dass es nur so knallte. Hardshoe-Steps heißt dieser gemeinhin als Steptanz bekannte Stil. Ein großartiger Auftritt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wide Range – Untertitel „Irish Folk and More“ – begeisterte die 400 Gäste mit irische Musik, handgemacht und mit Schwung dargeboten. Für alle, die dabei waren, ein Reisenspaß.

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