Shirehorses – Begegnung mit den sanften Riesen

1,88 Meter Stockmaß – das ist die Rückenhöhe am Widerrist – und eine gute Tonne Gewicht: Kevin ist ein ganzer Kerl. Der Shirehorse-Hengst zog beim Landmarkt an diesem Wochenende auf dem Landgestüt Traventhal (Kreis Segeberg) alle Blicke auf sich. Shirehorse sind die größten Pferde der Welt und tragen den Beinamen Gentle Giants (sanfte Riesen).

Ingwer und sein Hengst Kevin
Ingwer und sein Hengst Kevin

Freundliche Giganten haben freundliche Besitzer. Ich weiß nicht, ob das eine auf das andere abfärbt, oder ob sich dort einfach nette Kreaturen zusammengefunden haben. Ingwer jedenfalls, Kevins Besitzer, und seine Frau Manuela haben keine Sekunde gezögert, mir alles über ihre gigantischen Pferde zu erzählen. Manuela und Ingwer Leddin betreiben einen Ferienhof und eine Shirehorse-Zucht in Langenhorn bei Bredstedt, „links an der Nordsee“, wie Manuela sagt. Ihre Leidenschaft für Shirehorses begann mit einem Fernsehbericht, den Ingwer – „wir duzen uns, ist doch klar“ – vor einigen Jahren im Fernsehen sah. „Er hat gesagt, wenn Pferde, dann nur solche“, berichtet Manuela. Und so kam 2001 Wallach Robin auf den Ferienhof, der damit zum Pferdehof wurde. Wenig später kauften die Leddins eine tragende Stute, und 2004 wurde das erste Fohlen geboren. Heute sind es sechs Stuten und Hengst Kevin, die den Hof bevölkern.

Kevin - ein Prachtkerl
Kevin – ein Prachtkerl
Kevin posiert für die Fotografen
Kevin posiert für die Fotografen
Typisch für Shirehorses: Der reiche Kötenbehang und die tellergroßen Hufe.
Typisch für Shirehorses: Der reiche Kötenbehang und die tellergroßen Hufe.

Kevin lebt ständig mit seinen Damen zusammen. „Er läuft das ganze Jahr mit seinen Frauen und Kindern, so wie in der Natur“, berichtet Ingwer. Und wie es sich für einen treusorgenden Vater gehört, ist er auch bei der Geburt seiner Kinder dabei. Die „Kleinen“ bringen es bereits auf gut 1,15 Meter Stockmaß, wenn sie das Licht der Welt erblicken.

Shirehorses sind freundliche Wesen. Sonst ließe sich ihre immense Kraft und Größe von den Menschen wohl kaum bändigen. Die Leddins reiten und fahren mit ihren sanften Giganten und schätzen ihren einwandfreien Charakter. Die Pferde zeichnen sich durch Ruhe, Sanftheit und Unerschrockenheit aus. Trotz ihrer beeindruckenden Schönheit und Größe und ihres guten Charakters sind Shirehorses in Deutschland noch eine Seltenheit. Der Deutsche Shirehorse-Verein zählt gerade mal 300 Mitglieder, davon sind viele passiv. „So wie wir züchten höchstens fünf in Deutschland“, sagt Ingwer. Gerade mal 30 bis 45 Fohlen werden im Jahr geboren. „Bis zu drei davon sind unsere“, setzt Manuela hinzu.

Shirehorse zu halten ist wenig aufwändig, sie sind robust. Wichtig ist nur, dass sie genug Rauhfutter, also Heu, haben. Pro 100 Kilogramm Lebensgewicht, so die Faustformel, wird ein Kilogramm pro Tag benötigt. Heu ist leicht und ein Kilogramm ein ganz schöner Berg. Was aber vor allem ins Geld geht, ist das Zubehör. Alles muss ein bisschen größer und breiter sein als für normale Pferde. „Hier brauchst du nicht in einen Pferdeladen zu gehen“, berichtet Ingwer. Das meiste, zum Beispiel sehr breite Sättel, kommt aus England, wo die Shirehorses zu Hause sind. „Shireleute tauschen auch viel untereinander.“

Kevin lässt all dies unberührt. Beim Landmarkt hat er seinen großen Auftritt, und offensichtlich genießt er ihn. Immer wieder wirft er sich in Positur, zeigt seine fantastische Mähne, setzt seine riesigen Hufe vor und zurück, beugt den Hals. Stute Gipsey Amber sieht’s gelassen und lässt sich geduldig mit Kindern und mit Pippi-Langstrumpf-Darstellerin Sabrina Moser auf ihrem Rücken fotografieren. Ganz sanft, so wie ein Shirehorse nun mal ist.

Großer Onkel: Sabrina Moser alias Pippi Langstrumpf auf Gipsey Amber
Großer Onkel: Sabrina Moser alias Pippi Langstrumpf auf Gipsey Amber

Shirehorses sind aus den einstigen Ritterpferden hervorgegangen. Ab 1760 ist die Rasse der Shirehorses belegt, sie waren Arbeitspferde, deren große Kraft in Häfen und in der Landwirtschaft geschätzt wurde. Sie zogen Busse und Straßenbahnen. Mit der Motorisierung verloren sie ihre Daseinsberechtigung. Mitte des 20. Jahrhunderts war die Rasse fast ausgestorben, erst engagierte Züchter und Pferdeliebhaber retteten sie vor dem Verschwinden.

Manuela und Ingwer sind Mitglied im Deutschen Shire Horse Verein und in der englischen Shire Horse Society. Auf beiden Seiten findet man alle Informationen zu dieser Rasse.

Zum Shire-Hof von Ingwer und Manuela geht es hier entlang.

5 Kommentare

  1. Das war wohl ein Wink des Schicksals, dass ich ein bisschen gestöbert habe! Ich wünsche mir schon seit meinem 12. Lebensjahr ein Shire-Horse, leider ließen sich meine Eltern nie erweichen (mal abgesehen davon, dass die Haltung in einem herkömmlichen Stall Tierquälerei ist). Später war es der Beruf, dann die Kinder, die es nicht zuließen, aber in etwa zwei Monaten zieht meine Schwester in ihr neues Haus mit zwei Hektar eigener Wiese vor dem Fenster. Jetzt habe ich also auch die passende Anlaufstelle, um mich konkret mit Kaufgedanken zu beschäftigen…

    1. Unsere Stute Gipsey Amber steht auf dem Foto grad so, als wenn sie äppeln möchte ;-) schaut doch gern auf unsere Homepage.. Jeder ist bei uns zu einem Besuch herzlich willkommen!

      Liebe Grüße
      Manuela Leddin

  2. Liebe Daniela,
    Deine Leidenschaft für Shires kann ich gut verstehen, ich finde diese Pferde hinreißend in ihrer Kraft und Schönheit. Bei Ingwer und Daniela bist mit allen Fragen richtig, die beiden sind sehr, sehr nett und erzählen gerne von ihren sanften Riesen. Wenn Du wirklich ein Shire anschaffen willst, bist Du bei ihnen an der richtigen Adresse. Außerdem sind sie Mitglied im deutschen und englischen Shirehorse-Verband und haben sehr gute Kontakte.
    LG, Susanne

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