Ratzeburger Dom: Deppenleerzeichen und Kreuzgang
Es muss nicht immer eine Fernreise sein: Ich habe meinen Herbsturlaub dieses Mal aus Gründen genutzt, ein wenig die Umgebung zu erkunden. So habe ich das gute Wetter genutzt, um mich ein paar Stunden in Ratzeburg umzutun. Eines meiner Ziele war der Ratzeburger Dom.
An alten und bedeutenden Kirchen mangelt es meiner Heimat Holstein nicht. Nicht nur Lübeck mit seinen sieben Türmen hat herausragende Sakralbauten in seinen Mauern. Auch Ratzeburg hat mit dem Dom nicht nur ein bemerkenswertes Bauwerk zu bieten, sondern auch eine der vier Kirchen, die in Norddeutschland auf Heinrich den Löwen zurückgehen. Es sind der Dom in Lübeck, in Schwerin, in Braunschweig und eben in Ratzeburg. Und wie bei den anderen Gotteshäusern steht auch in Ratzeburg ein Löwe vor dem Bau.
Als Kind hat mich immer die Geschichte der Kratzspuren an der Pforte des Braunschweiger Doms fasziniert. Heinrich soll den Beinamen der Löwe unter anderem deshalb getragen haben, weil er stets einen zahmen Löwen bei sich hatte wie andere Leute einen Hund. Als der Kaiser im Dom zu Grabe getragen wurde, musste der Löwe draußen bleiben. Vor Trauer und um zu seinem Herrn zu kommen, soll er mit seinen Pranken gegen die Pfeiler an der Pforte geschlagen haben.
Der Ratzeburger Löwe
Solche Geschichten vergisst man nicht. In Ratzeburg gibt es allerdings keine Spuren von Löwentatzen. Der Löwe ist vermutlich nie dort gewesen. Eine Löwenstatue gibt es dennoch, es ist eine 1881 aufgestellte Kopie einer mittelalterlichen Großplastik.
Im Inneren des Doms spielt ein anderer Mann als Heinrich der Löwe die Hauptrolle: Ansverus (1038-1066). Der Mönch und Märtyrer wurde nahe Ratzeburg gesteinigt und ist im Dom bestattet. An seine Geschichte erinnert die Ansverustafel von 1681 im nördlichen Seitenchor. Es ist eine typische Bildergeschichte dieser Zeit, in der das Leben und Sterben des Mönches nachgezeichnet wird. Die Tafel ist übrigens ein Beleg dafür, dass es bereits damals das heute so verpönte Deppenleerzeichen gab. Das Schriftband unten links führt die „18 Kloster Brüder“ auf, die zusammen mit Ansverus hingerichtet wurden.
Wie es sich für einen ordentlichen Dom gehört, ist damit noch lange nicht genug über die Innenausstattung gesagt. Kanzel, Chorgestühl, Taufbecken-Umrandung, Altar, alles für sich kunsthistorisch wertvoll und mit vielen schönen Details geschmückt. Deutlich jünger, aber nicht weniger imposant ist die große Rieger-Orgel. Sie wurde 1978 von der Orgelbaufirma Rieger gebaut, die einige Jahre zuvor bereits die kleine Chororgel für den Ratzeburger Dom geliefert hat.
Wer das Kirchenschiff durchwandert hat, sollte unbedingt noch einen Abstecher in den Kreuzgang machen. Der 1251 gebaute Kreuzgang ist ein schönes Zeugnis der Backsteinarchitektur und präsentiert sich in einem sehr guten Zustand. Ich mag das Spiel von Licht und Schatten in Kreuzgängen.
Es war ein wundervoller Ausflug zum Dom, zumal er hoch auf einer Landzunge über dem Domsee und dem Ratzeburger See liegt und es ein schöner Tag mit Sonne und blauem Himmel war. Dank eines kleinen Faltblatts mit Erläuterungen, das am Eingang gegen eine Spende ausliegt, verpasst der Besucher keines der vielen Kunstwerke, die sich im Dom befinden, und lernt das Gebäude recht gut kennen. Hinterher lohnt sich allemal ein Spaziergang über die Dom-Halbinsel.
Streifzug an der Trave entlang
Da ich nicht davon ausgehe, in diesem Jahr noch einmal zu verreisen, werde ich es weiter bei kleinen Ausflügen belassen. Tipps für Lübeck und Umgebung gibt es beim Kultur- und Freizeitmagazin Travestreifzug. Merke: Ohne Trave geht hier nichts.