erlebt,  Pyropro

Der Tod der Kaffeekannen und der Kaffeemütze

Es gibt sie, diese Dinge, die einfach so verschwunden sind. Wenn ich darüber nachdenke, welche das sein könnten, fällt mir auf Anhieb erst einmal nichts ein. Manchmal sieht man aber plötzlich bei irgendeiner Gelegenheit, was in unserem Alltag verschwunden ist. Zum Beispiel die Kaffeekannen und die Kaffeemütze.

Ich war gerade zum Kaffeeklatsch eingeladen. Das Treffen fand angesichts des noch milden Herbstes auf einer Terrasse statt, die an einen wunderschönen Garten angrenzt. Wobei ich mit wunderschön einen Garten meine, wie er an alten Bauernhäusern oder an englischen Landhäusern zu sehen ist. Nicht gebügelt und gestriegelt, sondern voller wild wuchernder, blühender und duftender Pflanzen.

Kaffeekannen kommen nur noch als Dekoration vor

Ein Nostalgie-Garten also. Das Besondere an diesem Kaffeeklatsch war aber die Kaffeekanne. Wann habe ich zuletzt eine Kaffeekanne gesehen? Und der Clou daran war zudem, dass eine Kanne auf dem Tisch, in dem Fall die Teekanne, mit einer Kaffeemütze bedeckt war, damit der Inhalt schön warm bleibt. Wann habe ich zuletzt eine Kaffeekanne auf einem Kaffeetisch gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Ich sehe sie höchstens noch als Deko-Objekte.

Weiße Kaffeemütze mit Lochstickerei, wie sie früher über Kaffeekannen gezogen wurden.
Die Kaffeemütze ist ebenso verschwunden wie die Kaffeekannen.

Und wer benutzt heute noch eine Kaffeemütze? Und eine Kaffeekanne aus Porzellan? Wenn ich es recht bedenke, sind die Kaffeekannen schon vor Jahren einen leisen Tod gestorben. Aus den Haushalten verdrängt erst von Glaskannen, dann von Isolierkannen und am Ende von Kaffeevollautomaten, die Tasse für Tasse à la minute frisch zubereiten.

Die bessere Art, ein Getränk heiß zu halten

Die Kaffeekanne hat in ihrem Todeskampf die Kaffeemütze mit sich gerissen. Wenn ich es recht bedenke, ist es doch sehr schade um dieses nostalgische Utensil. Vor allem, wenn die Kaffeetafel zwischen Phlox, Sonnenbraut und Fetthenne steht. Die Frau, die die Kaffeemütze in diesem Fall über ihre Teekanne gestülpt hatte, meinte übrigens, damit bleibe nicht nur der Tee heiß. Und der Kaffee. Beides behalte auch seinen Geschmack. Ein Stövchen gewährleiste das nicht, weil es unter der Kanne zu viel Hitze entwickele.

Viel mehr verschwundene Dinge sind im Lexikon der verschwundenen Dinge von Volker Wieprecht und Robert Skuppin aufgelistet. Ein Buch, das ich gerade mit viel Vergnügen gelesen habe. Darin habe ich als verschwundene Dinge unter anderem den Paternoster, die Herrenhandtasche und den Teppichklopfer gefunden.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Ralph Stahl

    Danke für den schönen Beitrag!

    Die Kaffeemütze meiner Großmutter, sie selbst war Baujahr 1893, war bestimmt nicht sehr viel jünger als die Besitzerin. Längst war das Isoliermaterial zerfallen und die Außenhaut aus irgendeiner Art grünem gestepptem Wachstuch zerbröselt. Aber die Mütze durfte keinesfalls ersetzt werden. Das einzige späte Zugeständnis war ein Tropfenfänger aus Schaumgummi an der Tülle der schönen Jugendstil-Kanne, der auch bestimmt 20 Jahre alt wurde – übrigens auch so ein Utensil, das mit der Kanne gestorben ist.

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