Kieler Schleuse: Besuch auf der Aussichtsplattform
Wer sehen möchte, wie eine Schleuse funktioniert, kann nach Kiel fahren. An der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal in Kiel-Wik gibt es eine Aussichtsplattform. Mit Glück gibt es da große Pötte zu sehen.
Der Besuch auf der Schleuse in Kiel gehört zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. Mein Vater hatte unweit der Einmündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Kieler Förde seine Studentenbude und ist schon als junger Mann oft dort gewesen. Später hat er bei Urlauben in Schleswig-Holstein uns Kinder dorthin mitgenommen. Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir unten an der Schleuse standen und beobachteten, wie ein riesiges Schiff der Bundesmarine geschleust wurde. Grund genug, jetzt, Jahrzehnte später, endlich mal wieder dorthin zu fahren.
Aussichtsplattform mit dreckigem Glas
Unten an der Schleuse stehen, geht aber nicht mehr. Das Gelände ist abgesperrt, stattdessen gibt es eine nach ihrem Aussehen zu urteilen bereits seit vielen, vielen Jahren bestehende Aussichtsplattform. Auch gut. Oder besser nicht, jedenfalls nicht für Fotografen. Denn oben auf der Plattform steht ein verglaster Unterstand. Schützt einerseits vor dem bei meinem Besuch ziemlich kalten Wind, macht aber andererseits das Fotografieren nicht zum Vergnügen. Denn die Scheiben sich dreckig und zerkratzt.
Vor dem Besteigen der Plattform steht ein Besuch am Kassenautomaten an. Ein Euro kostet der Eintritt für Erwachsene, 50 Cent für Kinder. Kontrollen gab es bei meinem Besuch nicht, sie dürften eher selten sein. Theoretisch ist der Aussichtspunkt barrierefrei, der Aufzug war bei meinem Besuch allerdings außer Betrieb. Oben auf der Plattform findet der Besucher etliche Informationstafeln über den Nord-Ostsee-Kanal, die Tunnel, Hochbrücken und Fähren, die Schleuse und vieles mehr. Manches wird mit Modellen unter Glas dargestellt. Und schließlich eröffnet die Plattform rechts und links einen freien Ausblick auf die Schleuse, in der Mitte geht es nur durch die Scheibe.
Mit Glück ist in der Schleuse etwas los
Ich hatte Glück, als ich ankam, lagen gerade zwei mehr oder weniger große Pötte in der Schleuse. Ein kleines Küstenmotorschiff und ein Frachter mit hoch aufgestapelten Containern. Ihre Schleusenkammer hatte gerade den Wasserstand der Kieler Förde erreicht, sodass sie bald danach weiterfuhren. Auf der Schleuse geht es allerdings alles sehr gemächlich zu. Nur zentimeterweise schieben sich die Schiffe aus den Schleusenkammern. Deshalb habe ich zum ersten Mal ein Time-Laps-Video gemacht.
Wer Glück hat, sieht weitere Schiffe kommen und fahren. Ich hatte sogar doppeltes Glück, denn es kam ein sehr ungewöhnliches Schiff. Es hatte Windradflügel geladen. Zwölf an der Zahl, säuberlich aufgeschichtet und mittels Gittertürmen gehalten. Diese Art des Transports von Windmühlenflügeln habe ich noch nie gesehen.
Obwohl es an diesem Tag bitterkalt war und ein kalter Wind ging, habe ich es noch eine Weile auf der Aussichtsplattform ausgehalten. Und wollte noch sehen, wie ein Schleusentor aufgeht. Anders als ich vermutet hatte, öffnen sich die Flügel nicht wie bei einem Tor. Vielmehr wird das ganze Tor ganz langsam weggezogen (auf dem Video im Schnellverfahren). Da der Wasserstand zwischen Kanal und Förde an diesem Tag nicht sehr unterschiedlich war, war der Ausgleich beim Öffnen der Tore kaum wahrnehmbar. Aber das Prinzip erklären ja die Informationstafeln.
Viel zu sehen am Nord-Ostsee-Kanal
Solange ich in Schleswig-Holstein lebe, mag ich den Nord-Ostsee-Kanal und seine Geschichte. Ich habe mich mal im Mai aufgemacht, die Schiffe im Raps zu fotografieren, denn auch diese ungewöhnliche Ansicht bietet der Kanal. Andere interessante Punkte sind die Hochbrücken und eben die Kieler Schleuse. Wer sie besuchen möchte, sollte sich aber vielleicht einen etwas wärmeren und freundlicheren Tag aussuchen.