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Goethe hat gegendert
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) kannte sich offenbar aus mit geschlechtersensibler Sprache. Anders kann ich einen Satz von ihm, den ich gerade gelesen habe, nicht interpretieren. Aber das ist natürlich Unfug.
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Ein Komponist von heute: Interview mit Michael Porr
Ein alter Kalauer der Lübecker Kirchenchöre besagt, dass noch vor 20 oder 30 Jahren betagte Choristinnen berichteten, sie wüssten, wie Hugo Distler (1908- 1941) seine Stücke gesungen haben möchte, sie hätten selbst bei ihm gesungen. Schlagfertige Chorleiter fragten dann gern, ob die Damen auch schon bei Dietrich Buxtehude (1673-1707) dabei waren und wüssten, wie er seine Stücke interpretiert haben wolle. Als Choristin des St. Johannes-Chores in Lübeck Kücknitz habe ich das Glück, gerade ein Stück zu singen, dessen Komponist noch lebt. Das ist in der Kirchenmusik eine große Ausnahme, gibt einem aber die Möglichkeit, den Komponisten zu befragen. Wir singen das „Requiem“ von Michael Porr (*1967), der so freundlich war,…
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Schleichend durch den Fauré
Tempo ist Geschmackssache. Vor allem in der Musik. Das ist mir gerade erst gestern bei der Chorprobe bewusst geworden. Zunächst geht es darum, Töne zu finden, Intervalle sauber zu singen, Text zu verteilen – eine der ganz großen Herausforderungen beim Chorgesang -, dann kommt der Klangkörper (was für ein schreckliches Wort) irgendwann zum endgültigen Tempo. Zwar gibt es oft Vorgaben des Komponisten, aber letztlich ist es auch Interpretation des Dirigenten.
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Paul Gerhardt: Wuchtige Worte nicht nur zum Karfreitag
Kirchenmusik ist die Kunst, Botschaften des Wortes mittels Harmonien und den Klängen von Stimmen und Instrumenten in Gefühl umzuwandeln. Dabei sind diese Worte, vor allem wenn sie nicht aus der Bibel stammen, für uns heute nicht immer gefällig und manchmal sogar unverständlich. Doch es gibt einen Meister der Kirchenlieddichtung, dessen wenn auch manchmal altertümliche Sprache noch heute großen Eindruck macht und dessen Texte ohne Musik für sich allein stehen können: Paul Gerhardt.
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Moderne Kunst für Anfänger und Nichtleser
Zugegeben, sich in den Ismen der modernen Kunstgeschichte zurechtzufinden, ist nicht ganz einfach. Was unterscheidet den Dadaismus vom Futurismus, den Pointillismus vom Kubismus ( na gut, das eine sind Punkte, das andere Kuben)? Da hilft ein Schnellkursus in moderner Kunst mit Cartoons, sozusagen ohne Worte. Voila, hier mein Linktipp zum Sonntag: die Cartoon-Kunstgeschichte, präsentiert vom Kunstmagazin „Art“.
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Kreative Zellen: Kunst im Knast
Was hat ein Knast, korrekt Justizvollzugsanstalt (JVA) genannt, mit Sinnlichkeit zu tun? Nichts. Es gibt wohl kaum einen lauteren, kälteren, abweisenderen Ort als ein Gefängnis. Und dennoch verbindet sich in Magdeburg Sinnlichkeit mit der harten Realität des Freiheitsentzugs. Der Verein Kulturanker hat seine Ausstellung 2015 mit dem Titel „Die neue Sinnlichkeit“ in der ehemaligen JVA Magdeburg veranstaltet. Sie läuft leider nur noch bis zum 20. September.
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Die schönsten Links für Chorsänger
Heute Abend ist wieder Chorprobe. Für mich einer der beiden heiligen Termine in der Woche neben dem Reiten am Sonnabend. Wenn es eben geht, lasse ich diese paar gestohlenen Stunden für meine Hobbys nicht ausfallen, was angesichts meines Jobs nicht immer leicht fällt. Der Chor probt gerade eine unbekannte Messe eines gewissen Moritz Brosig, die vom Notenverschenker Manfred Hößl kommt.
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Kultur ist . . . das ganze pralle Leben
Es ist eine ganz große und doch eine ganz einfach zu beantwortende Frage, die Tanja Praske auf ihrem Blog stellt. „Kultur ist für mich . . . „ hat sie ihre Blogparade zum Kulturbegriff überschrieben. Auf die Blogparade bin ich über den Text gestoßen, den Norman in seinen Notizheften gibt. Seine Antworten kommen meinen ziemlich nahe, auch ich pflege für mich eher einen vielleicht als altbacken verrufenen Kulturbegriff. Aber ich will es doch noch einmal andersherum versuchen.
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Das große Räumen: Die Schätze im Bücherregal
Die Nachteile gut gefüllter Bücherregale zeigen sich immer dann, wenn ein Umzug oder eine Renovierung ansteht. Bei uns ist es eine Renovierung, und deshalb mussten zwei deckenhohe und sehr, sehr breite Bücherregale ausgeräumt werden. Das ist auch Anlass auszusortieren. Vor allem aber ist es die Gelegenheit, die Lieblingsbücher, von denen ich mich nie trennen würde, mal wieder in die Hand zu nehmen. Und das ist eine sehr bunte Mischung.
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Matthäus-Passion: Verbeugung vor einem unbekannten Dichter
„Text gibt es an der Kasse“ lautet ein alter Witz von Kirchenmusikern, wenn es um die Aussprache des Chores beim Singen geht. Natürlich steht bei kirchenmusikalischen Werken die Musik im Vordergrund. Aber auch der Text hat seine Reize. Gerade übt unser St.-Johannes-Chor Kücknitz die Matthäus-Passion von 1746 von Georg Phillip Telemann. Wunderbare Musik, unterlegt mit sehr kreativen Texten. Aber wer sie schrieb, liegt im Dunkel der Geschichte verborgen.





















