Wendland ohne Wendland: Es war Wensin
Im ZDF lieg am Sonnabendabend der Fernsehfilm „Wendland: Stiller und das große Schweigen“. Nur dass einige Passagen gar nicht im Wendland gedreht wurden, sondern bei mir um die Ecke, in Wensin.
Die Reihe der Regionalkrimis ist lang. Ob Kroatien-Krimi, Usedom-Krimi oder nun eben Wendland-Krimi, ein Film nach dem anderen wird in bestimmten, meistens attraktiven Gegenden verankert. Warum auch nicht, freuen sich doch die Gegenden darüber. Es lockt Touristen an. Und letztlich ist auch der „Tatort“ ein regionales Format. Wenn mir auch noch der Marzipan-Mörder fehlt. Jetzt also das Wendland.
Nur sind Teile davon gar nicht im Wendland gedreht worden. Eine Unternehmerfamilie, die eine wichtige Rolle in der Handlung spielt, wohnt auf einem Gut. Und das kam mir doch gleich bekannt vor. Schon das reich gestaltete Portal mit seinem mit barocken Sandstein-Figuren ließ mich sofort an Wensin, ein Gut im Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein, denken. Ein Verdacht, der in dem Moment bestätigt wurde, als die Zwillingsgiebel ins Bild kamen. Kaum ein Herrenhaus hat so eine typische Gestalt vorzuweisen. Wensin also, und nicht Wendland.
Wensin, die verschlossene Gutsanlage
Ich bin vor Jahren am Tag des offenen Denkmals mal in Wensin gewesen. Die Gutsanlage ist ansonsten nur teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Der etwas abseits vom Herrenhaus gelegene Alte Speicher kann für Veranstaltungen gemietet werden. Der Rest der Anlage ist privat und kann nicht besichtigt werden. Außer eben an jenem Tag des offenen Denkmals vor einigen Jahren, als es um Parkanlagen ging. Das war 2006. An einem herrlichen Tag Anfang September konnte ich die gesamte Anlage besichtigen. Eine einmalige Gelegenheit.
Der Park mit Wasserläufen und Brücken ist sehenswert. Besonders markant aber sind die Zwillingsgiebel des 1642 errichteten Herrenhauses. Es gehört damit zu den ältesten noch erhaltenen Herrenhäusern in Schleswig-Holstein. Und das Land ist voll davon, ich habe schon etliche sehen dürfen. Das von Wensin liegt nur eben nicht im Wendland, wie der Film suggeriert.
Schwerpunkt der Dreharbeiten lag im Wendland
Trotzdem waren die Szenen, die dort gedreht wurden, sehenswert. Auch die Innenaufnahmen im Gutshaus, die wahrscheinlich nicht mal dort gedreht wurden. Schließlich lässt sich ein hochherrschaftliches Interieur auch anderswo als Kulisse nachbauen. Und zudem ahnten wahrscheinlich die meisten Zuschauer ohnehin nicht, wo das angeblich im Wendland gelegene Herrenhaus tatsächlich liegt. Die wenigsten wohnen schließlich in mehr oder weniger direkter Nachbarschaft davon. Außerdem wurden große Teile des Films tatsächlich im Wendland gedreht, im Landkreis Lüchow-Dannenberg.