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Porträt einer Fotografin: Die Zeit des Lichts

Einmal im Jahr ist bei uns im Verlag Kulturbasar. Dann werden die Rezensionsexemplare des Jahres an die Kollegen verkauft, das Geld gespendet. Dieses Mal habe ich den biografischen Roman „Die Zeit des Lichts“ von Whitney Scharer gekauft. Er erzählt die Geschichte der Fotografin Lee Miller und ihrer Liebe zu Man Ray.

Es ist eine Geschichte aus den wilden 1920er und 1930er Jahren in Paris, aber auch die einer gebrochenen Frau. Als Lee Miller 1929 im Alter von 22 Jahren nach Paris geht, ist sie voller Lebenshunger. Sie hat bereits eine Modelkarriere hinter sich und eine als Fotografin vor sich. Vor allem aber trifft sie Man Ray und drängt sich ihm als Schülerin und Assistentin auf.

Die Liebe zur Kamera

Whitney Scharer schildert fesselnd und farbenreich, wie sich die schöne Lee in die Pariser Bohème stürzt, wie sie Picasso und Cocteau trifft, wie sie trinkt und tanzt und sich dabei manchmal selbst verliert. Im Mittelpunkt steht ihre Beziehung zu Man Ray und ihre Liebe zu ihrer Kamera und den Fotos, die sie damit macht. Sie ist die treibende Kraft hinter der Solarisation, die sie gemeinsam mit Man Ray erfindet und für die er berühmt wird.

Es ist eine stürmische Beziehung, die am Ende daran scheitert, dass er ihre Arbeiten als seine ausgibt und sie lieber durch andere Betten tanzt als mit ihm. Tagelang reden sie nicht miteinander, schicken sich nur Briefe, trennen sich schließlich. Die Fotografin Lee Miller geht ihren Weg von da an allein. Sie hat sich von Man Ray emanzipiert.

Zupackender Schreibstil

Whitney Scharer beschreibt diese atemlose Zeit im Präsens und mit kurzen Sätzen. Sie schreibt packende Dialoge, die sicher nicht überliefert sind. Deshalb ist das Buch ein biographischer Roman, auch wenn er auf wahren Begebenheiten fußt. In ihm zeichnet die Autorin nicht nur die fotografische Entwicklung von Lee Miller und ihre Beziehung zu Man Ray nach, sondern auch ein buntes Bild vom Paris dieser Zeit.

Lee Miller, die Kriegsfotografin

Immer wieder eingeschoben werden kurze Sequenzen aus den Jahren 1943 bis 1945, als Lee Miller als Kriegsreporterin und -fotografin arbeitete und an dieser Arbeit zerbrach. Sie war die Frau in Hitlers Badewanne und sie war die Frau, die direkt nach der Befreiung in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau fotografierte. Dort holte sie sich vermutlich das, was man heute eine Posttraumatische Belastungsstörung nennt. Sie ertränkt das Grauen in Alkohol.

Gerade über diese Phase des Lebens von Lee Miller hätte ich gerne mehr gelesen. Aber Whitney Scharer wirft nur kurze Schlaglichter auf diese Zeit und kehrt dann immer wieder in das Paris der 1930er Jahre zurück. Sie konzentriert sich mit ihrem Roman auf diese Phase im Leben der Fotografin, und das macht sie großartig.

Eine lange verkannte Fotografin

„Die Zeit des Lichts“ ist ein gut lesenswertes und farbiges Buch über eine große Fotografin. Ihr gebührt es, mit diesem Roman aus dem Schatten von Man Ray herauszutreten, ich wünschte ihr noch mehr Bekanntheit. Bis mir das Buch in die Hände fiel, hatte sich noch nie von Lee Miller gehört, was sicher nicht nur an mir liegt.

Das Buch hat nur einen Makel: Es enthält nicht ein einziges Foto. Ja, es ist ein Roman, aber bei einer Geschichte über eine nicht fiktive Fotografin hätte ich mir zwingend ein paar Bilder gewünscht. Nicht nur von ihr, sondern auch von Man Ray. So habe ich das Buch mit dem Smartphone neben mir gelesen und immer mal nach den beschriebenen Fotos gegoogelt.

Das Buch kommt mit einem exzellent gestalteten Umschlag daher.

Ein sehr schöner Umschlag

Was mich an dem Buch sehr angesprochen hat, ist das Cover. Gehalten im Stil des von mir geliebten Art Deco, zeigt es ein Porträt von Lee Miller. In seiner Gestaltung sticht das Buch mit diesem Schutzumschlag aus vielen anderen heraus.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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