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Der Bindestrich – der nächste Schreibquatsch

Jahrelang haben wir uns über das Deppenleerzeichen echauffiert. Was für ein Schwachsinn, mitten im zusammengesetzten Wort eine Lücke zu lassen. Offenbar hat unser Barmen geholfen. Das Deppenleerzeichen ist zwar nicht auf dem Rückzug. Aber immer mehr Schreiber gehen dazu über, mitten im Wort einen Bindestrich zu setzen. Aber das ist nun auch nicht richtig.

Ich beobachte in jüngster Zeit die Unsitte, jedes denkbare zusammengesetzte Wort mit einem Bindestrich zu zerhacken. Gerade erst las ich von Winter-Urlaubern. Bestimmt kommen in einigen Monaten die Sommer-Ferien. Im Schaufenster eines Geschäftes entdeckte ich die Damen-Mode. Was soll der Binde-Strich bei diesem Wort? Können wir es ohne diese Gliederung nicht mehr verstehen? Müssen wir jetzt gar über den Deppen-Bindestrich Deppenbindestrich klagen?

Im Sinne der Lesbarkeit

Ich halte Binde- oder Kopplungsstriche durchaus für wichtig und angemessen, wenn sie dazu dienen, die Lesbarkeit zu erhöhen. Das Blog Textschöpfung.de hat in diesem Text ein paar schöne Beispiele dafür angeführt, wo der Bindesstrich sinnvoll ist. Ich setze ihn manchmal sogar dort, wo er der Regeln nach nicht hingehört, um ein langes und kompliziertes Wort zu zerlegen. Aber was bitte ist an Damenmode kompliziert und unverständlich?

Offenbar haben immer mehr Menschen erkannt, welch Unsinn es ist, mitten in einem zusammengesetzten Wort ein Leerzeichen zu setzen, da breitet sich schon die nächste Marotte aus. Wann, bitte, kommt es in Mode, wieder so zu schreiben, wie es die deutsche Rechtschreibung und der Duden möchten?

Zerhackter Text

Mal ganz abgesehen von der falschen Verwendung hat der überbordende Bindestrich für mich einen ähnlichen Nachteil wie das Gendersternchen oder andere Gender-Konstruktionen: innerliches Innehalten beim Lesen und das Gefühl, durch den Text zu stolpern. Angeblich soll man sich daran gewöhnen können, sagen die Gendersternchen-Befürworter (hier meines Erachtens richtig gekoppelt). Ich werde mich nie daran gewöhnen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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