Der Bindestrich – der nächste Schreibquatsch
Jahrelang haben wir uns über das Deppenleerzeichen echauffiert. Was für ein Schwachsinn, mitten im zusammengesetzten Wort eine Lücke zu lassen. Offenbar hat unser Barmen geholfen. Das Deppenleerzeichen ist zwar nicht auf dem Rückzug. Aber immer mehr Schreiber gehen dazu über, mitten im Wort einen Bindestrich zu setzen. Aber das ist nun auch nicht richtig.
Ich beobachte in jüngster Zeit die Unsitte, jedes denkbare zusammengesetzte Wort mit einem Bindestrich zu zerhacken. Gerade erst las ich von Winter-Urlaubern. Bestimmt kommen in einigen Monaten die Sommer-Ferien. Im Schaufenster eines Geschäftes entdeckte ich die Damen-Mode. Was soll der Binde-Strich bei diesem Wort? Können wir es ohne diese Gliederung nicht mehr verstehen? Müssen wir jetzt gar über den Deppen-Bindestrich Deppenbindestrich klagen?
Im Sinne der Lesbarkeit
Ich halte Binde- oder Kopplungsstriche durchaus für wichtig und angemessen, wenn sie dazu dienen, die Lesbarkeit zu erhöhen. Das Blog Textschöpfung.de hat in diesem Text ein paar schöne Beispiele dafür angeführt, wo der Bindesstrich sinnvoll ist. Ich setze ihn manchmal sogar dort, wo er der Regeln nach nicht hingehört, um ein langes und kompliziertes Wort zu zerlegen. Aber was bitte ist an Damenmode kompliziert und unverständlich?
Offenbar haben immer mehr Menschen erkannt, welch Unsinn es ist, mitten in einem zusammengesetzten Wort ein Leerzeichen zu setzen, da breitet sich schon die nächste Marotte aus. Wann, bitte, kommt es in Mode, wieder so zu schreiben, wie es die deutsche Rechtschreibung und der Duden möchten?
Zerhackter Text
Mal ganz abgesehen von der falschen Verwendung hat der überbordende Bindestrich für mich einen ähnlichen Nachteil wie das Gendersternchen oder andere Gender-Konstruktionen: innerliches Innehalten beim Lesen und das Gefühl, durch den Text zu stolpern. Angeblich soll man sich daran gewöhnen können, sagen die Gendersternchen-Befürworter (hier meines Erachtens richtig gekoppelt). Ich werde mich nie daran gewöhnen.
4 Kommentare
Horst Schulte
Mich wundert, wenn ich manchen Politikern (Frauen und Männer) beim Reden zuhöre, wie die es fertigkriegen, sich beim korrekten Genderschen kein einziges Mal vertun. Die schaffen es zwar, dass ich aufmerksam werde. Aber es stört mich eigentlich schon nicht mehr. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Das sagte mein Vater immer. Und der ist leider schon viele Jahre nicht mehr da.
Die Bindestriche finde ich persönlich gar nicht so schlimm. Übrigens auch nicht die Apostrophen – Deppen. :-) Andererseits, ich gebe mich Mühe, nicht zu sehr durch orthografische oder grammatikalische Sonderleistungen aufzufallen.
Susanne
Jeder kann natürlich im Privaten so schreiben, wie er möchte. Und gegen Fehler ist dabei auch nichts einzuwenden. Aber öffentlich Geschriebenes sollte doch korrekt sein, finde ich.
Frank
Der Bindestrich ist eine typische Rechtschreibregel der Leichten Sprache: https://de.wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache#Rechtschreibregeln
Hier z. Bsp. wimmelt es nur so davon: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Serviceseiten/LeichteSprache/_documents/Was_macht_die_landesregierung.html
Susanne
Stimmt, die Leichte Sprache nutzt den Bindestrich, um Texte verständlicher zu machen. Ich glaube aber nicht, dass die, die so exzessiv den Bindestrich verwenden, sich dabei um Leichte Sprache Gedanken machen. Es ist eher eine Marotte, die immer mehr um sich greift.