Abenteuer Island – vom Weg und vom Ziel

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Auf – oder in – Island ist der Weg oft das Ziel. Hinter jeder Wegbiegung eine grandiose Landschaft.

Stell Dir vor, es gibt ein Land, in dem es kein McDonald’s gibt. Stell Dir weiter vor, es gibt ein Land, in dem gestrickte Pullover aus der Region das beliebteste Kleidungsstück sind. Das gibt es nicht? Gibt es doch. Es ist Island.

Island liegt nicht nur abseits von Europa. Island ist irgendwie abseitig, aber nett abseitig. Island, das ist da, wo die Leute stundenlang mit Geländewagen über unbefestigte Straßen rumpeln, um in völliger Einsamkeit ein Konzert zu hören. Ein Land, in dem in manchen Orten mehr Elfen wohnen als irdische Einwohner.

Viele Fortbewegungsmöglichkeiten

Ausgetretene Pfade gibt es bei so viel Einsamkeit natürlich fast gar nicht. Abseits der Wege wandern, fahren, reiten, gleiten ist Programm in Island. Im Fensterputzerkorb, auf dem Schiff, auf dem Pferderücken und im Bigfoot-Auto, den Superjeeps mit den Mega-Rädern: Wer Island erkundet, muss sich einfach abseits ausgetretener Pfade bewegen. Nirgends ist der Spruch vom Weg, der das Ziel ist, so wahr wie in den Weiten zwischen Gletschern und Geysiren. Das Abenteuer Island beginnt schon auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten.

Die Blauen Berge sind grün. Flache Mose bedecken kugelige Lavabrocken, die über die Weite verstreut sind wie ein sich beulender Teppichboden. „Aus der Ferne sehen sie blau aus, aus der Nähe grün“, erklärt der Direktor des Fremdenverkehrsamts, David Johansson, die Namensgebung der Berge. Die sind eher sanfte Hügel, dazwischen einer in Kegelform. Das ist der Thrihnukagigur, der Drei-Gipfel-Vulkan, der vor 4000 Jahren zuletzt ausgebrochen ist und die kugeligen Lavabrocken ausgespuckt hat. Weil die jetzt draußen liegen, ist drinnen im Berg ein riesiger Lavadom entstanden. Entdeckt hat ihn der Augenarzt und Hobbyvulkanologe Arni B. Stefansson, und seit dem vergangenen Sommer nimmt Arni Besucher mit in den Vulkan. 1500 waren es bisher, und die Reise in die Lavakammer ist das größte Abenteuer, das man in Island zurzeit erleben kann.

Ab in den Vulkan

Nach einer Stunde leichter Wanderung erreicht der Besucher das Ziel, den Fuß des Thrihnukagigur. Die letzten Meter zum Gipfel geht es steil bergauf, und dann öffnet sich vor den Besuchern ein kleiner Krater. Quer darüber liegt eine Art Sprungbrett wie im Schwimmbad, und an dessen Ende hängt er, der Fensterputzerkorb, eine lange, schmale Plattform mit taillenhohem Gitter und Rädern an einer Seite. Ganz sanft gleitet der Korb die 20 Meter nach unten in die Magnakammer. Die strahlt in allen Farben. Ein Dom in Rot, Orange, Schwarz.

Die Magnakammer im Thrihnukagigur.
Die Magnakammer im Thrihnukagigur.

In den nächsten Jahren will Arni B. Stefansson den Krater für mehr Besucher öffnen, mittels eines Tunnels, der vom Fuß des Kegels in die Lavakammer führt. Nur so glaubt er, auf Dauer das Wunder der Lavakammer erhalten zu können. Ob sein Wunsch nach einem Tunnel Wirklichkeit wird, müssen die Zukunft und die Behörden zeigen. Kommt es so, ist das Abenteuer Vulkanbesuch allerdings nur noch halb so aufregend.

Auf den Teufelspass

Wäre aber auch nicht so schlimm, Island hat genug Aufregungen zu bieten. Man stelle sich mal vor, da gibt jemand ein Popkonzert mitten im Niemandsland. Der abgedroschene Spruch vom Irgendwo im Nirgendwo, nirgends ist er so wahr wie auf Island. Dass dann dort auch noch ein Popkonzert stattfindet und die Leute in Scharen kommen, obwohl sie dafür eineinhalb oder sogar zwei Stunden mit einem Offroader über Schotter-Serpentinen fahren müssen, die am Hang kleben wie eine Seilbahn, das gibt es wohl nur auf Island.

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Mit dem Offroader in Richtung Teufelspass.

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Atemberaubend: Die Landschaft am Teufelspass.

Teufelspass heißt einer der Übergäng vom 130-Seelen-Ort Borgarfjörður Eystri in den Ostfjorden zu der verlassenen Siedlung Loðmundarfjörður, zwei Fjorde weiter. Kein Mensch wohnt dort mehr, geblieben ist nur eine mit Metallstangen im Boden verankerte kleine weiße Kirche und das grün angestrichene Gemeinschaftshaus des ehemaligen Ortes. Und dort steht dort das Duo „Hundur í óskilum“ (= gefunden wurde ein Hund) an einem sonnigen Nachmittag, singen ihre Lieder in die dank Solarstrom vorhandene Lautsprecheranlage und begeistern ein Publikum, das seine Offroader auf einer nahen Wiese geparkt hat.

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Das weiße Kirchlein in der Landschaft – der letzte Rest von Loðmundarfjörður.

Überhaupt, die Bigfoots, Geländewagen mit riesigen Rädern, der Stolz jedes isländischen Mannes. Arngrimur Asgeirsson, Gästehausbetreiber, Festivalorganisator, Stadtführer, der Tausendsassa von Borgarfjörður Eystri halt, zeigt beim Gang durch den Ort das Prachtstück seines Nachbarn, einen E-350 Super Duty, weist mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass der Wagen gerade „nur“ die Sommerreifen drauf habe und berichtet, ein solches Auto sei eines der Top-20-Cars im Lande.

 

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Arngrimur Asgeirsson und der Bigfoot – das Männerspielzeug Nr. 1 in Island.

Wer kein Auto hat, um durch unwegsames Gelände zu kommen, nimmt eben ein Pferd. Daran herrscht in Island kein Mangel, die Tiere sind mindestens so weltberühmt wie die Islandpullover. Die Pferdchen sind sanftmütig, auch von ungeübten Reitern gut zu beherrschen und überaus trittsicher. Einfach laufen lassen, lautet die Devise, wenn das Gelände schwierig wird. Die Pferdchen wandern im Gegensatz zu den Besuchern auf ausgetretenen Pfaden – die aber haben sie selbst ausgetreten.

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Unterwegs mit den berühmten Islandpferden – auch für Reitanfänger möglich.

 

Infos
Anreise: Icelandair fliegt Reykjavik von Hamburg und München aus an – allerdings nur im Sommer. Ganzjährig wird die Verbindung Frankfurt-Reykjavik angeboten. Iceland-Express fliegt ganzjährig von Berlin, im Sommer auch von Frankfurt-Hahn. Air Berlin bietet ganzjährig Flüge von Berlin, Düsseldorf, München, Hamburg und Stuttgart nach Reykjavik an. Wer nicht fliegen will oder das Auto mitnehmen möchte, kann die Smyrriline-Fähre von Dänemarkt nach Seyðisfjörður in Ostisland mit Zwischenstopp an den Faröer-Inseln nehmen.
Reisezeit: Hängt ganz davon ab, was man auf Island erleben möchte. Für Wandern, Reiten, Walbeobachtungen liegt die beste Zeit zwischen Juni und September. Skifahrer und Snowmobil-Enthusiasten sind von Februar bis April richtig, wenn noch Schnee liegt, aber die Tage bereits länger werden.
Klima: Dank des Golfstromes ist Island gar nicht so kalt wie gedacht: Die Durchschnittstemperatur liegt im Winter um den Gefrierpunkt, um Sommer um die elf bis zwölf Grad.
Währung: In Island wird mit Kronen bezahlt, Kreditkarten werden überall akzeptiert.

Links:

de.visiticeland.com/
islandprotravel.de
icelandair.com
smyrilline.de
insidethevolcano.com/
naturreisen.is/

Mehr Island-Berichte auf diesem Blog stehen hier und hier.

Eine Serie von Island-Reiseberichten hat Alex von offenesblog.de veröffentlicht.

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