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Journalismus: Warum ich mir handschriftliche Notizen mache

Ich bin von der alten Schule. Als ich mit dem Journalismus begonnen habe, gab es noch Schreibmaschinen, die ersten Computer eroberten gerade die Büros. Seit dem ersten Tag im Beruf schreibe ich auf Terminen alles handschriftlich mit. Und werde es aus gutem Grund nicht ändern. So sind die Notizen am wertvollsten.

Auslöser für diesen Text ist ein Post von @hspmauli bei Bluesky mit der Frage, ob jemand bei Regen den Regenschirm oder die Kapuze bevorzugt. Ich bin Team Kapuze. Wenn ich draußen auf Terminen bin – Unfälle, Richtfeste, beim Bauern auf dem Acker – muss ich die Hände freihaben. Für Block und Stift. Für die Kamera. Und neuerdings auch noch für das Handy, falls ein Video gedreht werden soll. Alles zwar nicht gleichzeitig, aber schnell hintereinander. Und da draußen selten ein Tisch steht, muss ich mit allem zwischen meinen Händen und den Jackentaschen jonglieren. Zum Glück hat die Kamera einen Gurt zum Umhängen. Wie soll ich bei all dem noch einen Schirm halten?

Warum die Notizen nicht diktieren?

In einem Kommentar empfahl mir ein Bluesky-Nutzer, doch meine Notizen ins iPhone zu diktieren. Klar, kann man machen. Ist aber unpraktisch. Aus mehreren Gründen. Wer zu viel aufnimmt, braucht hinterher zu viel Zeit, um sich alles anzuhören. Da Texte immer schneller publiziert werden müssen, ist das keine Option. Die Zeiten, in denen es reichte, die Artikel rechtzeitig vor dem Andruck fertig zu stellen, sind längst vorbei. Online lässt einem keine Zeit.

Deshalb sind handschriftliche Notizen immer noch die beste Möglichkeit, schnell einen Artikel zu schreiben. Weil sich das Notierte kurzfristig gut ins Gehirn eingebrannt hat. Dass das so ist, belegen sogar Studien. Und weil ich beim Verfassen der Notizen bereits vorsortieren kann. Ich schreibe viel mit, aber nicht alles. Ich markiere wichtige Sätze so, dass ich sie schnell wiederfinde. Namen notiere ich in Schönschrift, damit es später keine Zweifel an der Schreibweise gibt. Wie soll das beim Sabbeln aufs Telefon gehen?

Immer sofort alles aufschreiben

Das wichtigste aber: Ich verfasse meine Artikel auswendig. Ich ziehe nicht den Block zurate, auf dem ich mir Notizen gemacht habe. Alles, was meine Hand aufs Papier geworfen hat, ist ja noch in meinem Kopf, siehe oben. Das funktioniert natürlich nur, wenn ich sofort nach dem Termin, nach dem Notieren, den Artikel verfasse. Aber das ist meistens so, und selbst wenn der Termin für die Veröffentlichung noch ein Stück entfernt liegt, schreibe ich immer sofort. Was weg ist, ist weg. Erledigt. Kann ich aus meinem Kopf streichen. Und dort Platz machen für neue Notizen beim nächsten Termin, der nächsten Recherche.

Deshalb die Kapuze. Bei Regen empfiehlt es sich übrigens, die Notizen mit Bleistift zu schreiben. Kugelschreiber versagen bei Nässe, und was mit Tintenstiften passiert, kann sich jeder selbst vorstellen. Ansonsten bevorzuge ich Tintenstifte. Denn Kugelschreiber, zumal die Werbedinger, schreibe ich binnen Tagen leer. Und dann müssen sie weggeschmissen werden, weil man dafür keine Minen nachbekommt.

Ich arbeite also so, wie ich es seit über 40 Jahren halte. Es hat sich für mich einfach bewährt, ist längst zur Schreibroutine geworden. Da können die Kollegen noch so eifrig in ihr Telefon sprechen oder sogar wie eine Kollegin ganze Sitzungen mit einem Tonband mitschneiden. Ich bleibe bei Block und (Blei)stift. Und bei Jacken mit Kapuze.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Willi

    Oh ja Schreibmaschinen. Erinnere mich noch sehr gut an den Unterricht. Kaugummi kauen war erlaubt, ja sogar von der Dozentin erwünscht, weil man damit besser Schreibmaschinen schreiben lernen konnte. Ich bin froh das ich das 10 Fingerschreibsystem beherrsche. Zwar war damals das Tippen auf der Schreibmaschine, hatte keine Elektrische, eine Qual aber später wurde es einfacher. Heute die Tastaturen, vor allem die guten ergonomischen, sind zum Tippen eine Freude. Meine Sauklaue ist keine Wonne aber ich schreibe mir auch sehr gerne noch Notizen handschriftlich auf. Schade finde ich, dass ich damals nicht Steno gelernt habe. Ist ja aber noch nicht zu spät dazu ;-) tröste ich mich immer.

    • Susanne

      Ich habe auch Zehnfinger-System gelernt und bin heute dankbar dafür. Das macht das Schreiben auf der Tastatur noch schneller und fehlerfreier. Bei den Schreibmaschinen, am Anfang meiner Karriere waren es sogar noch mechanische, habe ich die ersten Wochen richtig Muskelkater in den Fingern gehabt. Steno habe ich nie gelernt, ist auch bei mir im Job nicht hilfreich, denn das Mitschreiben in Langschrift führt dazu, dass nicht zu viel mitgeschrieben und Unwichtiges sofort aussortiert wird.

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