Death Cleaning: Aufräumen vor dem Tod

Ich bin immer wieder überrascht, auf welche Begriffe ich manchmal stoße. Gerade ist es Death Cleaning. Heißt schon mal aufräumen, kräftig durchsortieren und vieles weggeben, damit sich die Nachkommen nicht so sehr mit der Haushaltsauflösung herumschlagen müssen.

Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen: Die Kinder sind aus dem Haus, aus einem Haus, das mit allem ausgestattet ist, was man zum angenehmen Leben braucht. Und mit allerlei Schnickschnack oder Dingen, die mal wichtig waren, es aber nicht mehr sind. Angefangen vom aufblasbaren Luftbett über Fahrradtaschen bis zu ganzen Kinderzimmern. Ab und zu kommt das Kind ja mal wieder nach Hause und freut sich dann über sein gewohntes Zimmer. Noch.

Aufräumen für ein gutes Gefühl

Vieles andere liegt seit Jahren ungenutzt herum. Meine Eltern haben es schon vorgemacht, und auch ich mache mir immer mehr Gedanken darum: Wir müssen uns verkleinern, dringend aufräumen in Schränken, auf dem Dachboden und im Keller. Noch ist es nicht so weit, dass wir das Haus gegen eine – vermutlich barrierefreie – Wohnung tauschen wollen oder müssen. Aber es muss Zeug aus dem Haus. Unbedingt. Und nicht nur, um unsere Nachkommen nach unserem Tod zu entlasten. Es ist einfach ein gutes Gefühl für mich, Ballast loszuwerden. Dinge wegzugeben, überschaubarer zu leben. Es gibt fürs Death Cleaning sogar schon eine Anleitung: „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen„*.

Wenn da vor dem Aufräumen nicht das Gefühl wäre, an vielem emotional zu hängen. Was tun mit Omas Silberbesteck? Lange nicht benutzt, aber gut verwahrt immer noch da. Gehütet seit Jahrzehnten und zu besonderen Anlässen herausgeholt. Überhaupt die Erbstücke. Ich habe mich gefreut, als mir mein Vater Opas Eisbären-Aschenbecher mitgegeben hat. Und die stylische Glasuhr. Das war als meine Eltern sich „kleiner gesetzt“ haben. Ich muss ja beim Death Clining, also beim Aufräumen mit dem Hintergedanken an den Tod, nicht gleich mit diesen mir wertvollen Stücken anfangen.

Zu viele Gläser für zu wenige Gäste

Da gibt es ganz andere Baustellen, etwa die übervollen Bücherregale. Vieles davon kann weg. Entweder über Momox verkauft werden. Oder in der Altpapiertonne landen. Ja, das war für mich früher undenkbar, aber es gibt tatsächlich Bücher, die dort hinkommen. Gläser sind auch so ein Thema. Wir besitzen Gläser, darunter viele bereits aus anderen Haushalten übernommen, mit denen wir ganze Hochzeitsgesellschaften ausstatten könnten. Darunter ziemlich geschmacklose Sektschalen aus den 50er Jahren. Ab damit in den Altglascontainer? Ganz bestimmt, ich werde demnächst mit einem ganzen Korb voll davon losziehen. Andere wie die bunten Schnapsgläser könnten schon wieder Liebhaber finden.

Beim Aufräumen entdeckt: bunte Schnapsgläser. Flohmarkt oder Altglascontainer?
Beim Aufräumen entdeckt: bunte Schnapsgläser. Flohmarkt oder Altglascontainer?

Es bleibt immer noch genug übrig. Viel, womit unser Kind nie etwas wird anfangen können. Ich bin schon mehrmals mit eisernem Besen durch meine Bücherregale gegangen, aber es ist immer noch so viel da. Und ich wette, wenn ich heute etwas wegschmeiße, brauche ich es garantiert übermorgen. Ist mir schon mehrmals so gegangen. Aber ist das nicht wieder ein Gedanke, der mich bremst und ist nicht sowieso alles irgendwo im Internet zu finden?

Vielleicht sollte ich mal einen ganzen Schwung von überflüssigen Dingen beim Portal Kleinanzeigen einstellen. Aber auch dort ist das Angebot so riesig, dass sich manches als Ladenhüter entpuppt. Stichwort Puppe: Ich biete dort gerade eine aus Familienbesitz an, das Interesse ist eher mager. Dabei dachte ich, gerade jetzt vor Weihnachten lässt sich so etwas besser verkaufen. Nächste Option: Im Sommer mal zum Flohmarkt losziehen. Das haben wir bisher nur einmal gemacht, ich bin nicht der Typ für so etwas, und handeln liegt mir nicht. Aber warum sollte ich es nicht mal wieder ausprobieren?

Wenig Interesse bei den Nachkommen

Was aber bleibt, sind die bereits angesprochenen Erbstücke. Möbel, Geschirr, Silber, Uhren, Schmuck. Wohl wissend, dass unser Kind an vielem davon nicht einmal Interesse hat. Als es auszog, wollte es keines unserer alten Möbel mitnehmen. Und mit alt meine ich nicht alt und abgewohnt, sondern echte Antiquitäten. Es ist mir offenbar nicht gelungen, meine Liebe zu solchen alten Dingen an das Kind weiterzugeben. Gegen Ikea bin ich nicht angekommen. Ob sich das nochmal ändert? Ich habe meine Zweifel daran, und es tut mir weh.

Wir können nichts mitnehmen, wenn wir irgendwann gehen. Bis dahin behalte ich, was mir lieb und teuer ist. Aber alles andere wird jetzt nach und nach aussortiert. Das große Aufräumen hat schon begonnen und geht jetzt munter weiter. Immer ein bisschen hier, ein bisschen da. Dann ist es nicht ganz so viel Arbeit auf einmal. Und unsere Erben werden es uns einst danken. Was sie mit dem Rest machen, müssen sie dann selber wissen.

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