#SchreibenüberdasSchreiben: Meine Routine beim Schreiben

Ich habe heute etwa 10 100 Zeichen geschrieben. 1500 bis 1800 Zeichen sind eine Normseite, dann sind meine heute geschriebenen Zeichen übern Daumen gepeilt sieben bis acht Seiten. Es können auch mehr oder weniger sein, das hängt von der Schriftgröße und dem Zeilenabstand ab. Gefühlt habe ich jedenfalls den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als Buchstaben für Buchstaben, Wort für Wort in die Tastatur zu hacken. Ich habe, wie fast jeden Tag, geschrieben, als bekäme ich Kilometergeld dafür. Übers Schreiben kann ich also schreiben.

Schreiben über das Schreiben ist die Blogparade von Stephanie Müller überschrieben. Da fühle ich mich als Vielschreiberin doch gleich aufgerufen. Ein paar hundert Zeichen mehr oder weniger fallen bei mir gar nicht ins Gewicht. Meine Finger machen das ohne nachzudenken. Wer so viel schreibt wie ich, der schreibt schnell, sehr schnell. Oder wie es mal ein Kollege etwas despektierlich formuliert hat: Du schreibst schneller als du denkst.

Schreiben und denken

Womit wir beim Knackpunkt wären. Schreiben ist das eine, beim Schreiben denken das andere. Ich bin Journalistin, keine Schreibkraft. Ich schreibe nicht ab, ich schreibe Inhalte, die aus meinem Kopf kommen. Schreiben und denken gehören also zwingend zusammen, schließlich sollen die Fakten richtig, die oft beschworene Schreibe gut zu lesen sein.

Dabei kommt mir die Routine zugute und ein Umstand, der literarischen Schreibern weitgehend fremd ist: Ich muss mir das, was ich schreibe, nicht ausdenken. Ich muss es vorher recherchieren, es verstehen und es dann aufschreiben. Knackig, verständlich, richtig. Dafür ist das konzentrierte und fokussierte Schreiben notwendig, von dem auch Stephanie berichtet.

Beim Schreiben über das Schreiben will ich über meine Schreibroutine schreiben. Ich schreibe erst mit der Hand, dann aus dem Kopf am Rechner. Aber ich schreibe nicht vor. Das muss man sich im schnellen Mediengeschäft gleich von vornherein abgewöhnen und das treibe ich Praktikanten sofort aus.

Bei Terminen, etwa für Reportagen, im Gerichtssaal oder bei Recherchen schreibe ich ganz viel mit der Hand mit. Dabei sortiere ich bereits beim Zuhören aus, was später unwichtig ist und deshalb nicht notiert werden muss. Ich markiere mir wichtige Zitate oder Zahlen mit einem Längsstrich an der Seite. So mit der Hand aufgeschrieben, bleibt alles Wichtige eine Zeitlang in meinem Kopf. Zurück in der Redaktion beginne ich sofort damit, das Gehörte und Gesehene niederzuschreiben. Und zwar in einem Rutsch von vorne bis hinten. Ohne auf den Block zu gucken. Ich weiß alles auswendig. Erst am Ende korrigiere ich den Artikel, überprüfe Zahlen, Zitate und Fakten. Fertig.

Die vergessenen Texte

Ich kämpfe nicht mit meinen Texten. Ich stelle nichts um, fange nicht mehrmals neu an, kaue nicht endlos auf Formulierungen herum. Das Ringen um jeden Satz liegt mir fern. Das scheint nicht das Schlechteste zu sein. Manchmal finde ich Artikel im Archiv und wundere mich, wer sie so gut aufgeschrieben hat. Dann entdecke ich, dass ich es selbst war. Ja, ein bisschen eigenes Schulterklopfen muss mal sein. Überrascht bin ich auch deshalb oft, weil ich mich nicht nur nicht an den Artikel erinnern konnte, sondern nicht einmal an das Thema. Das kommt davon, wenn man so viel schreibt.

Irgendwann habe ich angefangen, auch noch in meiner Freizeit zu schreiben, als ich dieses Blog begonnen habe. Als wenn ich nicht täglich genug herunterhacken würde. Aber das Schreiben macht mir halt Spaß, wenn sich die Räder im Kopf lautlos drehen, eine Formulierung in die andere greift und sogar eine Art Sprachmelodie dabei herauskommt. Außerdem ist das Schreiben im Blog meine Spielwiese, hier kann ich meinen Interessen nachgehen und Themen aufgreifen, die mir Spaß machen. Am einfachsten ist es, wenn es eigene Erlebnisse sind, die ich hier niederschreibe, oder eigene Gedanken. Dann fließen die Buchstaben, die Wörter, die Sätze, die Seiten beinahe von ganz allein aus mir heraus.

Fertig in 15 Minuten

Das Schreiben kenne ich gut, das ist mein täglich Brot. Das geht ganz fix. Bis hierher habe ich für diesen Text 15 Minuten gebraucht. Kein schlechter Wert. Zugegeben, ich habe schneller geschrieben als ich gedacht habe. Merkt man das? Ich hoffe nicht.

6 Kommentare

  1. Toller Beitrag! Danke Susanne, dass du mitmachst bei der Blogparade.
    Das Thema direkt in die Tastatur zu denken und schnell Dinge nieder zuschreiben, darauf denke ich schon eine Weile herum. Großartig, dass du das hier so anschaulich wiedergegeben hast.
    Viele Grüße
    Stephanie

    1. Hallo Stéphanie, über das schnelle Schreiben muss man nicht nachdenken, man muss es üben. Ich übe schon 40 Jahre, da geht es superfix. Andererseits ist schnell schreiben auch eine Typfrage. Ich habe auch Kollegen, die trotz langer Erfahrung recht langsam schreiben. Jeder, wie ihm liegt.
      LG Susanne

  2. Liebe Susanne,
    wow, dein Text über das Schreiben ist klar und strukturiert.
    Schnell, gedacht und schon geschrieben.
    Der Text fertig in 15 Minuten.
    Übung seit 40 Jahren schreibst du,
    beeindruckt mich trotzdem,
    weil die Geschwindigkeit zu spüren ist,
    und genau das mag ich,
    weil ich es selbst kenne.
    Liebe Grüße,
    Sabine

    1. Liebe Sigrun,
      freut mich, dass man neben der Routine auch die Freude am Schreiben spürt. Wenn man nur noch die Routine spürt, wäre es Zeit, einen Gang herunterzuschalten.
      LG Susanne

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