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Tempolimit und Abstand – Notizen von der Autobahn

Ich bin gerade mehr als 4000 Kilometer auf Autobahnen in Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich unterwegs gewesen. Gelegenheit genug, über Tempolimit, Abstand und Benehmen auf der Autobahn zu forschen. Welche Erkenntnisse ich dabei gewonnen habe.

Alles, was ich hier berichte, sind persönlichen Beobachtungen, vielleicht Einzelfälle. Aber manches davon ist für mich bemerkenswert, warum es also nicht aufschreiben? Manches hatte ich für längst überholt gehalten, anderes hat mich erstaunt. Ein Lob muss ich einigen Lkw-Fahrern aussprechen. Sie habe es nicht leicht. Aber der eine oder andere ist tatsächlich ein Gentleman der Autobahn.

Der gelbe Brummi und der Abstand

Mein Horror sind die Unfälle, bei denen ein Lkw-Fahrer nicht genug Abstand hält und in ein Stauende rast. Davon habe ich schon zu viele Berichte gesehen und manche auch selbst geschrieben. Was, wenn ich dazwischen gerate? Deshalb behalte ich bei dichtem Verkehr, in Baustellen oder Staus stets den Rückspiegel im Auge. Außerdem lasse ich nach vorne mehr Abstand, um im Notfall Gas geben und mich aus der Gefahrenzone befreien zu können. Oder es zumindest zu versuchen. Auf meiner langen Fahrt war da dieser gelbe Lkw, der lange hinter mir fuhr. Und großen, sehr üppigen Abstand hielt. Wie beruhigend. Ich hätte dem Mann am liebsten gedankt.

Lichthupen-Raser und Linksblinker

Eine andere Spezies hätte ich am liebsten geschüttelt. Ich dachte, diese Leute seien mittlerweile ausgestorben. Aber es gibt sie noch immer, die Autofahrer, die versuchen, sich mit dauerndem Linksblinken oder dem Einsatz der Lichthupe den Weg auf der Überholspur frei zu machen. Gerne auch mit besonders dichtem Auffahren. Ein Verhalten, das ich schon lange nicht mehr erlebt habe. Es gibt diese Typen aber tatsächlich immer noch. In Frankreich sehr verbreitet ist übrigens die Sitte – oder Unsitte – während des gesamten Überholvorgangs links zu blinken. Ich habe das jetzt so oft gesehen, dass es fast sein könnte, dass es in der Fahrschule so gelehrt wird. Tatsächlich hat es sich nur einfach eingebürgert.

Linksfahrer links überholen

Dieses rüpelhafte Verhalten, mit Lichthupe und Dauerblinken zu agieren, lässt sich noch überbieten. Es war in Luxemburg, als ein Autofahrer, dem es offenbar nicht schnell genug gehen konnte, versucht hat, sich links an einem Fahrer auf der linken Spur vorbeizudrängen. Einfach zwischen Auto und Leitplanke hindurch zu schlüpfen. Nachdem der Vordermann erschreckt ein bisschen weiter nach rechts gefahren ist, hat es tatsächlich geklappt. Ich war kurz dahinter, und beim Beobachten ist mir der Mund offen stehen geblieben. Was für eine Dreistigkeit: dreispurig fahren einer zweispurigen Autobahn.

Von ganz links in die Ausfahrt

Ähnlich dreist sind die Fahrer, die von der Überholspur direkt in die Ausfahrt abbiegen. Hatte ich zuerst noch gedacht, sie hätten die Ausfahrt knapp verpasst, habe ich im Laufe viele Kilometer auf der Autobahn gesehen, dass dieses Verhalten offenbar Methode hat. Einfach mal schnell über zwei oder gar drei Spuren hinweg nach ganz rechts wechseln und die Ausfahrt nehmen. Und das bei durchaus dichterem Verkehr. So viel Schneid muss man erst einmal aufbringen.

Rettungsgasse für die Motorradfahrer

Seit Jahren wird das Einhalten der Rettungsgasse gepredigt, und es funktioniert recht gut. Das habe vor allem an der luxemburgisch-französischen Grenze beobachtet, wo sechs Kilometer vor uns ein Auto auf der Autobahn in Brand geraten war. Der Stau war entsprechend lang, die Rettungsgasse weit offen, durch die dann auch erst ein paar Löschfahrzeuge und dann der Abschlepper fuhren. Und etliche Motorradfahrer. Sie nutzten nicht nur eifrig die Rettungsgasse, um voranzukommen. Sie hängten sich auch in Trauben an die Einsatzfahrzeuge dran.

Ich kann ja verstehen, dass die lange Wartezeit und das immer wieder nur ein oder zwei Meter weiter fahren nerven. Aber ob man so schamlos eine Rettungsgasse ausnutzen muss? Oder darf? Ob das erlaubt ist oder die Polizei in einem solchen Fall eingreifen würde, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es auch einfach eine Gesetzeslücke. Den Bikern sei jedenfalls das flottere Vorwärtskommen gegönnt.

Ein Wort zum Tempolimit

In Frankreich gilt Tempo 130 auf Autobahnen. Etwas, das ich mir auch für Deutschland wünsche. Es ist ein entspanntes Fahren. Und ganz ehrlich: Wann haben wir die Gelegenheit, in Deutschland mal schneller auf der Autobahn zu fahren. Sehr selten.

Die Autobahn ist immer für Geschichten gut

Getreu dem Motto, dass Reisende etwas zu berichten haben, sind mir schon früher Merkwürdigkeiten auf der Autobahn aufgefallen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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