Fru Öttenpötter vertellt: Endlich ist es mal wieder Winter
Anfang Januar wollte ich in der Zeitung noch titeln: Wann wird’s mal wieder richtig Winter? Offenbar ist mein Stoßseufzer erhört worden. Wir haben seit etwa einer Woche einen richtigen Winter hier in Norddeutschland. Der letzte liegt an die zehn Jahre zurück. Winter auf dem Land, das ist doch etwas anderes als Winter in der Stadt.
Erst hat es ununterbrochen geschneit, dann kam knackiger Frost bei blauem Himmel. Wenn das kein Wetterchen ist. So ist der Schnee liegen geblieben, und die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Wobei der heftige Schneefall am Dienstag den Menschen das eine oder andere Problem bereitet. Denn mit dem Winterdienst ist es hier nicht immer so weit her. Diesmal war seine Arbeit zudem recht sinnlos, weil der andauernde Schneefall die Straßen sofort wieder schwer passierbar machte.
Die Sorgen der Postzustellerin
Das hat offenbar auch die Postfrau festgestellt, die mittags mit ihrem Transporter hier ankam und ein Paket brachte. Sie meinte noch, nein, in das nächste kleine Dorf werde sie lieber nicht fahren, zu der schmalen Straße habe sie kein rechtes Vertrauen. Ich konnte sie beruhigen. Wenn sie sich hier festfährt, kommt flugs ein Bauer daher und zieht sie wieder raus. Das habe ich selbst schon erleichtert erfahren dürfen.
Nachbarschaftshilfe gilt noch etwas auf dem Dorf. Vorsicht aber auch. Deshalb fahre ich ein Auto mit Allrad. Das hat sich in den vergangenen Tagen bezahlt gemacht. Vor allem, wenn der Schneepflug die eigene Einfahrt zuschiebt, weil sie zufällig an einer Kreuzung liegt. Wohin sonst mit den Schneemassen?
Wenn der Schneesturm abgezogen ist
Mittlerweile hat sich die Straßenlage deutlich beruhigt. Dafür zeigt sich der Winter jetzt von einer schönsten Seite. Leider bin ich gerade etwas malade, aber für schöne Fotos in der näheren Umgebung und am nahegelegenen Stall reicht es dann doch. Gestern waren wir mit dem Pferd los, um ein paar schöne Bilder zu machen. Allerdings hat uns am Vormittag noch die Sonne im Stich gelassen. Es wurde also nichts mit blauem Himmel, dafür hatte der Frost die Bäume und Büsche hübsch gemacht.
Reiten wie im Herbst oder am Strand ging nicht, dazu rutschte das Pferd zu sehr auf dem Schnee, selbst im Tiefschnee. Das liegt an den Hufeisen, für die uns leider die Hufstollen fehlen. Es gibt sie für jeden Untergrund und jeden Zweck. Die werden einfach in die Hufeisen eingeschraubt oder angeschweißt, und schon hat das Pferd Haftung auf Schnee oder auf welchem Untergrund auch immer. Es gibt sogar ganze Stollenkästen zu kaufen. Das lohnt sich für Freizeitreiter allerdings nicht. Es ist eher etwas für Turnierreiter. Lästig ist auch, dass die Stollen wieder herausgeschraubt werden müssen, da sie andere Pferde in der Herde verletzen könnten.
Am besten ist es natürlich, die Pferde im Winter barfuß laufen zu lassen. Unser Pferd hat aber nun mal Eisen, weil es sonst zu fühlig ist. Abgesehen von der Rutschgefahr fühlen sich Pferde im Winter recht wohl, egal wie kalt es ist. Hauptsache, es ist trocken. Zurzeit ist sozusagen bestes Pferdewetter.
Bestes Wetter für Fotos
Es ist auch bestes Fotowetter, wenn die Sonne den Frühnebel verjagt hat. Wobei der Kampf zwischen Nebel und Sonne durchaus seinen Reiz hat, wie ich heute früh beim Blick aus dem Fenster feststellen durfte. Hier auf dem Land bleibt der Schnee tagelang schön und fast unberührt. Nur die Tiere hinterlassen ihre Spuren auf der Schneedecke.
Der Winter 2021 ist also ein Winter ganz nach meinem Geschmack. Ein richtiger Winter, dank Homeoffice ohne die Belastung, bei schwierigen Straßenverhältnissen unterwegs sein zu müssen. Nach wochenlangen Spaziergängen an trüben Tagen machen jetzt sogar die morgendlichen Ausflüge wieder Spaß. Ich unternehme sie, um trotz Homeoffice wenigstens etwas Bewegung zu haben. Der Weg vom Frühstückstisch zum Schreibtisch ist doch sehr kurz.
Nächste Woche soll es tauen, der Wetterdienst sagt sogar Temperaturen von bis zu zehn oder zwölf Grad voraus. Einerseits klingt das ein bisschen nach Frühling, andererseits ist der schöne Winter viel zu schnell vorbei. Aber wir können ja sowieso nichts am Wetter ändern, also nehmen wir es, wie es ist.