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Querflöte – endlich wieder gespielt

Ich habe in den 1990er Jahren intensiv Querflöte gespielt, hatte sechs Jahre Einzelunterricht und war richtig gut. Also so gut, wie es Laien eben sein können. Und dann nahm das Leben eine andere Kurve, die Querflöte lag immer länger ungenutzt herum. Jetzt hat sie eine zweite Chance bekommen, und das ist wunderbar.

Ich wollte immer Querflöte lernen, schon als Jugendliche. Und es ist nie etwas daraus geworden. Erst habe ich Blockflöte gespielt wie alle Kinder, allerdings sehr viel intensiver und von der Piccoloflöte bis hin zur Bassflöte. Dann wollte ich Querflöte lernen, doch beim Info-Termin in der Musikschule stellten sie fest, dass ich mehr an meiner Stütze arbeiten muss und empfahlen mir Gesangsunterricht. Also habe ich zwei Jahre richtig singen gelernt. Und dann kamen Abi, Studium, Beruf, und die Musik spielte keine Rolle mehr. Mit Mitte 30 habe ich dann meinen Wunsch umgesetzt und Querflöte gelernt.

Wie die Schulter die Querflöte ins Abseits schob

Es war toll, und ich habe so intensiv gelernt und geübt, dass ich wirklich gut spielen konnte. Allerdings ergab sich nie die Gelegenheit, in einem Ensemble zu spielen. Mangels Gelegenheit habe ich lediglich Duette mit meiner Lehrerin gespielt. Dann kamen Umzug, Kind und später ein fieses Impingement-Syndrom der Schulter, auch Schürzenband-Syndrom genannt, und zwar der rechten. Das ist fürs Spielen der Querflöte ganz blöd. Monatelang, ja jahrelang konnte ich nicht spielen. Und irgendwann war der Drang dazu weg. Aber nach langer Krankengymnastik auch die Schulterschmerzen.

Nun bietet unser Kirchenmusiker, bei dem ich seit 30 Jahren im Chor singe, einmal im Jahr eine Sommermusik zum Mitmachen an. Jeder, der mag und der ein Instrument spielt, darf dabei sein. Ich habe es also gewagt und habe mich mit der Querflöte dazu gesellt. Und siehe da: Es geht noch. Zum Glück waren die Stücke recht leicht, Teile einer Sonata von Giuseppe Torelli (1685-1709) und Menuet, Gavotte und Bourrée aus der Suite G-Dur von Johann Sebastian Bach. Musiziert mit zwei Celli, drei Geigen und zwei Querflöten. Die wenigen, etwas kniffligeren Stellen und Läufe hatte ich mit ein paar Abenden intensiven Übens flüssig in den Fingern. Die Begleitungen für zwei Chorstücke kam noch hinzu, die ließen sich fast vom Blatt spielen. Alle Griffe für Es und Cis und Fis waren noch ohne Nachdenken präsent. Und das nach 20 Jahren.

Wie Fahrradfahren: Ansatz verlernt man nicht

Erstaunt hat mich zudem, wie gut der Klang noch war, dass ich den Ansatz überhaupt nicht verlernt hatte. Die Töne, die ich produzierte, klangen sauber und gut. Das haben mir nach der Aufführung auch Zuhörer bestätigt. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass der Ansatz schwankend sein könnte oder wegrutscht, aber nichts davon. Die innere Anspannung war zudem groß, die Konzentration geschärft, da konnte nichts schiefgehen.

Viel schwieriger war für mich das Ensemblespiel, zumal ohne Dirigent, was dazu geführt hat, dass ich an einigen Stellen den Rhythmus nicht richtig hingekriegt habe und rausgeflogen bin. Der erste Geiger, der ebenfalls meine Stimme spielte, saß zu weit weg, also dass ich ihn hätte hören und mich an ihm orientieren können. Und die zweiten Stimmen neben mir irritierten mich etwas, weil ich an der einen oder anderen Stelle dachte, ich wäre falsch. War ich gar nicht, aber zumindest war ich extrem irritiert.

Wir hatten zudem etwas wenig Zeit, um zusammen zu üben, gerade dreimal. Zumal die anderen Musiker ebenfalls Laien sind und auch so ihre Schwierigkeiten hatten. Am Ende haben wir eine einigermaßen hörenswerte Aufführung hinbekommen. Vor allem der Bach lief sehr gut, beim Torelli hatte ich mal wieder meine üblichen Rhythmusschwierigkeiten. Vor allem aber haben sowohl das Üben als auch die Aufführung sehr, sehr viel Spaß gemacht. Wir wollen das Ensemblespiel unbedingt wiederholen.

Warum Querflöten Holzblasinstrumente sind

Ich habe meine Querflöte immer geliebt, aber jetzt ist sie mir noch einmal wieder so richtig ans Herz gewachsen. Es ist eine Pearl-Flöte. Gekauft habe ich sie 1995 für 1190 D-Mark (knapp 600 Euro) beim Holzblasinstrumentenbau Werner Fischer in Bremen. Obwohl sie aus Metall, meistens Neusilber oder Silber sind, gehören Querflöten zu den Holzblasinstrumenten. Früher wurden sie aus Holz gefertigt.

Die Werkstatt von Fischer hat mir dann auch das größte Problem beim Spielen der Querflöte gelöst. Als ich mit dem Unterricht begonnen habe, war innerhalb kürzester Zeit der untere Teil meines Gesichts mit Pickeln und roten Stellen übersät. Nickelallergie. In der Mundlochplatte, die auf der Haut aufliegt, ist Nickel drin. Die Lösung hieß Vergolden. Für noch einmal 190 D-Mark wurde das Kopfstück meiner Querflöte mit Gold überzogen. Sieht total edel aus. Ich hatte nie wieder Probleme mit einer Allergie. Kurz nach dem Vergolden kamen übrigens nickelfreie Kopfstücke auf den Markt.

Meine Querflöte mit goldenem Kopfstück.
Meine Querflöte mit goldenem Kopfstück.

Das goldene Kopfstück trägt mir immer mal wieder Fragen ein, warum es denn vergoldet sei. Das erkläre ich dann immer. Nach der Aufführung hat mir diese Frage auch eine Querflötistin gestellt, die immer mal im Orchester spielt, wenn unser Chor große Aufführungen hat. Ich habe sie ihr natürlich beantwortet. Ich habe dieser Frau früher schon einmal eine Frage zu ihrer Flöte gestellt. Aus der ragt am Fußstück ein kleiner Stab mit einem runden Metallstück am Ende heraus. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es ist, hat sie mir erklärt, ein Gegengewicht, das sie nicht mehr missen möchte. Was es genau bewirkt, weiß ich allerdings nicht. Gebaut hat es ihr ihr Mann, wie ich mal gehört habe.

Ich werde weiter Querflöte spielen

Für mich war die unverhoffte Möglichkeit, wieder Querflöte zu spielen und der Zwang, dafür zu üben, der richtige Anstoß. Ich werde wieder regelmäßig spielen, und ganz bald wollen wir wieder im Ensemble zusammenkommen. Weil es uns allen so viel Freude gemacht hat.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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