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Homeoffice: Ein paar Vorteile und viele Nachteile

Es ist passiert: Ich bin für vier Wochen ins Homeoffice verbannt. Bin ich im Frühjahr in einem einsamen Büro allein auf einer Etage noch gut drumherum gekommen, gab es jetzt kein Pardon mehr. Gearbeitet wird zu Hause. Das hat Vorteile, will jedoch gut geplant sein. Für mich überwiegen aber die Nachteile.

Vorteile

Ich kann schon nach einem Tag sagen: Ich arbeite konzentrierter als im Büro. Niemand lenkt mich ab, kein Schnack in der Teeküche, keine Leser, die etwas von der Redaktion wollen. Keine Aktivitäten auf dem Marktplatz unter meinem Bürofenster, die mich veranlassen, mal nachzuschauen, was da los ist. Zuhause unterbricht mich niemand. Der Mann nicht, weil er mich täglich bekochen muss und das auch gerne tut. Das Kind nicht, weil es eine Etage über mir ebenfalls im Homeoffice sitzt und sein Fernstudium – das mal ein Präsenzstudium sein sollte – absolviert. Dank Glasfaser klappt das vorzüglich.

Da schließt sich gleich ein anderer Vorteil an: Der Mann ist Franzose und Koch. Entsprechend leckeres Mittagessen steht jeden Tag pünktlich auf dem Tisch. Ich muss mich nicht darum kümmern, nicht auf Döner oder Pizza zurückgreifen, wenn ich Hunger kriege.

Der Heimweg ist schön kurz. Ich muss nicht mehr nach Feierabend 30 Kilometer über Land fahren, was im November manchmal kein Vergnügen ist. Außerdem absolviere ich den Heimweg seit Ende der Sommerzeit immer im Dunklen, etwas, das mich schon immer gestört hat. Jetzt geht’s einfach vom Arbeitszimmer aus auf die Couch.

Neutral

Die Kommunikation klappt nicht besser und nicht schlechter als im Büro. Das Bürotelefon ist aufs Diensthandy umgestellt, daneben liegt das Privathandy, über das ebenfalls vieles läuft. Es gibt verschiedene Whattsapp-Gruppen, über die die Absprachen stattfinden. Es wird endlos hin- und her gemailt zwischen den Kollegen, von denen die meisten wie ich im Homeoffice sitzen.

Nachteile

Fangen wir mit dem deutlichsten Nachteil an, den es für Redakteure im Homeoffice gibt. Ich kriege nichts mehr mit. Wie oft ist mir auf der Fahrt zur Redaktion etwas aufgefallen, was eine gute Geschichte ergeben könnte? Sehr oft. Ich gehe über den Marktplatz und höre Menschen sprechen, höre, was sie bewegt, was ein Thema sein könnte. Und ich kann beim Autofahren gut nachdenken, etwas, was mir auf dem Weg vom Frühstückstisch ins Arbeitszimmer nicht vergönnt ist. Lokalreporter im Homeoffice, das geht auf Dauer gar nicht. Was ebenfalls ausfällt ist die Möglichkeit, mal schnell noch ein Foto für einen Artikel zu machen.

Andere Nachteile lassen sich abmildern. Da wäre die Ausstattung des Arbeitsplatzes. Weil ich das Homeoffice schon heraufdämmern sah, habe ich mir im Frühjahr einen neuen, extra großen Bildschirm gekauft. Auf kleinen Schirmen lassen sich keine Seiten layouten. Aber wie den Dienstlaptop an den großen Bildschirm anschließen? Zumal der Laptop schon etwas betagt ist und keinen HDMI-Anschluss hat. Auf den Rat des Kollegen aus der IT habe ich die Dockingstation aus dem Büro mitgenommen. Mit einem der zig Kabel, die sich hier im Laufe der Zeit angesammelt haben, habe ich Dockingstation und Bildschirm verbinden können. Dafür musste ich den Privatlaptop vom Bildschirm abhängen. Der private Rechner steht nun auf dem Schreibtisch neben dem Computertisch. Privatkram, Bloggen und Fotobearbeitung müssen nun auf dem Laptop-Schirm erledigt werden. Für ein paar Wochen wird es auch so gehen.

Bleibt die Frage nach den Büromöbeln. Der Tisch passt, der Schreibtischstuhl auch, die Höhe ist okay. Der erste Arbeitstag im Homeoffice verlief ohne größere körperliche Ermüdung. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Bloggerkollege Henning Uhle hat viel Geld ausgegeben, um seinen Arbeitsplatz im Homeoffice aufzuwerten. Er arbeitet allerdings schon viel länger zu Hause und hat gemerkt, wie wichtig ein ergonomisch guter Arbeitsplatz ist. Mal sehen, wie es sich bei mir entwickelt.

Ein weiterer entscheidender Nachteil betriff ebenfalls das Wohlergehen. Allerdings nicht das am Arbeitsplatz, sondern das im Verlauf des Tages. Wenn ich ins Büro gehe, fahre ich zwar eine lange Strecke mit dem Auto, gehe aber auch mehrmals am Tag ein längeres Stück zu Fuß. Vom Parkplatz zum Büro und zurück und zwischendurch mal in die Stadt oder um etwas zu essen zu holen. Manchmal nutze ich eine Pause, um einfach mal kurz durch den Schlosspark zu marschieren oder am See entlang zu streifen. Das fällt im Homeoffice alles aus. Deshalb habe ich mich für Vorhomeofficespaziergänge entschieden. Da es jetzt früh dunkel wird und ich abends lange arbeite, gehe ich morgens los. Vier Wochen im Homeoffice ohne längere Spaziergänge würde mir mein Schrittzähler nicht verzeihen.

Heute habe ich erst Tag 2 im Homeoffice absolviert. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt. Angeordnet ist das Arbeiten zu Hause erst einmal für vier Wochen. Viele Außentermine wird es angesichts von Corona nicht geben, so dass ich vermutlich die meiste Zeit mit Telefonrecherche verbringe. Ende November werde ich eine erste Bilanz ziehen. Vielleicht darf ich dann wieder ins Büro. Ich glaube es aber nicht. Was ich aber jetzt schon weiß ist, dass mir Präsenzoffice besser gefällt als Homeoffice.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • Henning Uhle

    Hallo Susanne,

    schöner Artikel. Danke für die „prominente Erwähnung“. Ja, du hast Recht, grundsätzlich ist einem das Präsenz-Office schon lieber. Aber ich bin auch ehrlich, ich habe mich arrangiert. Was bleibt einem auch anderes übrig?

    Ich habe immer gehofft, dass die Situation bald wieder normal(er) sein wird. Hier ein kurzer Urlaub, dort Sommerferien mit dem nicht bei mir wohnenden Pubertier, dort ein Kurztrip mit meiner Frau. Und ich habe mir gesagt: Wenn danach die Situation vernünftig ist, machst du dich wieder ins Büro. Pustekuchen.

    Aus diesem Grund habe ich erstmal über 1000 Euro investiert. Und es wird noch mehr. Ich bin in Vorleistung gegangen. Und es ist vollkommen unklar, ob ich hier irgendeine Unterstützung meines Arbeitgebers bekomme. Aber mir war das einfach wichtig. Denn so mit krummem Rücken und teils enormen Bewegungseinschränkungen konnte es nicht weitergehen.

  • Susanne

    Hallo Henning, investieren musste ich zum Glück noch nicht. Habe mir Stuhl und Dockingsstation aus dem Büro mitgenommen. Aber ich beobachte schon genau, was der Rücken macht. Viel mehr als das Sitzen, das habe ich gestern gemerkt, schlauchen mich die dauernden Telefonate und Telefonkonferenzen, die im Laufe des Tages bei uns anfallen. Angestrengtes Zuhören und der Versuch, sich nicht gegenseitig ins Wort zu fallen. Aber egal, wie es läuft, wir müssen uns wohl damit abfinden.

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