Mein Schreibtisch: Zigarettendosen und Eisbär

Zeige mir deinen Schreibtisch, und ich sage dir, wer du bist. So ließe sich ein bekanntes Zitat abwandeln. Deshalb zeige ich euch jetzt meinen Schreibtisch. Welche Schlüsse ihr daraus zieht, ist euch überlassen. Für mich ist mein Schreibtisch ein wichtiger Ort, der einiges über mich aussagt.

Dass ich diesen Einblick gewähre, dazu hat mich Thomas inspiriert, der vor kurzem in seinem Blog einen, wie er schreibt, schonungslosen Blick auf seinen Schreibtisch ermöglicht hat. Sein Beitrag trägt den Titel „Chaos vor der Ordnung“, ist aber gar nicht chaotisch, sondern sehr techniklastig. Ich verzichte hier darauf, den Typ und die Größe von Monitor und Laptop, Art des Druckers oder Tiefe und Breite der Tischplatte zu beschreiben. An Technik interessiert mich nur, dass sie funktioniert. Und dass drei externe Festplatten an meinem Laptop hängen, ist für mich eine allerdings wichtige Nebensache. Eine vierte Festplatte liegt als Backup all meiner Daten übrigens weit weg von zu Hause. Sicherheitshalber. Ich möchte vor allem mein riesiges Fotoarchiv niemals verlieren.

Zurück zum Schreibtisch. Nach Ende einer endlosen Zeit im Homeoffice ist mein Schreibtisch jetzt endlich wieder so, wie er sein soll. Zwischendurch musste ich mal umräumen und umstöpseln, um den Dienstlaptop so anschließend zu können, dass ich gut arbeiten konnte. Mittlerweile habe ich die dienstliche Dockingstation zur Seite gelegt. Nicht weit weg, sodass ich sie bei Bedarf schnell reaktivieren kann. Der Nach-Homeoffice-Umbau hat immerhin dazu geführt, dass mein Schreibtisch wieder rein privat ist und so, wie ich ihn liebe.

Mein Schreibtisch sind in Wahrheit zwei Schreibtische

Genauer betrachtet, besitze ich zwei Schreibtische, einen digitalen und einen analogen. Also einen Computertisch mit großem Monitor – was ein Blindfisch halt so braucht -, einer Tastatur und einer Maus. Ich kann mit dem Touchpad auf dem Laptop nicht viel anfangen und bevorzuge die gute alte Maus. Auf dem Computertisch stehen beziehungsweise liegen dann noch die drei Festplatten, USB-Sticks und SD-Karten der Kamera, Rechnungen, die bezahlt werden müssen, und aus alter Gewohnheit Block und Stift, die ich aber kaum nutze. Das ist halt der Journalisten-Reflex, stets zum Schreiben bereit zu sein, falls das Telefon klingelt. Es könnte ja der lang ersehnte Rückruf mit der noch fehlenden Informationen für den nächsten Artikel sein.

Gesamtansicht meines Schreibtischs.
Mein analoger Schreibtisch mit allerlei darauf.

Natürlich sitze ich zu 90 Prozent am kleinen Computertisch und nicht am großen analogen Schreibtisch. Obwohl ich den viel mehr liebe, weil er persönlicher ist. Es ist ein Schreibtisch aus Holz, den ich schon seit meiner Schulzeit besitze und bisher in jede neue Wohnung mitgeschleppt habe. Er hat links vier Schubladen und rechts eine Tür mit zwei Einlegeböden und einer Stiftschublade. Die Tischplatte ist nach mittlerweile über 50 Jahren schon recht ramponiert, aber das sieht man kaum, da viel drauf ist auf dem Tisch und in seiner Mitte eine Schreibtischunterlage liegt. Das Licht kommt von links von einer Tütenlampe, die an einem Messinggestänge angebracht ist. Ich mag die Lampe sehr.

Lampe in Tütenform an einem Messinggestänge.

Lampe in Tütenform an einem Messinggestänge.

Unter der Lampe, links an der Wand, steht der Drucker. Ich will ihn da eigentlich nicht haben, aber ich habe keinen anderen Platz dafür, weil auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers keine Steckdosen sind. Also muss er dort stehen. Da der Schreibtisch aber groß genug ist, ist auch so noch genug Platz für all die andern Dinge.

Zwei Gemälde im Postkartenformat

Dazu gehört der Eisbären-Aschenbecher, ein geliebtes Erbstück von meinem Großvater. Daneben lehnen zwei Postkarten von meinen Lieblingsgemälden an der Wand: „Das blaue Phantom“ von Wols und „Triumph des Todes“ von Felix Nussbaum, das ich bei meinem Besuch in Osnabrück im Original gesehen und sehr bewundert habe. Obwohl das Thema und das Schicksal von Felix Nussbaum so düster sind. All die Details des Gemäldes sind anders als beim Wols auf einer Postkarte kaum zu entdecken. Dennoch habe ich sie dort stehen als Erinnerung an ein großartiges Werk eines ermordeten Künstlers.

Ein gerahmtes Foto gleich daneben zeigt meine Tochter auf ihrem Pferd Lasse im Rapsfeld. Wir hatten das Glück, vor einigen Jahren bei strahlendem Sonnenschein in einem Rapsfeld gleich hinterm Stall Fotos machen zu können. Auch mit anderen Reiterinnen. Eines davon habe ich gerahmt und mir auf den Schreibtisch gestellt. Obendrüber an der Holzwand hängt ein Foto meiner Eltern und das Wappen der Familie Frege.

Schöne Zigarettenschachteln und edle Füller

Ergänzt wird das Sammelsurium von Bildern und Dekoration von zwei metallenen Zigarettenschachteln. Sie sind mir irgendwann mal in die Hände gefallen und ich nutze sie zur Aufbewahrung von Briefmarken. Ihr Design ist einfach zu schön. Dazu kommen noch die beiden Schachteln für die wertvollsten Stifte im Haus, einen Mont-Blanc-Füller, ein Meisterstück der Hochzeitsedition mit aufgeschraubtem Mini-Ehering, und ein silberner Cartier-Kugelschreiber, der meinem Mann gehört. Zudem besitze ich noch einen handgedrechselten Füllhalter. Weitere Stifte und eine Papierschere stecken in einem dickwandigen Becher mit Blumendekor, den ich mal aus Irland mitgebracht habe. Außerdem immens wichtig: die richtige Brille.

Historische Zigarettenschachteln aus Blech auf meinem Schreibtisch.
Historische Zigarettenschachteln aus Blech auf meinem Schreibtisch.
Brille und Füllfederhalter, wichtige Utensilien.
Brille und Füllfederhalter, wichtige Utensilien.

Rechts hinten steht dann noch ein ebenfalls historischer Briefständer mit ein paar ganz wichtigen Papieren, die ich regelmäßig brauche. Darin steckt auch das Blitzerfoto, für das ich 2014 zwangsweise zehn Euro bezahlen musste. Jüngere Fotos dieser Art gibt es von mir nicht, ich bin eine verhaltene Fahrerin. Damals habe ich Tempo 40 – wo gibt’s sowas überhaupt? – nicht eingehalten.

Immer das richtige Wort auf Dari parat

Vor dem Briefständer liegt ein Stapel Unterlagen. Büchlein wie das Kommersbuch, von denen ich mich nicht trennen möchte. Oder andere Bücher, über die ich hier noch bloggen will. Von meiner Afghanistan-Reportagereise 2006 ein Dari-Sprachführer für die Bundeswehr, ein schmales Heftchen mit Bildern von Dresden 1945 und heute, ein paar Fotos, die noch gescannt und wegsortiert werden wollen.

Um all diese mir wichtigen Dinge drapieren sich noch ein paar nützliche, die nun mal auf einen Schreibtisch gehören. Anspitzer und Locher, hübsche Notizzettel und ebenso hübsche Bleistifte – beides Geschenke einer Freundin – und Stempel und Stempelkissen. Ich stempele meinen Absender auf Briefe und Päckchen.

Alles hat schon lange seinen Platz

Ich hasse Chaos, und das zeigt mein Schreibtisch. Alles muss seinen Platz haben, und das schon seit Jahren. Vieles von dem, was dort steht, steht schon immer genau dort. Selten kommt etwas Neues hinzu. Genauso halte ich es auch sonst mit den Dingen um mich herum. Meine Möbel sind alt, also historisch alt, ich hasse es, Möbel zu kaufen. Meine Kleidung trage ich, solange es geht, kaufe selten Klamotten. Ich mag schöne Dinge, und die, die ich besitze, hege und pflege ich. Und ich mag Uhren. Uhren sind ein Thema, das hier noch gar nicht vorkam.

Rund um und auf meinen Schreibtisch stehen zwei: die Glasuhr von Manfred Szyszka und eine kleine Schreibtischuhr aus Limoges-Porzellan mit Blumenmuster, die wir mal aus Frankreich mitgebracht haben. Genauso wie ich alte Möbel und überhaupt traditionelle Dinge mag, mag ich auch Zeigeruhren, egal ob am Handgelenk oder im Wohnzimmer oder eben an meinem Schreibtisch. Damit bin ich wahrscheinlich bald in der Minderheit, Uhren mit Zeigern verschwinden immer mehr.

Schreibtischmenschen brauchen Schreibtische

Das war der Ausblick auf meinen Schreibtisch. Seine Schubladen bleiben zu, da ist zu viel Privates drin. Die Arbeitsplatte und was darauf ist, ist aber das Gesicht des Schreibtischs und letztlich auch ein Einblick in die Art seines Besitzers. Wie sehr, das hat Christa Chorherr in einem schönen Beitrag über den Schreibtisch ihres Mannes geschrieben. So einen majestätischen Schreibtisch hat auch mein Vater, der ein rechter Schreibtischmensch ist. Ich mag nicht nur Schreibtische, sondern auch Schreibtischmenschen.

Anmelden

Ich informiere regelmäßig über neue Blogposts

*

4 Kommentare

  1. Liebe Susanne,

    großartig! Das habe ich wirklich gerne gelesen. Und mir fällt auf, wie eher wenige persönliche Gegenstände meinen Schreibtisch einrahmen. Über das schöne Bild meiner Frau auf der Fensterbank habe ich ja nicht geschrieben, das schaue ich aber oft an. Ja, Bilder können einen sehr mitnehmen, dass habe ich erst neulich in Berlin angesichts der großen Ausstellung Die Kunst der Gesellschaft
    1900–1945 in der neuen Nationalgalerie gemerkt. Gerade Feininger mal im Original zu sehen – das war was. Ich finde es ohne Worte, dass Du die Idee aufgenommen hast bin gespannt, ob sich noch jemand inspirieren lässt!

    1. Lieber Thomas, danke für Deinen freundlichen Kommentar. Es würde mich sehr freuen, wenn noch jemand Deine Idee aufgreift. Mir hat es Spaß gemacht, mal über meinen Schreibtisch zu schreiben – steckt ja schon im Wort Schreib-Tisch drin.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert