Ein Spaziergang entlang der Kanaltrave
Ich bin immer auf der Suche nach Spazierwegen in der Nähe. Am liebsten am Wasser entlang. Dafür muss es nicht immer das Meer sein, obwohl es nicht weit weg ist. Diesmal hat es mich an die Kanaltrave in Lübeck gezogen.
Kanaltrave, das klingt erstmal komisch. Entweder, das Gewässer ist ein Kanal, also eine künstliche Wasserstraße, oder die Trave, also ein Fluss. Tatsächlich ist es eine Kombination aus beiden, die an der Treidelwegbrücke entsteht. Bis dahin erstreckt sich der Elbe-Lübeck-Kanal aus dem Herzogtum Lauenburg kommen noch zwischen schnurgeraden Ufern vom Stadtteil Lübeck-Genin in Richtung Innenstadt und windet sich die recht kleine Trave in Schwüngen durch den Stadtteil Moisling.
Von der Kanalbrücke in Genin führen Stufen nach unten. Wer sich gen Süden wendet, geht am Elbe-Lübeck-Kanal entlang, auf einem sehr schönen Weg. Den habe ich im vergangenen Herbst genommen. In die andere Richtung, nach einem Bogen gen Osten, geht es Richtung Lübeck, erst immer am Kanal entlang. Viel ist davon nicht zu sehen, weil dichtes und hohes Schilf die Ufer bedeckt. Dennoch ist es ein schöner Spaziergang auf einem angenehm zu gehenden Weg.
Nach der Treidelwegbrücke beginnt die Kanaltrave
Nach einer kurzen Weile führt eine gebogene Brücke über einen Wasserlauf. Das ist die gerade erst erneuerte Treidelwegbrücke. Sie führt über die Trave, die sich kurz darauf in den Elbe-Lübeck-Kanal ergießt, womit sie zur Kanaltrave wird. Von dem, was einen natürlichen Fluss ausmacht, ist hier nichts mehr zu sehen. Die Kanaltrave ist eine Bundeswasserstraße und breit und tief genug, dass auch größere Schiffe dort fahren können. Am Wochenende sind aber vor allem die Kanuten und Ruderer auf dem Wasser unterwegs.
Noch ein Stückchen weiter geht es unter der Laubenweg-Eisenbahnbrücke entlang. Rechts und links führt der Weg dort vorbei, wo die Brückenbögen ihre Fundamente erreichen. Natürlich ist überall Graffiti zu sehen, vor allem aber scheint das Licht durch die metallenen Streben. Ein seltsamer Eindruck.
Zwischen Schrebergärten und Gewerbegebiet
Danach schließt sich auf dem Weg im Richtung Lübeck auf der linken Seite ein riesiges Gebiet mit Schrebergärten an. Auf der anderen Seite der Kanaltrave liegt ein Gewerbegebiet. Ich habe den Weg entlang der Schrebergarten-Kolonie genommen. Von dort aus führen der Brombeerweg, der Fliederweg, der Holunderweg, der Jasminweg und allerlei andere Wege mit botanischen Namen in das Gebiet. Nach pingeliger Kleingarten-Gepflegtheit sieht das aber alles nicht aus. Viele Tore sind verrostet und von Pflanzen überrankt, der Einblick in die Gärten mit hässlichen Metallblechen oder Kunststoffplanen versperrt. Wo man hineinsehen kann, stehen verrottete Lauben und liegen verkrautete Beete.
Genauso verkommen, zugewachsen, ungepflegt sind die langen Wege dahinter, an denen die Parzellen liegen. Doch je näher man der Innenstadt von Lübeck kommt, desto gepflegter werden die Gartenanlagen und die Parzellen, bis es ganz so aussieht, wie man sich eine Schrebergartenkolonie vorstellt. Offenbar sind viele Gärten, vor allem im hinteren Teil, nicht verpachtet. Ungewöhnlich, hatte ich doch gedacht, es sei schwer, einen Garten zu bekommen. Zumal in Corona-Zeiten die Nachfrage enorm gewesen sein soll. Immerhin haben mir die heruntergekommenen Tore zur Gartenkolonie ein paar schöne Fotomotive beschert.
Ein kurzes Stückchen Alte Trave
Kurz vor der Lachwehr trennt sich die Trave noch einmal vom Kanal und fließt in einem kleinen Bogen als Alte Trave ein Stückchen weit allein weiter, bis sie wenig später wieder in den Kanal mündet. Dort liegen die Boote des Lübecker Motorboot-Clubs. Fortan heißt die Kanaltrave Stadtgraben, weil sie nun mitten durch die Stadt fließt. Ich bin an dieser Stelle umgekehrt und den Weg zurück zur Kanalbrücke in Genin gelaufen. Vielleicht nehme ich demnächst mal die Route von der Lachwehr weiter den Stadtgraben entlang. Das ist ein ganz anderer Blick auf Lübeck, als ihn Autofahrer kennen.