Salz ist nicht gleich Salz: Marketing macht den Preis

Ich war heute mal wieder in meiner Lieblingsfeinkostabteilung. Die, die so viele Dinge im Angebot hat, die es sonst nirgends gibt. Dort habe ich heute die Erkenntnis gewonnen: Salz ist nicht gleich Salz. Zumindest nicht, wenn ich der Verpackung, dem Namen und dem gesalzenen Preis glauben soll.

Tatsächlich ist Salz üblicherweise nichts anderes als Salz. Zumindest wenn wir über Speisesalz, Kochsalz oder Tafelsalz sprechen. Es besteht immer aus Natriumchlorid (NaCl). Lediglich die Herkunft wird unterschieden in Meersalz oder Steinsalz. Wem das nicht exklusiv genug ist, der darf sich gerne von geschicktem Marketing-Sprech betören lassen. Eine gut sortierte Feinkostabteilung ist ein idealer Platz, um mal nach edlen Salzen zu suchen.

Angeblich knusprige feine Salzflocken mit mildem Aroma: Murray River Gourmet Salt Flakes aus Australien.

Salz aus aller Welt

Fleur de Sel, auf gut deutsch Salzblumen, kennt mittlerweile jeder. Angeblich hat es einen zarteren Geschmack als andere Salze. Das rechtfertigt wohl den hohen Preis. Neuerdings taucht spezielles isländisches Salz auf, was aber auch nichts anderes ist, als ganz normales Salz. Und dann war da noch das Ostseesalz. Das muss man wahrscheinlich ordentlich suchen, enthält die Ostsee doch mit 1,8 Prozent so gut wie kein Salz, höchstens an Brackwasser-Stellen. Das Ostseesalz stammt aber tatsächlich aus der Ostsee und wird von der Ostseesalzmanufaktur in Kiel hergestellt.

Ostseesalz ist zumindest hier bei uns im Norden nicht sehr weit gereist.

Entkleidet man all diese Edelsalze ihrer schicken Namen und Verpackungen, bleibt doch nur Speisesalz in Form von Natriumchlorid übrig. Das eine oder andere mag mit Zusätzen versehen sein, doch das so blumig angepriesene Salz ist nichts als Salz. Damit ist es wahrscheinlich das Lebensmittel, mit dem Verbraucher mittels Marketingtricks am meisten in die Irre geführt werden.

Banales geschickt überhöht

Eines muss man den Herstellern und ihren Werbestrategen aber lassen: Sie schaffen es, eine ziemlich banale Kochzutat zu etwas besonderem zu machen. Da schwingt ein Hauch von Ferne und Abenteuer mit, da scheint eine Exklusivität auf, die nicht da ist. Angeblich umschmeichelt exklusives Salz den Gaumen mit dem Gefühl von Sonne und Meer. Was man sich nicht alles einbilden kann.

Der Preis tut das Seine dazu. Irgendwie sind wir Menschen darauf gepolt, dass etwas, das schick verpackt ist, einen schicken Namen hat und zudem teuer ist, etwas besonderes sein muss. Tatsächlich scheint der hohe Preis für sogenannte Gourmetsalze gerechtfertigt zu sein. Nicht wegen des Inhalts der Verpackung, sondern wegen des Aufwands für eben diese Verpackung und ihr Design und vor allem, weil viele dieser Salze von weit her geholt werden. Sagt schon der Name, etwa beim Himalaya- oder Hawaii-Salz. Da nehme ich doch lieber das vom Discounter um die Ecke.

2 Kommentare

  1. Nein, lieber nicht, da ist mir zu viel Rieselhilfe oder Jod drin.

    Und schöne Salzfkocken auf frisch geernteten Tomaten geben auch ein anderes Mundegefühl, es ist nicht alles Marketing

    1. Dass Salzflocken eine anderes Mundgefühlt machen, mag sein, aber sie schmecken doch auch nur nach Salz. Habe irgendwo gelesen, dass sich Restaurantbesucher mitunter beschweren, weil sie wegen Salzflocken das Gefühl haben, ein Gericht sei versalzen (zumindest an der Stelle, an der die Flocken liegen und sich eben nicht so schön aufgelöst haben wie normales Salz).

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert