Wörter als Wurfprojektile

Auszug aus einem Wörterbuch von 1940 mit dem Wort "Fremdwörtelei".

Die voluminöse Expansion subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität des Produzenten.* Es sind solche Sätze, mit denen man sich gern mal in bierseliger Runde produzieren kann. Immer vorausgesetzt, die intellektuelle Kapazität reicht aus, um sich angesichts des einen oder anderen alkoholischen Getränks diesen langen und komplizierten Satz mit vielen Wörtern unfallfrei über die Lippen zu bringen.

Den Spruch mit der voluminösen Expansion habe ich als Jugendliche oft gemacht. Kam immer gut auf irgendwelchen Partys. Ab und zu kann man solche Sätze anbringen, aber beileibe nicht immer und überall. Schwurbeln kommt nicht überall gut an.

Wie wichtige Leute gerne beweisen (wollen), macht Klugscheißer-Deutsch ungemein viel her. Damit können sich die ach so gebildeten Sprecher trefflich vom gemeinen Volk abheben. Sich gewählt auszudrücken, ist eine Tugend, deren Adressaten aber gut gewählt sein sollten. Merke: Man kann sich nicht nur nach unten, sondern auch nach oben im Ton vergreifen.

Wer mit Worten Eindruck schinden will, ist ein Bullshitter, also jemand, der Bullshit redet. Ein Ausdruck, der von dem amerikanischen Philosophen Harry Frankfurt – Achtung! – popularisiert wurde. Angesichts dieses feinsinnigen Aufplusterns der Synonyme volkstümlich oder allgemein bekannt möchte ich dem Autor zurufen: „Populanten von Domizilen mit transparent fragiler Außenstruktur sollten sich von der Umfunktionierung diverser gegen Verformung resistenter Gegenstände in Wurfprojektile distanzieren**

*Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.

** Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.

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