Briefbeschwerer – meine Paperweight-Sammlung
Ich habe eine Zeitlang Briefbeschwerer gesammelt. Die gläsernen Paperweights haben es mir wegen ihrer kunstvollen Gestaltung angetan. Da der Kaminsims, auf dem sie einen Platz gefunden haben, voll ist, habe ich der Sammlung lange keine neuen mehr hinzugefügt. Zum Beschweren von Briefen habe ich sie übrigens nie benutzt.
Alles begann vor Jahrzehnten mit einem Termin, bei dem ich über die Eröffnung einer Müllverbrennungsanlage berichtet habe. Alle Gäste bekamen ein Stück Schlacke aus dem Verbrennungsprozess, eingegossen in eine halbrunde Kunstharzform, eben in die Form der Briefbeschwerer. Am Boden das Datum und der Anlass für diese Gabe. Mein Stück Schlacke enthielt sogar einen verrosteten Kronkorken.
Inspiration, echte Briefbeschwerer zu suchen
Das Erinnerungsstück war natürlich alles andere als das, was man unter einem echten Briefbeschwerer oder einem Paperweight versteht. Aber es inspirierte mich, mich auf die Suche nach richtigen Briefbeschwerern zu machen. Die waren damals, in den 80er und 90er Jahren, gar nicht so selten. Und qualitativ sehr unterschiedlich. Noch heute führt jeder Chinaladen und führen etliche Souvenirläden schlichte Briefbeschwerer, reine Massenware. Auch davon besitze ich einige.
Gläserne Briefbeschwerer waren und sind auch heute noch auch Produkte bekannter Glasmanufakturen. Die bekanntesten der Welt sind die Manufakturen von Murano in Venedig. Und natürlich haben auch sie Briefbeschwerer produziert. Ich besitze einen mit dem ebenfalls weltberühmten Millefiori-Muster. Die sind selten, ich besitze nur einen davon, ebenfalls aus Murano. Weitere Stücke meiner Sammlung stammen von Pavel Molnar beziehungsweise aus seinem Atelier und aus der englischen Glasmanufaktur Millrace. Ein Exemplar aus Schweden ist ebenfalls dabei. Die Schweden sind wie die Tschechen große Glaskünstler.
Lupeneffekt durch das Glas
Der Reiz der Briefbeschwerer ist der Lupeneffekt, der durch die Motive in der Glaskugel entsteht. Erst die optische Vergrößerung durch die gläserne Form lässt die darin eingebetteten Formen hervortreten und vergrößert sie. Dabei müssen es nicht immer Blumen oder Schmetterlinge wie in so vielen der billigen chinesischen Paperweights sein. Mir gefallen vor allem die Millefiori, aber auch rein grafische Formen.
Im 19. Jahrhundert wurden sogenannte Sulphide oder Inkurstationen ins Glas eingearbeitet. Heute würde man Gemme oder Kamee dazu sagen. Oft zeigen sie eine berühmte Persönlichkeit im Profil auf einfarbigem bunten Untergrund. So ein seltenes Stück fehlt mir noch in meiner Sammlung. Ein besonders rares Stück unter meinen Paperweights ist übrigens kein Briefbeschwerer, sondern ein Türstopper, der nach dem gleichen Prinzip hergestellt ist.
Auch wenn die Briefbeschwerer nicht zum Briefe beschweren verwendet werden, haben sie für mich einen Reiz. Mir gefällt ihre Optik, das klare Glas und die kunstvoll gestalteten Motive darin. Auch wenn ich nicht mehr sammele, habe ich doch immer Freude an meinen Exemplaren. Und ab und zu werden sie liebevoll abgewaschen, um wieder schön zu glänzen. Wer kann seine Sammlung schon so einfach sauber halten?
2 Kommentare
Usch Luhn
Ich bin jetzt ganz zufällig über twitter hier gelandet. Der Beitrag ist zauberhaft. Ich liebe Briefbeschwerer ebenfalls sehr, aber inzwischen ist es recht schwierig sie zu finden. Aber nach dem Lesen Ihres Textes habe ich tatsächlich überlegt mit dem Sammeln anzufangen.
Susanne
Ich finde Briefbeschwerer bis heute zauberhaft. Es ist ein schönes Sammelgebiet, das aber tatsächlich immer schwerer zu beackern ist. Umso größer ist die Freude, wenn man mal ein schönes Stück findet. Bleibt dann noch die Frage, wie die Sammlung am besten zu Hause präsentiert werden kann.