Das Schiff im Raps
Ich habe von diesem Foto schon lange geträumt: Ein Schiff, das durch den Raps fährt. Ich weiß auch, wo solche Fotos entstanden sind: am Nord-Ostsee-Kanal. Heute hatte ich wegen des Feiertages genug Zeit und habe mich auf die Suche nach der Kombination von Raps und Schiff gemacht. Das war nicht so einfach, hat aber am Ende geklappt.
Auf Google-Maps habe ich mir zuvor angesehen, wo am Nord-Ostsee-Kanal Wanderwege entlang führen. Dabei bin ich auf das Örtchen Nübbel gestoßen. In Nübbel gibt es nicht nur eine Kartüffelstraat, was mir sehr gefällt, sondern auch eine Straße mit Namen Kanalberg. Ein wichtiger Hinweis. Ich bin also den Kanalberg entlang marschiert. Und siehe da, von dort hat man tatsächlich einen Blick auf den Kanal. Aber der ist erstens weit weg und hat zweitens an dieser Stelle nur Viehweiden an seinen Ufern. Also nichts mit Schiffen im Raps
Fehlschlag in Nübbel
Weiter ging’s auf vielen kleinen und kleinsten Straßen, irgendwo zwischen Feldern, manchmal lediglich mit befestigten Fahrspuren oder gar nur aus Schotter. Immerhin: Es gibt blühende Rapsfelder. Aber wo ist denn nur der Kanal?
Also weiter und weiter. Irgendwann bin ich in Breiholz gelandet. Dort führt eine Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal. Das Navi weist rechtzeitig darauf hin: „Der Straße folgen und dann an Bord fahren“, sagt die Frauenstimme. Wer die Fähre kennt, weiß damit etwas anzufangen. Ich kenne aber auch Autofahrer, die bei dieser Ansage doch sehr erstaunt waren.
Die Kanalfähre Breiholz pendelt immer zwischen den zwei Seiten des Kanals hin und her. Ihre Benutzung ist kostenlos, schließlich ist sie nichts anderes als ein Stück öffentliche Straße auf dem Wasser. Das Übersetzen dauert gerade mal ein paar Minuten.
Ich hab’s schon bei der Überfahrt gesehen: Auf der anderen Kanalseite liegt ein Rapsfeld. Perfekt. Jetzt fehlt nur noch das passende Schiff auf dem Kanal. Um 15.10 Uhr habe ich Posten bezogen. Kein Schiff weit und breit. Und das auf der am meisten befahrenen Wasserstraßen der Welt. 30.000 Schiffe passierten ihn im vergangenen Jahr. Und heute? Nichts.
Erfolg in Breiholz
Ich stehe also im Rapsfeld und warte und lausche. Immer wieder ist ein Brummen zu hören, aber es sind stets Autos, die herannahen. Irgendwann passieren drei Segelboote die Stelle. Gerade mal ihre Masten ragen über den Raps, von den Rümpfen ist nichts zu sehen. Ich brauche einen richtig großen Pott.
Dann ein entferntes, tiefes Motorengeräusch. Es könnte das Stampfen eine Schiffsdiesels sein. Es nähert sich sehr langsam. Um 15.23 Uhr wird mein Warten belohnt. Ein kleiner Frachter passiert die Stelle. Nun ja, besser als nichts. Doch dann hat er ein zweites, etwas größeres Schiff im Schlepptau. Das ist doch schon mal was.
So richtig zufrieden bin ich aber immer noch nicht. Ein wirklich großes Schiff müsste noch kommen. Und tatsächlich, Schiff eins und Schiff zwei haben noch eines im Schlepptau. Einen Container-Frachter. Das wird immer besser. Diesmal bin ich einigermaßen zufrieden mit dem Bild.
Gut, so ganz perfekt ist das Foto nicht geworden. Die Bäume am Kanalufer störten ein bisschen, und ganz ehrlich: Ich hätte lieber einen Kreuzfahrt-Riesen gehabt. Das Wetter hätte auch etwas besser sein können. Aber egal: Am Ende habe ich das Schiff im Raps bekommen. Das Suchen hat sich gelohnt.
Die drei Schiffe waren übrigens die einzige Chance, zu dem gewünschten Bild zu kommen. Ich habe noch mal vom Fähranleger aus nach rechts und links den Kanal hinauf und hinunter gespäht. Weit und breit kein Schiff mehr.