
Hildesheim: Kurzer Besuch in zwei Kirchen
Ich war für einen Tag in Hildesheim. Nur ein kurzer Tagesausflug, um dort etwas zu erledigen. Bei der Gelegenheit habe ich die zwei herausragenden Kirchen der Stadt kurz besucht: Michaeliskirche und Dom. Sie sind sich einerseits ähnlich, andererseits sehr unterschiedlich.
Da ich aus Südniedersachsen komme, war ich als Kind und Jugendliche ab und zu in Hildesheim. Aber das ist sehr lange her. Also war die Gelegenheit günstig, nochmal ein paar Sehenswürdigkeiten zu besuchen, an die ich mich erinnerte: den Dom und den tausendjährigen Rosenstock. Allerdings ist so ein Rosenstock im Februar eher unscheinbar. Keine Blätter, keine Blüten.

Dennoch ist das Gewächs, das sich um die Apsis des Doms schmiegt, beeindruckend. Der Legende nach soll der Rosenstock auf Ludwig den Frommen zurückgehen, der 815 ein Reliquiar in den Ästen eines solchen Gebüschs vergessen haben soll. Der Rosenstock, eine wilde Heckenrose, hat sogar die Bombardierung Hildesheims im Zweiten Weltkrieg überstanden. Kleine Täfelchen mit Jahreszahlen an seinen Ästen markieren, wann ein Trieb in den vergangenen Jahren erschienen ist.
Eine stolze Kirche auf einem Hügel
Vom Bombenhagel getroffen wurde auch die Michaeliskirche, die heute zum Unesco-Welterbe gehört. Ab 1010 im Auftrag von Bischof Bernward erbaut, über die Jahrhunderte immer wieder renoviert und umgestaltet, erhebt sich die imposante Kirche bis heute auf einem Hügel über der Stadt. Drinnen ist es hell und licht. Besonders fasziniert haben mich die vielen romanischen Arkaden, die sich nicht nur im Hauptschiff entlang, sondern auch über drei Etagen durch die Nebenschiffe und das Querhaus ziehen.
Das Tollste an der Michaeliskirche wie auch am Dom sind aber die Krypten – oder heißt es Kryptas? – unter den Kirchen. In der von St. Michaelis liegt das Grab von Bernward. Darüber ist ein Mosaik mit einer Madonna mit Kinder eingelassen. Besonders beeindruckend aber sind die vielen Bögen in der Krypta. Solche Bögen zieren auch den Chorumgang.

Über so eine schöne Krypta verfügt auch der nahegelegene Dom von Hildesheim. Sie zeichnet sich ebenfalls durch niedrige romanische Bögen aus, die auf kurzen, aber kräftigen Säulen ruhen. In dieser Krypta steht kein Sarkophag, sondern dort wird eine Reliquie von Bischof Godehard von Hildesheim, dem Nachfolger von Bernward aufbewahrt.
Ähnlich in Stil und Architektur
Auch sonst gleichen sich die Kirchen sehr. Beide sind hell und licht, beide romanischen Ursprungs. Allerdings ist die eine – St. Michaelis – protestantisch, die andere – der Dom – katholisch. An ihrem Aussehen merkt man das nicht Kirchen nicht an. Etwas „katholischer“ fühlt sich allerdings im Dom der wunderbare Kreuzgang an. In dem Garten in der Mitte steht der tausendjährige Rosenstock. Ich mag Kreuzgänge sehr, nicht nur wegen ihrer Architektur, sondern auch, weil sie gute Fotomotive sind, wie ich schon im Ratzeburger Dom festgestellt habe.
Ich hätte gerne beide Kirchen noch länger erkundet, zumal sie so viel bieten, ob es nun die Fenster sind, das Taufbecken oder die beiden riesigen runden Leuchter im Dom. Leider hat die Zeit nicht für mehr gereicht. Ich werde also noch einmal nach Hildesheim kommen müssen und hoffe, dass es diesmal nicht wieder Jahrzehnte dauert.

