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Ökozid: Ein für mich völlig neues Wort

Als Wortjägerin und jemand, der viel mit Sprache zu tun hat, bin ich so aufmerksam, dass mir neue Wörter immer sofort auffallen. Gerade habe ich wieder eines gefunden, das ich noch nie gehört oder gelesen habe: Ökozid.

Der Suizid ist schon lange bekannt, der Genozid mittlerweile allen geläufig. Seit einigen Jahren taucht immer öfter das Wort Femizid auf. Gerade hörte ich erstmals vom Filizid, zu dem noch der Neonatizid und der Infantizid gehören. Alles Fachbegriffe aus der Kriminologie und Psychiatrie. Die Endsilbe -zid bezeichnet eine Tötung. Davon gibt es viele Varianten. Nur ein paar Beispiele: der Tyrannizid ist der Tyrannenmord, der Homizid die Tötung eines Menschen und der Deizid der Gottesmord. Wie letzterer praktisch funktioniert, kann ich mir allerdings schwer vorstellen.

Ein Wort mit vielen Bedeutungen

Jetzt also der Ökozid. Das Wort hat nicht nur eine Bedeutung. Offenbar wird es aber gerade zunehmend im Zusammenhang mit der Klimakrise verwendet. Die sogenannte Graswurzel-Initiative „Stopp Ökozid“ hat eine Online-Petition gestartet. Mit ihr wird die Bundesregierung aufgefordert, den Ökozid als internationales Verbrechen im Völkerrecht zu ächten. Vier solche Verbrechen gibt es bereits: Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Verbrechen der Aggression (Angriffskrieg). Der Ökozid, argumentieren die Initiatoren der Petition, sei ein Verbrechen, das die ganze Welt berühre und deshalb nicht ungestraft bleiben dürfe.

Jenseits von solchen Überlegungen habe ich mit dem Wort ein Problem. Eines, das ich auch mit vielen anderen Wörter von Aktivisten habe: Es ist für viele Menschen unverständlich. Ich verstehe die nicht, die immer mit solchen Wörtern um sich werfen. Sie wollen die Gesellschaft für ihr Anliegen gewinnen, Unterstützer finden. Sie wollen, das die Menschen aufgerüttelt werden. Warum reden sie dann nicht so, dass die meisten Menschen sie problemlos verstehen? In Rätseln reden ist ein Phänomen, das ich hier schön öfter beklagt habe.

Wenig genutztes Fremdwort

Als Journalistin bin ich darauf geeicht, so zu schreiben, dass auch Oma Mackeprang oder Karl Napf sofort verstehen, worum es geht. Den alten Journalistenspruch „Wir schreiben für den dümmsten Leser“ muss man nicht erfüllen. Aber zumindest sollten Texte verständlich und nachvollziehbar sein. Das gilt umso mehr, wenn der Autor damit etwas für sein Anliegen erreichen will. Warum also schließen so viele Aktivisten Leser und Hörer außerhalb ihrer eigenen Blase durch selten genutzte Fremdwörter aus?

Eine Antwort auf diese Frage habe ich bisher nicht gefunden. Da gibt es Menschen, die für den Ökozid als Straftat kämpfen, und sie schreiben: „Nur gemeinsam können wir so eine Forderung umsetzen.“ Nein, so geht das nicht. Redet klar, redet verständlich, dann wird sich vielleicht eine große Mehrheit finden.

Themenabend Ökozid

Am Mittwoch, 18. November, widmet die ARD dem Ökozid einen Themenabend, erst mit einem Film, dann mit einer Diskussion bei Maischberger. Vielleicht wird das Wort damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Bis dahin rede ich lieber von Umweltzerstörung statt von Ökozid.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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