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Vor zehn Jahren: Als Daisy übers Land fegte

Heute, am 10. Januar 2020, ist es genau zehn Jahre her, dass Wintersturm Daisy übers Land fegte. Bei uns auf dem norddeutschen Flachland war es der heftigste Wintereinbruch der vergangenen Jahre. Ein Jahr später, zum Jahreswechsel 2010/11, folgte ein weiterer harter Winter, und das war’s. Seitdem gibt es fast keinen Schnee mehr.

Daisy war ein Jahrhundertereignis, wenn man das 21. Jahrhundert nimmt. Natürlich war es kein Vergleich zur Schneekatastrophe 1978/79, zu der ich allen die tolle Multimedia-Reportage der Lübecker Nachrichten ans Herz legen möchte. Aber fürs 21. Jahrhundert war Daisy hier im Norden schon sehr ungewöhnlich.

Gescheiterter Schneepflugfahrer

Es war ein Sonntag, ich weiß es noch genau. Ich hatte einen Termin, Neujahrsempfang in einer 25 Kilometer entfernten Stadt. Ein Blick aus dem Fenster machte schnell klar: Das könnte knapp werden, wenn nicht gar unmöglich sein, den Ort zu ereichen. Also habe ich unseren Freund Reiner, den Schneepflugfahrer, angerufen. Ob er unterwegs sei und mal bei uns vorbeischauen könnte, um die Straße vor unserem Haus frei zu machen? Ich müsse zur Arbeit.

Fünf Minuten später rief er zurück: Geht nicht. „Wir kommen nicht durch. Da muss erst ein Fronlader her, so geht das nicht.“ Also habe ich erst einmal den Termin abgesagt und auf die den weiteren Verlauf des Tages gewartet. Es gab erst einmal keinen. Dann bin ich losgestapft ins einen Kilometer entfernte Dorf.

Daisy verlangte mir alles ab. Das letzte bisschen Kondition. Seid ihr schon mal durch hüfthohen Schnee gewatet? Nach den ersten hundert Metern war ich schon völlig fertig, habe mich dann aber doch durchgekämpft. Die Kamera hatte ich immer dabei.

Versunkene Pfähle

Ich habe versucht, die Schneehöhen zu dokumentieren. Die Straßenbegrenzungspfähle waren fast gänzlich im Schnee versunken. Nur die weißen Kappen schauten noch heraus. Gar nicht so einfach, das Weiß auf Weiß so zu fotografieren, dass man es erkennen kann. Als die Straße endlich frei geräumt war, ließ sich die Schneehöhe dann doch gut an unserer damals knapp zehn Jahre alten Tochter erkennen.

Erinnerung an den Winter 2010

Was Daisy so bemerkenswert machte, waren nicht nur die Schneemassen, sondern der Sturm, der dazu kam. Er fegte den Schnee immer wieder über die Straßen. Die Bemühungen des Winterdienstes waren schon bald wieder vergebens.

Erinnerung an den Winter 2010

Die Straße vor unserem Haus blieb zunächst unpassierbar. Es dauerte bis zum Mittag, bis Bauer Jochen mit seinem großen John Deere kam und mittels Fronlader die Fahrbahn so weit vom Schnee befreite, dass der Verkehr wieder rollen konnte.

Erinnerung an den Winter 2010

Wie viel Schnee gefallen war, zeigte sich in den kommenden Tagen, als der Winterdienst immer wieder gefahren war. Mittlerweile türmten sich die weißen Massen meterhoch an den Straßenrändern. So manches Verkehrsschild schien darauf zu schweben.

Erinnerung an den Winter 2010

Das Autofahren war aber immer noch nicht einfach. Immer wieder wehte neuer Schnee auf die Straßen. Es war der Winter, in dem ich beschloss, mir ein Auto mit Allradantrieb zu kaufen, um in Zukunft die Schneewehen zu schaffen. Dazu kam es erst drei Jahre später. Seitdem hat es nicht mehr richtig geschneit.

Schöner Schnee

Immerhin war der Schnee nicht nur schrecklich, sondern auch schön. Wenn ich abends nach Hause kam, hatte unser Haus etwas Heimeliges. Trotzdem bin ich ganz dankbar, dass ich mich in den vergangenen Jahren nicht mehr mit Schneemassen herumschlagen musste.

Unser Haus am Abend: Der Schnee lädt es einladend und heimlige aussehen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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