Die Sache mit dem Durchkoppeln
In diesen Coronazeiten – ja, ich weiß, schlimme Floskel – steht Tag für Tag das Robert-Koch-Institut im Mittelpunkt. Oder das Robert Koch-Institut? So schreiben die sich selber. Das hat auf Twitter eine kleine Debatte übers Durchkoppeln ausgelöst. Meine Maxime: immer alles durchkoppeln. Auch, wenn die Namensträger selbst es nicht machen.
Dieser Standpunkt hat mir viel Zustimmung eingebracht. Nun mögen manche sagen, die Frage, ob wir eine Wortkombination durchkoppeln oder nicht, sei eine Lappalie. Das kann man so sehen. Aber trotzdem stören mich fehlende Kopplungsstriche erheblich. Auslöser war ein Tweet von Katrin Scheib von „Zeitonline“, die sich darüber aufregte, jedes Mal aus dem Robert-Koch-Institut den ersten Bindestrich herausredigieren zu müssen, weil die sich halt selbst so schreiben.
Streng nach Duden
Einspruch. In Redaktionen wird immer korrekt geschrieben. Punkt. So hat es Sprachpingel Juliane Topka getwittert, und die muss es wissen. Vor allem aber spricht sie mir aus der Seele. Ich beharre darauf, dass Eigennamen von Redaktionen gemäß den Dudenregeln geschrieben werden. Das gilt fürs Durchkoppeln ebenso wie für Binnenmajuskeln und ähnlichen Schnickschnack. Das Blog Setzfehler nennt die Binnenmajuskel übrigens Erektion im Text, was ich sehr schön finde. Ganz schlimm treibt es eine Stiftung unseres hiesigen Kirchenkreises, die sich StievKindeR nennt, was eine Abkürzung sein soll für Stiftung für evangelische Kinder- und Jugendarbeit in der Region.
Solche verhunzten Wörter wandele ich beim Schreiben in der Redaktion in regelkonformes Deutsch um im Fall der Stievkinder in Gänsefüßchen, sonst denken die Leser, ich wisse nicht, wie man das richtig schreibt. Warum aber sollten Redaktionen solche Mätzchen mitmachen? Es gibt keinen Grund dafür. Das gilt auch für fehlende Bindestriche oder Kopplungsstriche. Da halte ich mich streng an den Duden. Auch wenn der angeblich nicht mehr die alleinige Deutungshoheit hat.
Gilt auch für Eigennamen
Grammis, das grammatische Informationssystem, bestätigt aber die Dudenregeln. Darauf hat mich Twitterer nemissimo aufmerksam gemacht. Zusammengesetzte Wörter, auch wenn Eigennamen darin vorkommen, werden durchgekoppelt. In §50 bei Grammis heißt es: “ Man setzt einen Bindestrich zwischen allen Bestandteilen mehrteiliger Zusammensetzungen, deren erste Bestandteile aus Eigennamen bestehen.
Das Robert-Koch-Institut sollte also seine Eigenbezeichnung ändern. Klar, die haben jetzt andere Sorgen, und so lange sie dazu keine Zeit haben, machen wir Journalisten das für sie in unseren Texten. Aber irgendwann sollten sie selbst drauf kommen.
4 Kommentare
Matthias J. Lange
Als Textchef hatte ich damals für meine Redaktionen aufgestellt: Robert Koch-Institut – und ich war Gott und basta.
Susanne
Ich dachte immer, der Schreibergott hieße Konrad mit Vornamen.
Setzfehler
Danke für den Verweis auf meinen Beitrag über die Binnenmajuskel, genau genommen aber es ist nicht „das Blog Setzfehler“, das die Großbuchstaben im Wort „Erektion im Text“ genannt hat, sondern die Tageszeitung „taz“ in der Überschrift eines das Binnen-I betreffenden Beitrags! Ich habe das in meinem lediglich erwähnt.
Ansonsten ist diese Debatte schon alt. Ziemlich alt. Schon lange vor „Corona“ und zur Zeit meines Germanistik-Studiums (und die sind sehr lange her!) an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität zu Frankfurt am Main mokierte sich ein Professor über diese Bindestrich-Schreibung mit dem Argument, dass der gute Goethe seinen Namen auch nicht mit Bindestrichen geschrieben hatte. Leider hat sich diese Fraktion inzwischen durchgesetzt: Die Uni heißt inzwischen offiziell „Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main“!
Susanne
Danke für den Hinweis, hatte ich übersehen. Der „taz“ die Ehre, die ihr gebührt. Würde ich übrigens in redaktionellen Texten immer in „Taz“ umändern, denn das, was ich über Namensschnickschnack geschrieben habe, gilt auch für bemühte Kleinschreibung. Ich sehe in den veröffentlichten Texten von Zeitungen auch eine gewisse Vorbildfunktion. Wenn wir Redakteure konsequent keine Sprachmätzchen verwenden, schwingt das Pendel vielleicht wieder zur anderen Seite aus und korrekte Rechtschreibung wird wieder modern. Das ist allerdings eine kleine Hoffnung, zurzeit sehe ich nur, dass es immer mehr und immer schlimmer wird.