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Unfälle: Das Leid der Ersthelfer

Es ist eine erschütternde Geschichte, die ich hier erzähle. Es ist eine von einem Ersthelfer bei einem schweren Unfall und den Folgen für sein Leben. Darüber, wie sehr er alleingelassen wurde. Was das für ihn bedeutete. Und welche Lücken sich dort auftun. Weil die Geschichte sich schon vor Jahren ereignet hat, kann ich sie jetzt erzählen.

Stell dir vor, du bist auf einer Straße unterwegs und kommst plötzlich an eine Unfallstelle. Ein Auto hat sich um einen Baum gewickelt, die Fahrerseite ist völlig zertrümmert, die Haube ebenso, und weit und breit ist niemand anderer zu sehen. Jetzt bist du Ersthelfer und hast eine Reihe von Verpflichtungen. Die hälst an, steigst aus, sicherst die Unfallstelle, gehst Richtung Unfallauto und rufst dabei den Rettungsdienst an.

Das Gespräch läuft üblicherweise so ab, dass der Disponent am anderen Ende der Leitung fragt, was passiert ist, wo es passiert ist, wie viele Verletzte es gibt, welche Verletzungen vorliegen. Du musst also zur Fahrerseite des Unfallautos gehen und nachsehen, was los ist. Wie es dem Fahrer geht. Ob er noch lebt.

Ein schrecklicher Moment

In der Geschichte, die ich erzählen will, trat der Ersthelfer an eine völlig demolierte Fahrgastzelle heran. Alles voller Blut. Schreckliche Verletzungen. Atemgeräusche? Nichts. Der Fahrer war tot. Aber es gibt angesichts dieses schrecklichen Bilds kein Zurückweichen, als Ersthelfer musst du das tun.

Welch ein Schock. Und hier fängt die Geschichte an, für den Ersthelfer unangenehm, ja, sogar existenzbedrohend zu werden. Er hat etwas gesehen, was jemand ohne Erfahrung als Rettungsassistent, Notarzt oder Feuerwehrmann sonst nicht zu sehen bekommt. Etwas, das tiefgehende seelische Schäden verursachen kann. Er muss damit fertig werden.

Langanhaltende Folgen

In diesem Fall ist er nicht damit fertig geworden. In der Zeit danach folgten Albträume und Panikattacken. Ein Arzt schrieb den Ersthelfer krank. Er war noch in der Probezeit in einem neuen Job. Der Arbeitgeber kündigte ihm. Gesundheit angeschlagen, Job weg.

Die Haftpflichtversicherung des Unfallfahrers kam nicht für diesen Schaden auf, denn der Ersthelfer ist kein Unfallbeteiligter. Es gibt eine psychologische Erste Hilfe, die aber in diesem Fall nicht gegriffen hat, warum auch immer. Erst später folgte eine Aufarbeitung der Geschehnisse bei einem Therapeuten.

Möglichkeiten der Entschädigung

Den wirtschaftlichen Schaden, den verlorenen Job, hat niemand aufgefangen. Die gesetzliche Unfallversicherung für Ersthelfer umfasst lediglich dessen eigene gesundheitliche Schäden, falls es bei der Ersten Hilfe welche gegeben hat, deren Behandlung, beschädigte oder verschmutzte Kleidung oder sonstiges Eigentum, das bei der Ersten Hilfe eingesetzt wird.

Es hat Jahre gedauert, bis der Ersthelfer das Geschehen überwunden hat. Bis er wieder ruhig schlafen konnte, eine neue Stelle gefunden hatte und mit allem abschließen konnte. Wir alle können jederzeit in eine ähnliche Situation kommen und sie hoffentlich besser überstehen.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

2 Kommentare

  • ursula P.

    Ich war Ersthelfer in in einem Mordfall.Das Opfer wurde auf offener Straße vor unserem Anwesen von seiner Ex Schwiegermutter erstochen.Unsere Familie wurde daraufhin angefeindet weil im Internet Gerüchte 3ntstandendas Opfer sei ein Schläger. Ich habe versucht mit den schrecklichen Bildern im Kopf fertig zu werden. Als ich mich krank schreiben ließ unterstellte mir mein Chef ich würde krank machen. Unterstüzung meines Arbeitgebers war gleich null, sogar zur Zeugenaussage vor Gericht musste ich Urlaub nehmen!!!

    • Susanne

      Ja, das sind die Erfahrungen, die viele Ersthelfer und eigentlich Unbeteiligte bei solchen schrecklichen Ereignissen machen. Da kann man nur viel Kraft wünschen.

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