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Reinfeld: Rundgang um den Herrenteich

Angesichts der Spritpreise mag ich gerade keine größeren Ausflüge unternehmen. Ich bleibe lieber in meiner näheren Umgebung. Da gibt es noch manches unentdeckte Kleinod, an dem ich bisher achtlos vorbeigefahren bin. Gerade ging es zum Herrenteich nach Reinfeld.

54 Hektar groß ist der Herrenteich, und wer ihn erblickt fragt sich zunächst, warum das ein Teich sein soll. Tatsächlich ist es einer, obwohl es fürs Image der Stadt Reinfeld und für den Tourismus besser wäre, der Herrenteich wäre ein See. Dann könnte sich das neu gestaltete und hübsch gemachte Ufer an der Südspitze, mitten im Ort, Seepromenade nennen. Aber der Herrenteich ist nun mal ein Teich, weil er von Menschenhand angelegt wurde, nicht von der Natur. Das unterscheidet ihn vom See.

Ein Teich, um Karpfen zu züchten

Der Herrenteich wurde im 12. Jahrhundert von Mönchen gegraben, um darin wie in vielen anderen Teichen in Reinfeld Karpfen zu züchten und sie schön fett werden zu lassen. Bis heute wird im Ort Karpfenzucht betrieben, allerdings nicht mehr von Mönchen. Von ihnen ist der Herrenteich geblieben, dessen unterer, größerer Teil von einem knapp vier Kilometer langen Naturlehrpfad umrundet wird. Ein Rundgang, der sich lohnt.

Erinnerung an eine unbekannte Künstlerin

Ich habe meinen Weg um den Herrenteich auf der Ostseite begonnen. Dort geht es zunächst vorbei an Häusern mit Seeblick. Etliche der alten Häuser dort sind in den vergangenen Jahren durch schicke Neubauten ersetzt worden. Das eine oder andere aus den 1920er oder 1930er Jahren steht aber noch. In einem von ihnen lebte die heute fast unbekannte Reinfelder Künstlerin Alice von Maltzahn. Als Seglerin hatte sie einen wunderbaren Ausblick auf den Herrenteich.

Reinfeld: Rundgang um den Herrenteich
Das Ostufer des Herrenteichs mit einem der älteren Häuser.

Der Weg ist fast auf den ganzen vier Kilometern eben, nur ab und zu geht es ein kleines bisschen aufwärts oder abwärts. Und immer zieht sich der Weg am Schilfgürtel entlang, der den Teich einrahmt. Jetzt, Anfang April, sind die Bäume noch kahl und der Blick aufs Wasser ist unverstellt. Wer so gemächlich geht wie ich und immer mal wieder stehen bleibt, um zu fotografieren, braucht eine gute Stunde, um den Teich zu umrunden. Dabei tun sich immer wieder schöne Ausblicke auf.

Reinfeld: Rundgang um den Herrenteich
Ausblick vom Rundweg auf den Herrenteich in Reinfeld.

Der obere Herrenteich ist Naturschutzgebiet und deshalb für Spaziergänger nicht zugänglich. Die vielen Wasservögel, die dort ein ungestörtes Zuhause gefunden haben, kommen aber auch in den Südteil des Teichs. So saßen bei meinem Rundgang Kormorane recht nah am Ufer, um sich auszuruhen. Sie hatten einen im Wasser liegenden großen Ast als Ruheplatz gewählt. Dass der Rundweg ein Naturlehrpfad sein soll, zeigt sich höchstens an den Schildern, die auf einige Baumarten hinweisen und sie näher erläutern. An einer Stelle ist auch ein Baumpilz erklärt.

Schilder am Wegesrand zeigen dem Spaziergänger immer, wo am Herrenteich er sich gerade befindet.

Immer wieder neue Ausblicke auf den Herrenteich

Besonders reizvoll sind an diesem Rundgang aber die sich immer wieder verändernden Blick auf den Teich. Erst von der einen Seite, dann von der anderen. Etwa nach zwei Kilometern führt der Weg auf der anderen Teichseite wieder zurück. Das Wasser überquert der Wanderer über eine Brücke am Seerosenweg. Wenn der Herrenteich auch ein Teich ist, ein bisschen See im Wort Seerose sei ihm dann doch vergönnt.

Reinfeld: Rundgang um den Herrenteich
Die Brücke am Seerosenweg in Reinfeld.

Wem der Weg dann doch sehr weit vorkommt, der findet vor allem an der etwas hügeligen Westseite immer wieder nette Plätze mit einer Bank und einer Schutzhütte, um ein wenig zu rasten und in Ruhe auf den Teich zu blicken. Auf dieser Seite gibt es auch etliche Zuflüsse, die zum Teich führen. Wer vormittags unterwegs ist, sieht sie im Gegenlicht glitzern.

Nächster Rundgang im Sommer

Für einen Sonntagsspaziergang ist der Weg um den Herrenteich also bestens geeignet. Ich werde ihn sicher noch einmal gehen, vielleicht im Hochsommer. Ich bin gespannt, wie er dann aussieht, wenn die Bäume grün sind. Viel Teich wird dann vermutlich nicht mehr zu sehen sein. Dafür bieten die Bäume Schatten.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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