Dammbruch: ARD führt Deppenleerzeichen ein

Es ist passiert: Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber die Schreib- und Sprachverschluderung hat nun auch Bastionen erobert, von denen ich nie geglaubt hätte, dass sie fallen könnten. Zunächst hielt ich es für ein Versehen, aber es stimmt: Die ARD führt das Deppenleerzeichen ein und macht es damit gesellschaftsfähig. Und dann auf eine Art, die schlimmer gar nicht geht. Erklärung des Senders: Es war eine künstlerische Entscheidung. Aha.

Der Sündenfall: Die ARD verwendet das Deppenleerzeichen
Der Sündenfall: Die ARD verwendet das Deppenleerzeichen


Ich habe immer geblaubt, die Unsitte, Wörter durch ein Leerzeichen zu trennen, sei vor allem bei Werbeagenturen, PR-Agenturen und Firmennamen verbreitet, werde es aber nie schaffen, in die Hochsprache Eingang zu finden. Leider habe ich mich getäuscht. In Zeitungen sieht man die Deppenleerzeichen, also die uninspirierten und dem amerikanischen entlehnten Leerstellen in zusammengesetzten Wörtern, immer öfter. Oft kommt dann das Argument: „Die schreiben sich doch so.“ Trotzdem gibt es bei mir nur Lions-Clubs und Mövenpick-Hotels und keine Lions Clubs und Mövenpick Hotels. Ich weigere mich strikt, die Unsitte der Deppenleerzeichen mitzumachen.

Bisher hatte ich auch unsere öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten für Horte der richtigen Schreibweise und Leerzeichen-freie Zonen gehalten. Am Sonntag dann der Schock: Da sendete die ARD einen Programmhinweis auf „Das Millionen Rennen“. Meine Empörung, auf Twitter ausgedrückt, fand zunächst eine Antwort, bei der ein Fehler vermutet wurde.


Heute dann der Programmhinweis auf die rennenden Millionen in der Zeitung. Und da stand es schon wieder: Das Millionen Rennen. Ein Blick auf die Internetseite der ARD beweist: Die meinen das tatsächlich so. Liebe ARD, was habt Ihr Euch dabei bloß gedacht? Einzige Erklärung: Hier ist mal wieder ohne Sinn und Verstand aus dem Amerikanischen übersetzt worden. Dort heißt das Brieftaubenrennen, um das es geht, nämlich „Million Dollar Race“.
Ich habe die ARD angeschrieben und um Aufklärung gebeten, warum diese Schreibweise gewählt wurde. Under anderem habe ich gefragt:

Indem Sie jetzt sogar schon Deppenleerzeichen über den Sender schicken, leisten Sie meiner Meinung nach dieser Unsitte Vorschub. Vielleicht können Sie mir erklären, warum Sie diese Schreibweise gewählt haben und ob wir künftig mit mehr Sprachmätzchen dieser Art rechnen müssen.

Die Antwort kam am selben Abend:

Die Entscheidung für die Schreibweise von „Das Millionen Rennen“ ist eine künstlerische.
Der englische Titel der Veranstaltung in Südafrika heißt „Million Dollar Race“, diesen wollten wir ein wenig erhalten und haben den deutschen Titel daran angelehnt.

Übrigens enthält der Screenshot oben noch eine zweite Sünde: Die Binnenmajuskel in FilmMittwoch.

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