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Karfreitag: Die Worte zu den Bach-Chorälen

Heute ist Karfreitag. Zum ersten Mal seit zwei Jahren besingt unser Chor wieder die Sterbestunde Jesu am Nachmittag. In diesem Jahr ist die Andacht ein Wechsel zwischen Worten und Chorälen aus der Johannespassion und der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Wir Sänger sollten uns um eine klare Aussprache bemühen. Denn die Texte sind spannend.

Bach hat nicht nur immer mal wieder von sich selbst abgeschrieben, er hat sich bei den Texten auch bei Kirchenliedern bedient, vor allem bei den Chorälen. Was mich daran heute fasziniert, ist die teils veraltete Sprache, die aber dennoch selbst für heutige Ohren sehr eindringlich ist. Der wohl bekannteste Choral „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ entstammt der Matthäuspassion. Dort kommt die schöne Wortkombination „gezieret, schimpfieret und gehenket“ vor. Ein wunderbarer Text von Paul Gerhardt (1607–1676).

Texte, die auch heute noch gültig sind

Herzliebster Jesu, was hat du verbrochen“ ist ein Choral aus der Matthäuspassion mit einem Text aus der Johannespassion. Bach war Pragmatiker, er hat zusammengemischt, was gerade gebraucht wurde. Und der Text könnte in die heutige Zeit passen, in der uns so viele Krisen schütteln. An Jesus gerichtet:

Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, und du musst leiden.

Wir singen den Choral zwei Töne tiefer, weil die Gemeinde mitsingen soll.

Ähnlich wie im oben genannten Choral stellt der Textautor auch im Choral „Wer hat dich so geschlagen“ das eigene Verhalten und das Verhalten der Menschen ins Verhältnis zum Leiden Jesu.

Wer hat dich so geschlagen,

mein Heil und dich mit Plagen

so übel zugericht?

Du bist ja nicht ein Sünder,

wie wir und unsere Kinder,

von Missetaten weißt du nicht.

Der Kern der Botschaft am Karfreitag

Hier wird klar der Zusammenhang hergestellt, auf den sich die Christenheit am Karfreitag beruft: Durch Jesus Passion sind uns unsere Sünden genommen. Er hat sie auf sich geladen und dafür gebüßt. Das zieht sich durch fast alle Texte. Auch beim Choral „Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn“ aus der Johannespassion.

Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,

ist uns die Freiheit kommen,

dein Kerker ist der Gnadenthron,

die Freistatt aller Frommen,

denn gingst du nicht die Knechtschaft ein,

müsst unsere Knechtschaft ewig sein.

Diese eindringlichen Texte hat Bach eindringlich vertont. Ich freue mich, dass wir sie nach langer Pandemiepause wieder live im Gottesdienst singen können. Und damit die Menschen an diesem Karfreitag berühren. Schon zwei Tage später singen wir wieder in der Kirche, dann zum Ostergottesdienst. Mit viel fröhlicher Musik zur Auferstehung.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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