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Großstadt oder Dorfidylle: Warum nicht Kleinstadt?

Immer wieder mal taucht die Frage auf, ob es sich besser auf dem Land oder in der Großstadt lebt. Als wenn es keine Alternativen gäbe. Etwa die Kleinstadt oder die mittelgroße Stadt.

Ich lebe auf dem Dorf. Genauer in einer Splittersiedlung, so heißt das hier, wenn an der Landstraße ein, zwei oder drei Häuser stehen und der Weg zum nächsten Dorf zwei, drei Kilometer beträgt. Und selbst wenn wir im Dorf leben würden, hätte das Auswirkungen, die es in der Großstadt nicht gibt. Mangelnder beziehungsweise fehlender ÖPNV etwa. Oder weite Wege zum nächsten Supermarkt, zum Theater, ins Kino oder in die Kneipe. Bier oder Wein gibt es nur Zuhause, weil ich ja immer noch fahren muss.

Die Vorteile vom Dorfleben

Dafür haben wir hier auf dem Dorf keine Parkplatzsorgen, genug Stellplätze auf dem (großen) Grundstück, im nächsten etwas größeren Ort keine Parkgebühren, himmlische Ruhe rundherum, viel Natur, und immer jemanden, der mal eben helfen kann. Dorfgesellschaften halten zusammen, beobachten sich aber auch immer gegenseitig. Die Häuser und Wohnungen hier sind günstiger, die Wege aber weiter. Weshalb Städter gerne mal auf Dorfleute eindreschen, die an ihrem Auto hängen.

Wo lebt es sich also besser, auf dem Dorf oder in der Großstadt? Wer die Wahl hat – und die hat nicht jeder – muss alles gegeneinander abwägen. Oder nach einer Alternative suchen. Die kommt mir bei der Frage nämlich zu kurz. Ich meine die Kleinstädte. Das sind der Definition nach Städte mit zwischen 5000 und 20.000 Einwohnern, die eine zentrale Versorgungsfunktion erfüllen. Also über Supermärkte, Ärzte, Apotheken, Handwerksbetriebe verfügen. Die nächste Kategorie sind dann die Mittelstädte mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern.

Kleinstadt ist nicht gleich Kleinstadt

Ich komme aus einer Kleinstadt, und möchte nicht dahin zurück. Denn es ist eine sterbende Kleinstadt, eine abseits aller Speckgürtel und mit engstirnigen und rückwärtsgewandten Bewohnern und Kommunalpolitikern. Ich kenne aber auch lebenswerte, prosperierende Kleinstädte. Eutin etwa, die Stadt, in der ich arbeite. Sie bietet alles, was wichtig und schön ist. Neben den oben genannten Versorgungsbetrieben Kultur, Natur und Sportmöglichkeiten aller Art. Wichtig ist auch die Nähe zur nächsten Großstadt, in diesem Fall Lübeck.

Und wer es noch ein wenig urbaner haben möchte, sollte sich mal Mittelstädte angucken. Lüneburg etwa mit 77.500 Einwohnern. Für mich eine der attraktivsten Städte überhaupt, voller historischer Bausubstanz, mit ICE-Anbindung, nah an Hamburg gelegen, mit eigenem Theater, Museen, einer Universität und einer schönen Umgebung. Das alles bekommt man fast ohne die Hektik einer Großstadt.

Innenstadt von Lüneburg mit historischen Backsteinhäusern.
Keine Kleinstadt, keine Großstadt: Die Innenstadt von Lüneburg ist schön und lebenswert.

Die Frage nach Dorfidylle oder Großstadt ist also falsch gestellt. Es geht nicht um die beiden Extreme. Es gibt so viel zwischen ihnen. Und wer die Wahl hat, wo er leben will, hat so viele Möglichkeiten. Da dürfte für jeden etwas dabei sein. Wenn wir alt sind, ziehen wir von unserer Splittersiedlung in eine Kleinstadt, in der wir alles ohne Auto erledigen können und trotzdem mehr vorfinden als nur Supermarkt, Ärzte, Apotheke und Friseur.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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