Gottorf: Ein Museum voller Geschichte

Schloss Gottorf in Schleswig.

Die bedeutendsten Museen Schleswig-Holsteins sind an einem Ort vereint: im Schloss Gottorf und seinen Nebengebäuden auf der Museumsinsel in Schleswig. Ein großartiges Museum voller einzigartiger Artefakte. Ein nicht ganz unvollständiger Rundgang, denn mehr ist an einem Tag nicht zu schaffen.

Das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte von Schloss Gottorf rühmt sich, 3000 Objekte zu präsentieren. Und da ist die jeweilige Sonderausstellung – zurzeit Christo und Jeanne-Claude – noch gar nicht drin, ebenso wie das Museum für Archäologie und die Nydamhalle mit dem Nydamboot, die ebenfalls auf der Schlossinsel zu finden sind. Aber zunächst zur Kunst- und Kulturgeschichte.

Sakrale Kunst des Mittelalters

Los geht es im Mittelalter, erste Station ist die gotische Halle aus der Zeit um 1500, gespickt mit Altären und hölzernen Skulpturen. Wie in dieser Zeit üblich, ist es ausschließlich sakrale Kunst. Deren Darstellungen sich heutigen Betrachtern nicht immer auf den ersten Blick erschließen. Einige Ausstellungsstücke sind aber sehr beeindruckend, etwa die St.-Georgs-Gruppe aus der Marienkirche zu Breklum von etwa 1510.

Museum Schloss Gottorf
Gotische Halle in Schloss Gottorf mit sakraler Kunst.
Museum Schloss Gottorf
St.-Georgs-Gruppe aus der Marienkirche zu Breklum.

Weiter geht’s zur Malerei der Renaissance, überwiegend der deutschen. Schloss Gottorf verfügt über eine Reihe ganz außergewöhnlicher Gemälde aus dieser Zeit, davon einige von Lucas Cranach dem Älteren. Sein „Schmerzensmann“ hat mich besonders beeindruckt. Ich liebe Kunst, vor allem Gemälde aller Epochen. Der helle Fleck auf seinem linken Auge ist übrigens keine Spiegelung, sondern offenbar eine Beschädigung des Bildes. Was Wunder, wo es doch so alt ist.

Museum Schloss Gottorf
Der „Schmerzensmann“ von Lucas Cranach dem Älteren, gemalt vor 1537.

Prunksäle mit der Kunst des Barock

Die Kunst des Barock präsentiert Schloss Gottorf in einer Reihe von Prunksälen. Dazu zählt der Blaue Saal mit seinem reichen Stuck auf einer himmelblauen Decke über ebenso himmelblauen Wänden. Ebenso eindrucksvoll ist der Hirschsaal, die Decke mit Szenen aus der römischen Geschichte ausgeschmückt, die Hirschskulpturen plastisch ausgeführt.

Museum Schloss Gottorf
Die Decke des Blauen Saals ist üppig mit Stuck verziert.
Museum Schloss Gottorf
Der Hirschsaal mit seiner reich dekorierten Decke und den plastischen Hirschfiguren.

Jugendstil auch zu Füßen der Besucher

Weiter geht es im Zwischengeschoss, wo der Jugendstil zu Hause ist. Vor dem Eintreten weist ein Schild darauf hin, dass sich Besucher unbedingt die Schuhe abtreten sollten. Aus gutem Grund. In den Räumen sind auch die Teppichböden Ausstellungsstücke. Sie wurden in den 1990er Jahren nach Entwürfen von Peter Behrens, Josef Hoffmann und Henry van de Velde verlegt. Aus Möbeln, Gemälden und Dekorationsgegenständen sind in der Jugendstil-Abteilung von Schloss Gottorf mehrere Räume in diesem schönen Stil entstanden.

Museum Schloss Gottorf
Jugendstil-Ensemble in Schloss Gottorf.

Die Moorleichen von Schloss Gottorf

Wer jetzt noch Zeit und Muße hat, wechsele in die Völkerkunde und die archäologische Sammlung, ebenfalls im Schloss. Höhepunkt dieses Ausstellungsteils mit Artefakten der Stein- und Eisenzeit sind die Moorleichen. Das Museum zeigt nicht nur die Leichen selbst, sondern gibt umfassende Erklärungen dazu, sowohl über Fundort und Finder, also auch über die Ergebnisse der diversen Untersuchungen der Leichen und deren Ergebnisse. Wie es sich für Moorleichen gehört, liegen die in gläsernen Vitrinen, die stark abgedunkelt sind. Etwas besser zu sehen – und zu fotografieren – ist der Schädel von Osterby. Sein gut erhaltenes Haar beweist: Schon vor 2000 Jahren war der Männerdutt en vogue.

Museum Schloss Gottorf
Der Mann von Osterby, ganz modern mit Männerdutt.

Letzte Station meines Gottorf-Rundgangs war schließlich die Nydamhalle, in der das Nydamboot ausgestellt ist. Das habe ich schon einmal als Kind gesehen, die Erinnerung daran ist bis heute geblieben. Das fast 23 Meter lange Boot aus dem Jahr 310 bis 320 nach Christi ist aber auch zu beeindruckend. Es wurde von 26 Ruderern bewegt und soll eine durchaus ansehnliche Geschwindigkeit erreicht haben. Auch das Boot wird nicht nur ausführlich erklärt, sondern in die Zeit seiner Entstehung und Opferung – es wurde versenkt – eingeordnet.

Museum Schloss Gottorf
Das Nydam-Boot in der Nydamhalle.

Fazit: Auch ohne eine Sonderausstellung lohnt sich ein Besuch auf Schloss Gottorf. Für 15 Euro gibt es ein Kombi-Ticket für die laufende Christo-Sonderausstellung und alle weitere Museen auf der Museumsinsel. Und noch ein Tipp: Vor der Besichtigung der Räume im Schloss, vor allem in der Jugendstilabteilung, die Jacke an der Garderobe abgeben beziehungsweise einschließen. Die Räume sind mehr als gut geheizt.

Anmelden

Ich informiere regelmäßig über neue Blogposts

*

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert