Christo und Jeanne-Claude: eine Ausstellung
Schloss Gottorf in Schleswig zeigt eine von den Künstlern autorisierte Ausstellung über Christo und Jeanne-Claude. Sie feiert nicht nur die berühmtesten Werke der Künstler, sondern zeigt auch ihren Weg dorthin und ein beeindruckendes, noch nicht umgesetztes Projekt.
Jeder kennt Christo, spätestens seit er den Reichstag in Berlin verhüllt hat. Ich war da und begeistert. Und natürlich habe ich fotografiert, damals, 1995 noch auf Dias. Ich habe sie vor einiger Zeit professionell scannen lassen, aber natürlich sind sie digital lange nicht so brillant wie als Dias. Aber auch so ist mir der verhüllte Reichstag in sehr guter Erinnerung geblieben. Ebenso wie die Verhüllung des Triumphbogens in Paris und die von Pont Neuf, die ich leider beide nur von Bildern kenne. Diese Großprojekte sind natürlich ein wichtiger Baustein der Christo-und-Jeanne-Claude-Ausstellung in Schleswig.
Die großen Projekte sind aber nur der Schlusspunkt der Ausstellung. Los geht es mit dem verhüllten VW-Käfer von 1961. Der steht gleich am Beginn des Rundgangs. Bis zu der Ausstellung kannte ich dieses Werk von Christo noch nicht.
Christo und Jeanne-Claude in Paris
Im weiteren Verlauf der Ausstellung geht es um die frühen Jahre von Christo und Jeanne-Claude, darum, wie sie sich kennengelernt haben. Welche Künstler sie im Paris der 1960er Jahre trafen und von welchen sie inspiriert wurden. Da ist Lucio Fontana zu nennen, der in seine Leinwände hineingeschnitten hat. Von ihm hängt ein Werk in der Ausstellung, das ich wegen seiner blauen Farbe zunächst Yves Klein zugeordnet hätte. Der ist dort mit einer seiner Anthropometrien der Blauen Epoche vertreten, bei dem weibliche Körper den Pinsel ersetzten. Weitere Christo und Jeanne-Claude beeinflussende Zeitgenossen waren Arman, César und Daniel Spoerri.
Erstmal etwas Kleines verhüllt
Und dann sind da die frühen verhüllten Werke. Ein verhülltes Münztelefon. Verhüllte Zeitschriften und Zeitungen. Von da ist es kein weiter Weg mehr zu den Großprojekten, die ausführlich dargestellt werden. Nicht nur in Fotos und Text, sondern auch mit den Originalzeichnungen, mit denen Christo seine Projekte skizzierte, vorstellte und für sie warb. Ebenfalls dokumentiert ist der lange und steinige Weg zur Verhüllung des Reichstags.
Ganz nahe am Eingang der Ausstellung und folgerichtig auch am Ausgang ist dann eines der bisher nicht realisierten Großprojekte dargestellt: „The Mastaba“, die Skulptur aus 410.000 liegend gestapelten Ölfässern für die Wüste bei Abu Dhabi. Die unglaubliche Höhe von 150 Metern ist anhand der winzigen Figuren, die rund um das Modell im Sand stehen, vorstellbar.
Es ist eine sehr sehenswerte Ausstellung, die das künstlerische Leben von Christo und Jeanne-Claude über die Jahrzehnte dokumentiert. „Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos“ ist noch bis zum 3. September 2023 als Sonderausstellung im Schloss Gottorf zu sehen. Wem der Weg zu weit ist, der kann an digitalen Führungen via Zoom teilnehmen. Kosten fünf Euro. Der Eintritt zur Ausstellung kostet für Erwachsene zehn Euro, ermäßigt acht Euro, Familien 21 Euro, Kinder/Jugendliche drei Euro. Ein Kombiticket, das für Erwachsene 15 Euro kostet, gewährt Zutritt zu allen Museen von Schloss Gottorf. Es lohnt sich.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, den ich mir aber nicht gekauft habe. Ich habe mich bereits 1995 in Berlin mit allerlei Lektüre zu den Werken von Christo und Jeanne-Claude eingedeckt.