Bauhaus gucken, Teil 2 – das Museum in Weimar

Ich habe viel Gutes gehört über das 2019 eröffnete neue Bauhaus-Museum in Weimar. Deshalb habe ich Weimar auf die Liste für meine kleine Rundreise gesetzt. Von einer Hitzeschlacht und Stühlen zum Besitzen.

Das Bauhaus-Museum in Weimar liegt ein bisschen abseits der Innenstadt am Stéphane-Hessel-Platz. Nach einem Architektenwettbewerb ging der Zuschlag an die Architektin Heike Hanada, die den endgültigen Entwurf in Zusammenarbeit mit Benedict Tonon umsetzte. Entstanden ist ein fast fensterloser Kubus aus gegossenem Beton, der auf einem weiten, gepflasterten Platz steht. Mein Besuch an einem sehr heißen Tag hat gezeigt, wo das Problem dabei liegt. Das alles heizt sich in der Sonne mächtig auf, und wer das Museum verlässt, läuft wie vor eine heiße Wand. Angesichts der immer weiteren Erwärmung würde man heute vielleicht nicht mehr so bauen.

Das Bauhaus-Museum in Weimar auf dem großen gepflasterten Platz.
Das Bauhaus-Museum in Weimar auf dem großen gepflasterten Platz.

Ein weiter Überblick über das Bauhaus-Schaffen

Dafür ist es im Inneren dank Klimatechnik schön kühl. So kühl wie der Bauhaus-Stil, der samt seinen Auswirkungen im Museum zelebriert wird. Los geht es unten mit der Vorgeschichte des Bauhauses in Weimar und seiner Geschichte von 1919 bis 1933, dargestellt auf einer Zeitleiste.

Die Wand mit dem Titel "Der moderne Mensch" im Bauhaus-Museum Weimar.
Die Wand mit dem Titel „Der moderne Mensch“ im Bauhaus-Museum Weimar.

Dann folgt im ersten Obergeschoss die Wand 2, überschrieben mit „Der neue Mensch“. Dort hängen Bilder, Fotos und kleine Videowände, auf denen Filme laufen, etwa der russische Film „Aëlita – der Flug zum Mars“ von Jakow Protesanow aus dem Jahr 1924. So ein Stummfilm eignet sich natürlich prima für ein Museum, da plärrt nichts in die andächtige Stille hinein. Bei manchen Exponaten habe ich mich allerdings gefragt, was sie mit dem Bauhaus zu tun haben, etwas bei einem Foto von Rosa Luxemburg aus dem Jahr 1900. Da hätte etwas mehr Erklärung gutgetan. Besonders gut gefallen hat mir das Poster „Der Mensch als Industriepalast“ von Fritz Kahn, das ich noch gar nicht kannte.

Ausblick auf düstere Zeiten

Wohl jeder, der sich mit dem Bauhaus, ob in Weimar oder in Dessau, beschäftigt, hat das Ende dieser stilbildenden Institution im Hinterkopf. Wie die Nazis das Bauhaus töteten. Diese düsteren Zeiten lässt auch das Museum nicht aus. So gibt es an der Wand mit den Gemälden der Bauhaus-Meister und -Schüler zwei Leerstellen. Eine für die „Landschaft mit Fabrikschornsteinen“ von Wassily Kandindsky und eine für „Traum-Stadt“ von Paul Klee. Beide wurden von den Nazis als entartete Kunst beschlagnahmt.

Im Museum gibt es dann im nächsten Obergeschoss all das zu sehen, was es im Bauhaus Dessau nicht mehr zu sehen gibt: die berühmten Design-Klassiker aus dem Bauhaus Weimar, Dessau und später Berlin. Ob Glasgeschirr, Wagenfeld-Lampe oder Lattenstuhl, alles ist im Museum in Weimar zu sehen. Und darf sogar besessen werden. Eine Sammlung von Bauhaus-Stühlen lädt zum Probesitzen ein. Sich darauf niederzulassen, ist ausdrücklich erwünscht. Zum Mitmachen animiert eine Magnetwand mit vorgefertigten Bauteilen des seriellen Bauens nach Walter Gropius, an der sich die Besucher ihr Haus oder mehrere Häuser selbst zusammen puzzeln können.

Museum in Weimar weist ins Heute

Anschließend schlägt das Museum einen großen Bogen vom Alltag im Bauhaus-Stil über seine wichtigsten Protagonisten bis zu den Bühnenprojekten, etwa dem Triadischen Ballett. Im Museum wird ein Film gezeigt, bei dem Tänzer des Bayerischen Staatsballetts München in Originalkostümen die experimentelle Choreografie von Oskar Schlemmer tanzen. Im dritten Obergeschoss werden schließlich noch einmal die bekannten und einflussreichen Bauhaus-Direktoren und ihre Entwürfe gewürdigt. Und ein Ausblick ins Heute gegeben. Besonders gut hat mir ein Schriftzug gefallen, der auf den ersten Blick eine Leerstelle aufweist. Wer sich die darunter hängende Lupe nimmt, entdeckt dort winzig klein geschrieben das Wort „Stadion“. Wie wahr doch diese Feststellung ist.

Schriftzug "Das ... besiegt das Kunstmuseum".
Schriftzug „Das … besiegt das Kunstmuseum“.

Das Museum in Weimar gibt einen guten Überblick über die Entwicklung des Bauhauses und seinen Einfluss auf das Alltagsdesign. Ein Besuch ist eine gute Ergänzung zur Besichtigung des Bauhauses Dessau und der Meisterhäuser. Und es rückt im Kopf etwas zurecht, denn der Begriff Bauhaus ist dem Bauhaus von Weimar, Dessau und Berlin mittlerweile bei vielen abhandengekommen. Denn nein, das Wort bezeichnet eben nicht nur einen Baumarkt.

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