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Ey, Wohnung noch frei?: Vermieter und Ebay-Kleinanzeigen

Ebay-Kleinanzeigen ist eine nützliche Plattform, wenn man gute Nerven hat. Hier lässt sich vieles finden und vieles anbieten. Und es ist ein Beispiel dafür, wie Kommunikation funktioniert oder auch nicht. Nennt mich altbacken, aber ein bisschen Höflichkeit kommt immer gut an. Erfahrungen mit dem Vermieten einer Wohnung über Ebay-Kleinanzeigen.

Wir sind nette Kleinvermieter. Die Familie besitzt zwei Eigentumswohnungen, klein und möbliert, die vermietet werden. Gerade gab es bei beiden einen Mieterwechsel. Dabei habe ich eine Menge Erfahrungen sammeln können, vor allem über das Vermieten via Ebay-Kleinanzeigen. Für Privatvermieter die beste und einzige kostenlose Möglichkeit, Mieter zu finden. Und viel über Interessenten zu lernen.

Ein Schwall an E-Mails

Per Mail trudelten bei mir die Anfragen ein. Gleich aussortiert habe ich die, die sich allzu knapp gefasst haben. Ich sage nur: „Ey, Wohnung noch frei?“. Oder auch: „Hey hoffe alles gut mit ihnen wollte frage ob ich darf in Ihre Wohnung?“ Wobei ich schon gucke, wer da schreibt. Wenn der Name nahelegt, dass es jemand ist, der des schriftlichen Deutschs nicht ganz mächtig sein könnte, drücke ich ein Auge zu und sehe mir die Mail genauer an. Etwas mehr als ein Satz darf es aber schon sein. Schließlich will sich hier jemand gegenüber einem völlig Unbekannten ins rechte Licht setzen.

Dass es auch besser geht, hat mir Khaled gezeigt. Khaled ist aus Syrien, lebt seit sechs Jahren in Deutschland, hat nie einen Sprachkurs belegt und schreibt mich mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ an, dann erzählt er etwas über sich und warum er sich für die Wohnung interessiert. Er legt dar, was er beruflich macht und beendet seine Mail mit „Ich warte auf Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen“. Eine Anfrage, die mich sofort angesprochen hat. Leider hat es mit Khaled aus anderen Gründen nicht gepasst, sonst hätten wir gern an ihn vermietet. Ich habe ihn gefragt, ob er den Text selbst geschrieben hat. Hat er, mit Hilfe eines Wörterbuchs. Da hat sich jemand viel Mühe gegeben.

Es muss nicht sehr förmlich sein

Ich erwarte gar nicht, dass Interessenten so förmlich schreiben wie Khaled, obwohl seine Mail aus den anderen herausgestochen hat. Aber ich erwarte wenigstens eine Grußformel, ein Hallo oder Guten Tag und zum Abschluss viele Grüße oder etwas in der Art. Außerdem ist doch völlig klar, dass ein Vermieter von einem potentiellen Mieter mehr wissen möchte als nur ein mageres „Wohnung noch frei?“. Zwar ist der Wohnungsmarkt hier nicht so schwierig wie in Großstädten, aber letztlich geht es um eine Art Bewerbung, bei der man einen guten Eindruck machen möchte.

Zur Ehrenrettung der Interessenten muss ich sagen, dass etliche darunter waren, die ordentliche Mails geschrieben haben und genau das angegeben haben, was ich als Vermieterin erwarte. Aber es waren eben auch die „Ey-noch-frei-Kandidaten“ dazwischen, und das waren gar nicht so wenige. Mit dem Ärger über die Mails endete das Projekt Vermietung übrigens nicht. Von fünf zur Besichtigung eingeladenen Interessenten sind zwei einfach nicht gekommen. Der eine hat sich gar nicht mehr gemeldet, der andere hatte verschlafen und wollte, dass ich noch ein Stündchen auf ihn warte. Nein, danke.

Der Name ist zweitrangig

Jetzt haben wir ein junges Pärchen gefunden, das in diesen Tagen einzieht. Dass es nicht Khaled geworden ist, hat übrigens nichts damit zu tun, dass er keinen deutschen Namen hat. Wie haben über die Jahre immer wieder Mieter ohne deutsche Wurzeln gehabt und sind stets gut damit gefahren. In jüngster Zeit tatsächlich besser als mit Leuten mit deutschen Namen. Und der neue Mieter ist ebenfalls Syrer. Aber er hat eben auch eine Mail geschrieben, die mich bewogen hat, ihn und seine Freundin zu einer Besichtigung einzuladen. Der Name spielt für uns keine Rolle, das Benehmen schon. Nicht nur bei Ebay-Kleinanzeigen.

Jetzt bin ich erst einmal froh, dass beide Wohnungen wieder vermietet sind. Allen, die nicht zum Zuge gekommen sind, habe ich übrigens höflich abgesagt. Das gehört sich so. Lediglich die Ey-noch-frei-Mails habe ich kommentarlos aus dem Postfach gelöscht.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

Ein Kommentar

  • Roland

    Die einzigen Wohnungen, die ich möbliert annehmen würde, sind Ferienwohnungen, Mietwohnungen niemals, da ich selber viele Möbel bereits habe. Aktuell steht hier mein Herd mit Ceran-Feld und Umluft herum, da ich eine Einbauküche angenommen habe. Mein Kühlschrank wird benutzt und macht die Küche voller, da meine mittlerweile Ex-Frau den bereits vorhandenen Kühlschrank nicht nutzen wollte, laut ihr zu dreckig, für mich reicht ein einmal komplettes Wischen vollkommen aus.

    My 2 cents. ;-)

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