Mieterhöhung: Nicht alle Vermieter sind böse

Ich bin ein böser Vermieter. Ein Miethai. Ich muss eine Mieterhöhung aussprechen. Es geht nicht anders. In meinem Fall dürfte es aber nachvollziehbar sein. Das will ich gerne erklären. Warum nicht alle Vermieter böse sind und welche zwei Seiten dabei beachtet werden müssen.

Ich besitze seit Jahrzehnten eine kleine Eigentumswohnung. 34 Quadratmeter in einer Wohnanlage im Speckgürtel einer deutschen Großstadt. Durchaus eine begehrte Lage. Ich habe die Wohnung Anfang der 80er Jahre als spätere Altersvorsorge angeschafft. Seitdem ist sie vermietet. Der jetzige Mieter ist vor 19 Jahren eingezogen. Seitdem zahlt er immer die gleiche Miete: 185 Euro kalt.

Den Schnäppchenpreis ein bisschen anheben

Höchste Zeit also, diese Summe mal anzupassen. Ich gebe zu, ich habe es schön länger vor, aber habe mich nie dazu aufraffen können. Ich bin ja kein böser Miethai, der ständig mit einer Mieterhöhung daher kommt. Aber 5,30 Euro pro Quadratmeter sind heutzutage doch ein solcher Schnäppchenpreis, dass jetzt etwas passieren musste.

Mit meiner Zurückhaltung über die Jahre habe ich mir allerdings ins eigene Fleisch geschnitten. Nimmt man die Vergleichsmieten im Ort, müsste ich die Miete jetzt um 117 Euro im Monat erhöhen. Ein exorbitanter Sprung. Allerdings gibt es im Mietrecht eine Kappungsgrenze, die eine Mieterhöhung höchstens alle drei Jahre um höchstens 20 Prozent erlaubt. Selbst wenn die Miete sehr lange nicht erhöht wurde.

Dank Kappung nur geringe Mieterhöhung

Heißt konkret: Ich kann die Miete lediglich um 35 Euro im Monat erhöhe. Abzüglich eines Stellplatzes, der anderweitig vermietet ist, sind das 25 Euro. Für den Mieter immer noch ein Schnäppchen. Dass gleichzeitig die Nebenkostenvorauszahlung wegen der gestiegenen Energiepreise in die Höhe geht, ist jetzt Pech. Das kann mir als Vermieterin niemand ankreiden. Mit der Endsumme ist er aber immer noch ziemlich gut bedient.

Ich lese und höre immer wieder von den bösen Vermietern. Höre Horrorgeschichten von Mieterhöhungen, die Mieter in Existenznot bringen. Mir ist natürlich klar, dass es Vermieter gibt, die ständig und wenn rechtlich immer möglich mit einer Erhöhung wedeln. Mir ist auch klar, dass das manchen Mieter in Existenznöte bringt. Aber nicht alle Vermieter sind böse.

Auch Vermieter haben es nicht leicht

Ich bin Kleinvermieter. Ich besitze nur die eine Wohnung. Und ich zahle lange daran ab, um im Alter etwas besser abgesichert zu sein. Natürlich konnte ich die Wohnung nicht aus der Portokasse bezahlen. Und ich habe, siehe oben, sehr lange die Miete nicht erhöht. Deshalb halte ich es für absolut legitim, jetzt mal ein bisschen mehr zu verlangen.

Man kann nicht alle Vermieter über einen Kamm scheren. Ich weiß natürlich, dass eine Wohnung ein anderes Produkt ist als alle anderen. Dass jeder das Recht haben muss, bezahlbar wohnen zu können. Aber nach den vielen Diskussionen um Mieterhöhungen und Mietpreise in den Ballungsräumen schäme ich mich fast, Vermieterin zu sein. Aber das Leben ist nun mal mehr als Schwarz und Weiß.

Abwarten, was der Mieter sagt

Jetzt warte ich mal darauf, wie der Mieter reagiert. Er hat sich in den vergangenen Jahren bereits dadurch hervorgetan, dass er gegen mich auch wegen kleiner Beträge, die er angeblich bei den Nebenkosten zu viel gezahlt hat, vor Gericht gezogen ist. Mal sehen, wie er die Mieterhöhung aufnimmt.

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