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Gesammelte Schwurbelwörter und Sprachmacken

Gerade überfluten sie mich wieder, die Sprachmarotten und Sprachmacken, die Schwurbelwörter und verquasten Formulierungen. Hier kommt eine kleine Sammlung der vergangenen Tage.

Die drei apokalyptischen Reiter des Bauamt-Verwaltungsdeutschen habe ich schon mehrfach angeprangert. Es ist an der Zeit, sie wieder mal ins Gedächtnis zu rufen, um zu zeigen, welche seltsamen Blüten der Hang zur Substantivierung treibt. Die drei sind die Attraktivierung, die Revitalisierung und die Ertüchtigung.

Mehr Qualität beim Aufenthalt

Die Attraktivierung lassen Stadtverwaltungen gern ihren Innenstädten angedeihen, in den Genuss der Revitalisierung kommen Parks. Öffentliche Toiletten werden ebenso wie andere Infrastruktureinrichtungen gern ertüchtigt. Früher wurden Innenstädte aufgewertet oder neu gestaltet, Parks durchgeforstet oder neu bepflanzt und Klos und Kanäle erneuert. Das alles um, auch so ein Schwurbelwort, die Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Der deutsche Hang, jedes Wort möglichst aufzublasen, wird vor allem bei Feiern in Räumen deutlich. Das müssen heutzutage immer Feierlichkeiten sein, und jeder Raum wird zur Räumlichkeit, und sei er noch so klein und unbedeutend. Auch eine von meinen ungeliebten Sprachmacken.

Rezension und Rezession

Der Umgang mit Fremdwörtern ist nicht jedem gegeben. Ein Fundstück, das angesichts der wegen Corona schwächelnden Wirtschaft oft zu finden ist, ist die Rezension. Die, stellen Menschen fest, stehe jetzt bevor. Es wäre schön, wenn es so wäre. Eine Rezension stecken wir alle gut weg, bei einer Rezession sieht das ganz anders aus. Was ein paar Buchstaben doch ausmachen können.

Dann ist das noch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das alle Vorurteile über Verwaltungsdeutsch und Sprachmacken bestätigt. Auf Twitter hat das Amt einen wunderbaren Satz rausgehauen: „Einrichtung von pandemieresilienter Infrastruktur in Form von temporären Radverkehrsanlagen“. Das müssen diese Pop-up-Radwege sein. Radverkehrsanlagen und Ampelanlagen sind übrigens auch Ergebnisse des Hangs, jedes Wort aufzublasen.

Schönes Wortfundstück

Und manchmal ist da ein Moment, an dem eine schöne Wortkreation um die Ecke kommt, die ich gerne in meinen – gesprochenen – Wortschatz aufnehmen möchte, weil sie so verschroben ist. @der_emil hat auf Twitter den Ausdruck „es humbugt“ kreiert, und der gefällt mir sehr gut.

Nachtrag: Die Sache mit dem Humbug hat noch jemand anderes kreiert, Aufschluss darüber gibt der Kommentar.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

3 Kommentare

  • Martin

    Hallo Susanne, ja, das sind wahrlich tolle Wörter! Meine Frau arbeitet in der Verwaltung einer größeren Stadt, und da bringt sie manchmal auch wunderbare Worte mit. Mein all-time-favourite ist das „Straßenbegleitgrün“ :-D

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