Sehnsucht nach der guten alten Post

Die Post ist nicht mehr das, was sie früher war. Was angeblich so kundenfreundlich sein soll, nervt einfach nur. Wie schön ist es da, eine gute alte Post wenigstens zu sehen.

Bei meiner Reise bin ich kurz in Dessau auf der Post gewesen. Da ist die Post noch so, wie sie früher war. Ein imposantes Postgebäude aus der Zeit des Historismus im Stil der Neorenaissance. Die Fassade schmücken Tierfiguren: Fuchs, Seepferdchen und Adler symbolisieren die Transportwege der Post zu Lande, Wasser und – für damalige Zeiten ganz modern – in der Luft. Drinnen gibt es Postfächer und Geldautomaten, und der Postfachraum ist mit Skulpturen geschmückt, von denen ich nicht so richtig weiß, aus welcher Zeit sie stammen und ob ihnen nicht Nazi-Geruch anhaftet.

Innenraum der Post in Dessau mit Vogelfigur.
Innenraum der Post in Dessau mit Vogelfigur.

Post schließt Finanzcenter

Natürlich hat sich auch in Dessau die alte Post gewandelt. Aber irgendwie vermittelt das alte Postgebäude den Anschein, als sei noch nicht alles so seelenlos wie in den modernen Postfilialen. Und vor allem wie in den Postbank-Finanzcentern. Gerade haben wir mit denen keine guten Erfahrungen gemacht. Wir mussten mit unserem 90-jährigen Vater zu einer, und weil er in einer Kleinstadt wohnt, war der Weg zum nächsten lang. Sehr lang, über 35 Kilometer, und wir hatten Glück. Auch dieses Postbank-Finanzcenter ist wenig später geschlossen worden, dann wäre der Weg noch viel weiter gewesen.

Unwürdig auch, dass der alte Herr zunächst in der Schlange und dann für eine längere Beratung vor dem Schalter stehen musste, nachdem er sich bei großer Hitze durch die Fußgängerzone zum Finanzcenter geschleppt hatte. Immerhin hat ihm der Mann hinter dem Schalter fix einen Stuhl geholt. Dass am Nebenschalter ebenfalls eine längere Beratung stattfand und die Schlange hinter uns mittlerweile bis auf die Straße reichte, hat nur uns peinlich berührt. Die Mitarbeiter haben stur weiter ihre Arbeit gemacht. Was hätten sie sonst auch tun sollen?

Bankgeschäfte vor aller Ohren

Ich finde es allerdings ausgesprochen kundenunfreundlich, dass ich nicht mal eben ein Paket aufgeben oder ein paar Briefmarken kaufen kann, wenn gerade zwei Beratungsgespräche gleichzeitig laufen. Das ist nicht so selten, wie es klingt, bei weiteren Besuchen einer Postfiliale bin ich mehrmals umgedreht, weil nichts mehr voranging und die Schlange wieder extrem lang war. Kommt noch hinzu, dass dort Bankgeschäfte so abgewickelt werden, dass etliche andere Leute zuhören können. Jede anständige Bank hat für so etwas extra Beratungsräume. Das scheint die Postbank nicht nötig zu haben. Und dann wollen sie einige der Finanzcenter, die da sind, auch noch schließen. Obwohl der Bedarf doch offensichtlich da ist.

Der Vorgang, den wir Anfang September bei der Post abgewickelt haben, ist übrigens bis heute nicht bearbeitet. Mittlerweile haben wir Anfang Oktober. Inzwischen weiß ich, dass solche Änderungen an Konten zentral in München bearbeitet werden und sich dort eben stapeln. Und offenbar leidet auch die Post an Fachkräftemangel.

Mit meiner Kritik bin ich nicht allein. Gerade habe ich Nachrichten über zahlreiche Kundenbeschwerden zur Postbank gehört und darüber, dass die Finanzaufsicht Bafin jetzt einschreitet. Sie bemängelt erhebliche Beeinträchtigungen bei der Abwicklung des Kundengeschäfts und sehr lange Bearbeitungszeiten. Das alles kann ich bestätigen. Zum Glück sind die Verzögerungen bei uns nicht so gravierend, aber dennoch ärgerlich.

Hauptgebäude der Post in Dessau im Stil der Neorenaissance.
Eine Post, wie sie früher einmal war: ein imposantes Gebäude.

Gerade weil ich mich nach der guten alten Post zurücksehne, hat mir die Post in Dessau so gut gefallen. Das Gebäude atmet noch den Geist der alten Zeit. Dass die Wirklichkeit auch dort etwas anders aussieht, weiß ich natürlich auch.

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