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Grab aussuchen: Erfahrungen mit der Friedhofsverwaltung

Es gibt Dinge im Leben, die möchte man nicht tun müssen. Zum Beispiel ein Grab aussuchen für einen Elternteil. Aber wohl jeder von uns wird irgendwann vermutlich vor dieser Aufgabe stehen. Ich habe sie vergangene Woche erledigt und dabei einiges über deutsche Friedhofsverwaltungen gelernt. Und über Hecken.

Merke: Bei der Auswahl einer Grabstätte geht es nicht darum, was die Hinterbliebenen möchten. Es geht ums Mähen, darum, welche Nachbarn man bekommt und darum, dass nicht überall auf dem Friedhof das möglich ist, was die Menschen wollen. Das alles haben wir gelernt, als wir mit dem Mann vom Friedhofsamt der Stadt ein Grab ausgesucht haben. Beziehungsweise aussuchen wollten. Der entscheidende Passus in der Friedhofsordnung ist erstmal dieser hier:

Die Lage des Wahlgrabes (frühere Bezeichnung „Erbbegräbnis“ oder „Familiengrab“) wird einvernehmlich von den Angehörigen und der Friedhofsverwaltung ausgesucht.

Das entscheidende Wörtchen ist einvernehmlich. Das ist so zu interpretieren, dass die Angehörigen sagen, welches Grab sie möchten, und der Mann von der Friedhofsverwaltung anschließend sagt, warum das nicht geht. Etwa, weil das Grab zu nahe an einer Hecke liegt.

Das Mähen ist das wichtigste

„Dahinter kann so schlecht mit der Maschine gemäht werden, das wollen wir nicht.“ Dasselbe gilt, wenn der Nachbar nicht passt. Wobei es dabei darum geht, dass die Liegezeiten ähnlich lang sein sollen. Wird ein Grab aufgehoben und die Nachbargräber laufen noch lange, bleibt dazwischen eine Lücke, die – natürlich – nicht mit der Maschine gemäht werden kann.

Dann ist da noch die Sache mit der Hecke. Die Friedhofsordnung schreibt genau zwei Einfassungen für das Grab vor. Entweder eine Hecke oder eine Steineinfassung. So hat jeder Friedhof seine Gestaltungsvorschriften. Wir sind für eine Hecke, zwangsläufig, es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Eine Steineinfassung kommt für uns nicht infrage. Mir ist auf anderen Friedhöfen nie aufgefallen, dass dort diese komischen Hecken stehen, deren Höhe und Art vorgeschrieben ist. Jedenfalls in dem Ort, wo wir das Grab ausgesucht haben. So etwas habe ich noch nicht gesehen, und ich gehe gerne und oft auf Friedhöfe.

Das seltsame Aussehen der Hecken ums Grab

Nun denn, wir werden die Variante Lehnsessel nehmen, denn genau wie Seiten- und Rückenlehnen sehen diese komischen Heckeneinfassungen für mich aus. Vor allem, wenn sie alle nebeneinander liegen.

Mit Hecken eingefasste Gräber auf einem Friedhof.
Heckeneinfassung in Reihe, das Modell Lehnsessel.
Grabstelle mit Steineinfassung,
Die Alternative wäre eine niedrige Einfassung in Steins. Passt zum Schottergrab.

Die Alternative wäre das Grab mit Steinrand. Aber das gefällt uns nicht. Zum Glück herrscht hierzulande nicht so viel Stein vor wie auf französischen Friedhöfen. Also wird es die Hecke sein, die natürlich von einer Gärtnerei angelegt werden muss, damit sie in Pflanzenart, Höhe und Anschluss ans Nachbargrab passt. Im Tod ist es eben wie im Leben: Die Nachbarschaft ist wichtig. Das ließ auch der Mann von der Friedhofsverwaltung immer wieder durchblicken. Und ließ mich damit kopfschüttelnd zurück.

Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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