Nahversorger, der neue Supermarkt

Seit einiger Zeit drängt ein Wort aus der Fachsprache in die Umgangssprache: der Nahversorger. Nach und nach löst er den Supermarkt ab.

Der Tante-Emma-Laden ist längst tot, von Ausnahmen einmal abgesehen. Seit einigen Jahrzehnten kaufen wir die Waren des täglichen Bedarfs im Supermarkt, wenn wir nicht sowieso von Aldi, Lidl, Sky oder Famila sprechen. Das Wort Laden, ohne Tante Emma, kommt kaum noch vor.

Nun aber bekommt der Supermarkt Konkurrenz. Er heißt neuerdings immer öfter Nahversorger, und wenn mehrere zusammenstehen – oft ein Discounter und ein Vollsortimenter – spricht man vom Nahversorgungszentrum. Was sich allerdings widerspricht, weil ein Zentrum im allgemeinen im Zentrum liegt, das Nahversorgungszentrum aber üblicherweise an der Peripherie. Discounter und Vollsortimenter sind Fachwörter, die sich ebenfalls langsam in die Alltagssprache einschleichen.

Der Nahversorger liegt unseren Wohngebieten nicht unbedingt nahe, meistens fahren wir mit dem Auto hin, um Waren des kurz- bis langfristigen Bedarfs zu kaufen, wie es so schön heißt. Raumordner – ja, so einen Beruf gibt es – und Stadtplaner sprechen deshalb von Nahversorgung im engeren Sinne und Nahversorgung im weiteren Sinne, wobei weiter weitere Wege bedeutet. Nahversorgung im engeren Sinne meint wirklich nah und zentral, also so, dass wir die Geschäfte zu Fuß erreichen können.

Was waren das für Zeiten, als es noch einen Krämer im Dorf gab. Wo es das überhaupt noch gibt, heißt es heute Nahversorger im Quartier. Es ist eben alles nicht mehr so wie früher, auch die Wörter nicht.

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