Wakenitz-Fahrt: Unterwegs auf dem Amazonas des Nordens

Jeder kennt das: Die Sehenswürdigkeiten am eigenen Wohnort werden gern links liegen gelassen. Meistens denkt man, da komme man irgendwann sicher mal hin, und dann wird es nie etwas. Wenn sich dann doch die Gelegenheit ergibt, etwa mit Besuch, die Ausflugsziele der Umgebung zu erkunden, kann man erstaunliche Entdeckungen machen. So ging es mir mit der Wakenitz, einem Nebenfluss der Trave.

Wakenitz, Amazonas des Nordens, Uferbebauung, Himmel, Wolken
Die Wakenitz an einer ihrer breiteren Stellen auf Lübecker Stadtgebiet.

Es war ein Tag wie aus dem Bilderbuch, als ich am Anleger Moltkebrücke in Lübeck an Bord der „Nadine Quandt“ ging, einem der Ausflugsboote der Quandt-Linie. Von Lübeck aus geht die Fahrt die Wakenitz entlang bis nach Rothenhusen am Nordende des Ratzeburger Sees. Allerdings hat die „Nadine Quandt“ einen kleinen Nachteil für Leute, die fotografieren möchten. Sie hat nur hinten einen kleinen Freisitz mit etwa acht bis zehn Plätzen, alle anderen müssen unter Deck sitzen. Dort lassen sich zwar die großen Fenster öffnen, aber ideal ist das nicht, wenn man Bilder machen möchte. Das zweite Schiff auf der Route, die „Wakenitz“, bietet ein großes Oberdeck für alle, die draußen sitzen möchten.

Wakenitz--Fahrt mit der Nadine Quandt
Die „Nadine Quandt“, das kleinere der beiden Wakenitz-Schiffe.

Es gibt viel zu sehen und zu fotografieren auf den nur 14 Kilometern, die der Fluss lang ist. Die Wakenitz bietet während der Fahrt für jeden etwas: wunderschöne Anwesen der guten Lübecker Gesellschaft mit direktem Wasserzugang (so etwas wir heute nicht mehr erlaubt), grüne Uferstreifen, riesige Wasserflächen, immer wieder kleine Seitenarme und einen riesigen Naturreichtum. Ab der mecklenburgischen Grenze ist die Wakenitz Naturschutzgebiet. Zu DDR-Zeiten verlief die Grenze zwar nicht im, aber direkt am Fluss. Die Wachtposten standen am Wasser, die Natur hatte erzwungene Ruhe und konnte sich einzigartig entwickeln. Dieser Reichtum ist erhalten geblieben.

Die „Nadine Quandt“ tuckert gemächlich durch dieses Paradies. Begleitet wurde sie von vielen Paddlern, Ruderern und Kanuten, die auf eigenen oder gemieteten Booten über den Fluss gleiten. Wir hatten einen wunderbaren Tag mit blauem Himmel, weißen Wölkchen, Sonne und Windstille. Schöner geht’s nicht.

Der Schiffsführer gab unterwegs allerlei Erläuterungen über diesen Fluss, der bereits im Mittelalter aufgestaut wurde und im Lübecker Stadtgebiet streckenweise eher einem See gleicht. Dort kreuzen auch noch kleine Segelboote, die im schmaleren Teil nicht mehr zu sehen sind.

Häuser zum Träumen, lauschige Ecken, die bewohnte Insel Spieringshorst, Seerosenfelder, Schwäne mit weißen Jungen – eine Wakenitz-Besondersheit -, Pfeilkraut-Felder, Schwarzerlen, die kilometerweit das Ufer säumen – die Wakenitz ist ein Kleinod. Schade, dass ich erst so spät darauf gestoßen bin.

Vielleicht motiviert mein kleiner Bilderbogen den einen oder anderen Lübeck-Besucher, ebenfalls eine Fahrt zu unternehmen.

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