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Tatort: Wann kommt der Marzipan-Mörder?

Heute Abend ist wieder Tatort-Zeit. Weil aber parallel die deutsche Nationalmannschaft in Katar ums Überleben spielt, holt das erste einen alten Tatort aus der Kiste. Ich werde ihn trotzdem schauen, weil mich Fußball nicht interessiert. Als eifrige Tatort-Guckerin hätte ich aber ein paar Wünsche an die Reihe.

Immer wenn ein Ermittlerduo wechselt, wäre das doch eine schöne Zäsur, um den Tatort mit neuen Ideen auszustatten. Was fehlt? Ein Bio-Tatort mit regionalen Produkten. Regionales Bewusstsein kann gar nicht überbewertet werden. Schließlich leben die Tatörter vom Föderalismus. Jede Region hat ihren eigenen. Das sollte viel deutlicher werden.

Warum nicht mal ein Tatort op platt?

Spielen wir das doch mal fürs südliche Holstein durch. Ein hiesiger Tatort sollte folgendes bieten: Platt schnackende Ermittler (für den Rest der Republik gibt es hochdeutsche Untertitel), Tatorte – ich meine jetzt nicht den Film, sondern die Orte der Taten – zwischen Rapsfeldern, Lübecker Altstadt, Ratzeburger See, Ahrensburger Schloss und Bungsberg. Kaffeebecher von der Bäckereikette mit dem großen J im Namen auf den Tischen der Kommissare – ach nee, das wäre ja verbotene Schleichwerbung. In der Polizeikantine gibt es zu Mittag Grünkohl aus biologischem Anbau, über den sich Herr Kommissar einen ordentlichen Berg Zucker streut. Im Sommer sitzt der observierende Beamte nicht im Auto, sondern im Strandkorb und beobachtet den Verdächtigen auf der Seebrücke.

Zum norddeutschen Tatort gehören natürlich nicht nur positive Eindrücke. Hierzulande müssten sich die Ermittler auch mit Funklöchern auf dem platten Land, Stau am Ende der A20 vor Bad Segeberg, Schritttempo in Timmendorfer Strand und Scharbeutz an heißen Sommertagen und einer wegen Sturm gesperrten Fehmarnsundbrücke herumschlagen. Dass Norddeutsche maulfaul sind, macht Verhöre mühsam.

Verbrechen ebenfalls ganz regional

So richtig regional ist ein Bio-Tatort außerdem natürlich nur mit regionalen Verbrechen. Einen Marzipan-Mörder am Kellersee, eine Till-Eulenspiegel-Entführung in Mölln und eine Verfolgungsjagd zu Pferde am Segeberger Kalkberg – das wär doch mal was. Aber wahrscheinlich bleibt der Bio-Tatort nur ein schöner Traum.

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Susanne Peyronnet *1960 Wurzeln in Niedersachsen Leben in Schleswig-Holstein Redakteurin seit 1981 Hobbys: Reisen, Lesen, Reiten Musik: Klassik, Klassik, Klassik (Ausnahme Kammermusik) Länder: Deutschland, Frankreich

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