Seliges WoO: Das Werk ohne Opus
Heute ist Ewigkeitssonntag, das heißt für meinen Kirchenchor, dass ein Gottesdiensttermin ansteht. Im Programm diesmal ein WoO: „Selig sind die Toten“ von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901). Der vermutlich bekannteste Liechtensteiner aller Zeiten hat wunderbare Musik für Orgel und für Chöre geschrieben.
„Selig sind die Toten“ ist eines dieser herrlichen Vokalwerke. Wie üblich steht bei den Noten oben der Name des Komponisten und die Opus-Angabe, in diesem Fall WoO. Damit konnte ich zunächst nichts anfangen. Fragen hilft bekanntlich, unser Kirchenmusiker konnte wie aus der Pistole geschossen die Erklärung „Werk ohne Opusangabe“ geben.
Kein Werk ohne Opus bei Google
Googlen hätte nicht weitergeholfen. Unter Opus findet sich dort unter anderem eine Damenmodemarke, ein Ultraschallextinktionsspektrometer (was immer das sein mag) und ein Publikationsserver für studentische Abschlussarbeiten. WoO wird von Google in Woo umgewandelt. Aufgeführt wird eine amerikanische Filmkomödie, ein Lifestyle-Produkt mit Makronährstoffen und eine aufblasbare Fußstütze.
Ein Werk ohne Opusangabe war nicht zu finden. Übrigens habe ich es zum Glück nur mit einem Opus zu tun. Kennt jemand den Plural von Opus? Opusse sind es nicht, Opossums schon gar nicht, aber Opera wäre korrekt. Das bestätigt auch mein alter Sprachbrockhaus von 1940, der Opus als „Werk, das“ erklärt. Schön auch die weiteren Angaben. Das Opusculum ist das Werkchen. Aber diese Angabe habe ich noch nie auf einem Notenblatt gesehen.
WO löst WoO ab
Choristen müssen sich übrigens ab morgen nicht mehr mit dem WoO beschäftigen, jedenfalls nicht mit dem von Rheinberger. Dann übernimmt das WO. In Chor- und Kirchenmusikerkreisen die gängige Abkürzung für Weihnachtsoratorium, vor allem für das eine, das bekannteste Weihnachtsorgatorium, das von Bach.